Motorsport Im hohem Bogen übern Berg
Den MC Jessen führt ein neues junges Team. Warum der Vorstand vergrößert wurde und was den Verein derzeit ausmacht.

Jessen - Rasante Sprünge über Erdhügel, schnelle Kurvenfahrten, hohe Staubfontänen und aufheulende Motoren - das kennzeichnet die Wochenenden auf der Motocross-Strecke in Jessen. Regelmäßig drehen hier junge Männer und einige Frauen auf ihren teils PS-starken Maschinen die Runden.
Seit etwa drei Wochen kümmert sich ein neuer Vorstand um die Geschicke des MC (Motocrossclub) Jessen. „Unser bisheriger Vorsitzender Christian Sabin war aus Zeitgründen nicht mehr angetreten und deshalb haben wir auf der Jahreshauptversammlung einen neuen Vorstand gewählt“, berichtet dessen Vorsitzender Pascal Theimer bei einem Wochenendbesuch der MZ auf der Strecke. „Und wir haben den Vorstand auch um zwei Mitglieder vergrößert, um die Arbeit auf breitere Schultern zu verteilen.“ Seitdem sind Julian Wolter als Stellvertreter, Daniel Eckardt als Streckenwart, Paul Martin Fromm als Schatzmeister sowie Oliver Mennicke als Technikchef weitere Vorstandsmitglieder, wie Pascal Theimer weiter mitteilt.
Rund 40 Mitglieder
Der Verein, der nach wie vor unter dem Dach des ADMV (Allgemeiner Deutscher Motorsportverband) agiert, hat gegenwärtig etwa 40 Mitglieder. Darunter sind einige, die selber zwar nicht auf die Strecke gehen, aber den Verein mit ihren Beiträgen fördern. Wer an den Wochenenden fahren möchte, erfährt derzeit über den Facebook-Auftritt des MC Jessen, an welchen Tagen die Strecke offen ist - in aller Regel jedes Wochenende von März bis Oktober, je nach Wetterlage. „Aber wir werden auch eine Homepage einrichten müssen, weil doch nicht alle in sozialen Netzwerken unterwegs sind“, merkt Theimer auf eine Frage der MZ an.
Das Vereinsleben spielt sich im Grunde an den Wochenenden auf der Strecke ab. Dann drehen nicht nur Vereinsmitglieder ihre Trainingsrunden. „Von 9 bis 54 sind alle Altersgruppen dabei. Wir sind da bunt aufgestellt“, erzählen Pascal Theimer und Daniel Eckardt. Auch etliche Freizeitfahrer kommen auf die Jessener Strecke. Die dann von Vereinsmitgliedern natürlich betreut werden muss. Von den Startgebühren der Freizeitfahrer finanziert sich die Gemeinschaft zum größten Teil. Unter den auswärtigen Fahrern sind inzwischen auch jedes Wochenende zwei oder drei Mädchen oder junge Frauen. „Im Verein haben wir gerade keine aktiven Fahrerinnen.“ Die am weitesten gereisten Motocrosssportler kamen bislang aus Hof, erinnert sich Pascal Theimer. Das deutet an, dass die Jessener Strecke im weiteren Umfeld der heimischen Region einen guten Ruf genießt. „Das mag auch daran liegen, dass wir das ganze Wochenende offen haben“, vermutet der neue Vereinsvorsitzende. „Andere Strecken haben sonntags nur am Vormittag geöffnet. Wir haben immer noch den Nachmittag.“

Klar kann es sein, so die beiden Vorstände Pascal Theimer und Daniel Eckardt, dass es mal Beschwerden über den Motorenlärm gibt. „Darauf reagieren wir natürlich, aber es kommt halt immer auch darauf an, in welche Richtung der Wind steht.“ Eine der nächsten Anschaffungen werde daher auch ein Dezibel-Messgerät, also ein Lärmmesser sein.
Meisterschafts-Strecke
Genau 1.250 Meter lang ist die Strecke, die laut Theimers Kenntnisstand dem Verein gehört. Sie ist als Wettkampfstrecke für die Landesmeisterschaften zertifiziert. Daher darf sie nicht verändert werden. Vor einigen Jahren ist sie gründlich saniert worden. In diesem Zuge wurde auch eine Bewässerungsanlage installiert. Denn an trockenen Tagen, wie es im zu Ende gehenden Sommer etliche gab, würde so mancher vor Staub nicht sehen, wo er hinfährt.

Der MC Jessen ist übrigens nach wie vor offen für weitere Fahrer im Freizeit- wie auch Profibereich, aber auch für Zuwachs als Vereinsmitglieder. Der MC Jessen kann derweil auf eine lange Geschichte zurückblicken. Gegründet wurde er bereits 1958. In den 1950er und -60er Jahren war er eine Hochburg des Motorsports in der DDR. So mancher der Älteren mag sich noch an die K-Wagen-Rennen erinnern. Die kleinen Boliden surrten damals regelmäßig durch aus Reifen aufgeschichtete Schikanen auf einem Kurs im Jessener Neubauviertel. Auch bekannte Namen sind mit dem Verein verbunden. Heiner Schulz war in den 70ern Mitglied der Nationalmannschaft im Motorradrennsport. Sein Bruder Hilmar eiferte ihm nach, wie einem Facebookeintrag zur Geschichte de MC Jessen zu entnehmen ist. Einige Motorsport-Enthusiasten entwickelten dann nach der Wende das Vereinsprofil als Motocrossclub. Auch die Arena am Waldrand entstand in dieser Zeit. Wo gerade wieder die nächsten Starter ihre Runden ziehen. (mz)