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Fünfte Garnisonsschau mit Annaburger Beteiligung

Von H.-DIETER KUNZE 20.05.2010, 18:00

ANNABURG/ALTES LAGER/MZ. - Es wimmelte nur so von Uniformträgern, die friedliche Koexistenz demonstrierten. Da war es keine Exotik, wenn ein ehemaliger NVA-Major mit einem amerikanischen GI fachsimpelte oder russische Soldaten übers Gelände wirbelten.

Auch die Region Jessen war stark vertreten. Militärtechnikfreunde aus Annaburg und Umgebung hatten eine ganze Kolonne in Marsch gesetzt: zwei tschechische Flugplatztankwagen Tatra T 143, einen Ural, einen LuAz-Schwimmwagen, einen LO, eine Gulaschkanone sowie zwei Unterkunfts-Container. Weiterhin drei MZ-Kräder, wie sie einst von Meldern benutzt wurden. Toni Roedler präsentierte stolz seine neueste Errungenschaft, einen kleinen Kettenpanzer mit Radaraufsatz. Der wurde sowohl zur Gefechtsfeldaufklärung als auch zum Schleppen von Artilleriewaffen genutzt. Mit einem Tieflader wurde das Gefährt nach Altes Lager transportiert. Toni Roedler hat zwei dieser Kleinpanzer im vergangenen Jahr direkt von der Polnischen Armee gekauft, natürlich unter strengen Auflagen im Rahmen des Kriegswaffenkontrollgesetzes.

Ein Höhepunkt in Altes Lager war wohl die Parade von Militärfahrzeugen an der St. Barbara-Halle, wie immer fachgerecht moderiert von Vereinsmitglied Wolfram Arndt. Besucher aus zahlreichen Teilen Deutschlands waren angereist und campierten auf dem Vereinsgelände, mehr oder weniger schwere Technik im Schlepp.

Neulinge in Altes Lager waren die Panzerjungs aus Neumünster. Sie haben sich dem Militärmodellbau verschrieben. Rund 30 Panzer unterschiedlichster Herkunft und Bauart hatten sie mitgebracht. Funkferngesteuert jagten die kleinen Flitzer über einen eigens dafür hergerichteten Parcours. "Wir sind das erste Mal in Altes Lager dabei und finden es toll hier", sagte Bernd Flechsig. Dem "Panzerjungen-Alter" war er allerdings schon etwas entwachsen. Ein Europarekord der besonderen Art war in einer gesonderten Abteilung in der Barbara-Halle zu sehen. Präsentiert wurde sie von Jürgen Blum aus Berlin.

Er ist Feuerwerker und zugleich Mitglied im Jüterboger Verein. Seit Jahren sammelt er Granatwerfer aus der Zeitepoche vom 1. Weltkrieg bis hin zur Gegenwart. 906 Granaten verschiedenster Bauart gehören ebenfalls dazu. Blums Hobby wird von höchsten Stellen mit Argusaugen und nach strengen Vorschriften überwacht. "Die Granaten sind alle delaboriert. Sie enthalten keinen Zünder mehr, geschweige denn Sprengstoff", versicherte er gegenüber der MZ.

Nicht nur zum Töten der Gegner waren die abgefeuerten Granaten bestimmt. Die Rote Armee feuerte im Zweiten Weltkrieg auch so genannte Propaganda-Projektile ab. Sie enthielten Flugblätter; sollten demoralisierend auf die Kampfkraft der Wehrmachtsoldaten wirken und auf die Sinnlosigkeit des für Deutschland längst verlorenen Krieges hinweisen.

Die St. Barbara-Vereinsmitglieder hatten sich bei der Vorbereitung und Durchführung der Garnisonsschau erneut alle erdenkliche Mühe gegeben und unzählige Stunden ihrer Freizeit dafür geopfert. Nur eins wollen sie auf keinen Fall: als Verherrlicher von Gewalt, Terror und Krieg am Pranger stehen. Für sie ist es die Aufarbeitung und Erhaltung von militärischer Historie. Das machten die Erklärer, alle mit Namensschild gekennzeichnet, den Besuchern auf dem Gelände immer wieder klar.