Fünfjähriger aus Elster Fünfjähriger aus Elster: Den Krebs fast besiegt

Elster - Nie vergessen werden Katrin und Karsten Röder den 22. Februar 2014. Eigentlich wollten sie den vierten Geburtstag ihres Sohnes Henning beim Kinderkarneval feiern. Doch daraus wurde nichts, er bekam Fieber. Streptokoken-Angina hieß es in der Notaufnahme. Da es ihm trotz starker Medikamentengabe nicht besser ging, wurde ein Blutbild angeordnet. Dieses war so schlecht, dass Henning sofort ins Wittenberger Krankenhaus eingewiesen wurde.
Schreckliche Gewissheit
Nach weiteren Tests war es schnell traurige Gewissheit: Henning hat Leukämie. Für die Eltern ein schrecklicher Augenblick zu erfahren, dass ihr Kind Krebs hat. Die ersten Tage auf der Kinderkrebsstation waren für den kleinen Henning eine Tortur an Untersuchungen, Tests und Operationen. Auch wurde sofort mit der Chemotherapie begonnen.
Viele Gespräche mit Eltern, deren Kinder das Schicksal mit Henning teilten, haben geholfen, den ersten Schock zu überwinden. So wird er wohl seine erste Zimmernachbarin nicht vergessen, denn von ihr und ihren Eltern wurden Röders oft beruhigt und über weitere Schritte der Therapie informiert.
Einen besonderen Wunsch hat der mittlerweile fast sechsjährige Henning Röder. Wenn er die Leukämie besiegt hat, die Chemotherapie vorbei ist, möchte er ein großes Fest . Dazu will er alle einladen, die ihm und seinen Eltern in der hinter ihnen liegenden schweren Zeit geholfen haben - von den Medizinern bis zu Familienangehörigen und allen anderen. Katrin und Karsten Röder wollen ihm gern diesen Wunsch nach dem 12. März erfüllen. Wenn es dann etwas wärmer ist, soll das Fest stattfinden.
Hilfestellung kommt dabei von der in Essen beheimateten Stiftung Kinderträume. Diese versucht, lebensbedrohlich erkrankten Kindern Wünsche zu erfüllen. Der Kontakt zur der Stiftung wurde im Krankenhaus hergestellt. Dabei befragte man auch Henning Röder, denn es werden nur Wünsche realisiert, die die betroffenen Kinder selbst äußern.
Während der stationären Behandlungen wich Karsten Röder seinem Sohn keinen Augenblick von der Seite. Er hatte von seinem erst neuen Arbeitgeber den erhofften Rückenhalt und konnte sich voll und ganz auf Henning konzentrieren. Für dessen Mutter eine schlimme Zeit, denn sie blieb mit den anderen beiden Söhnen zu Hause. Nicolas ging zur Schule und der kleine Bruder Vincent war zu diesem Zeitpunkt gerade drei Monate alt. Fast jedes Wochenende waren sie jedoch im Kinderplaneten (eine Villa der Kinderkrebshilfe Halle e.V.) und konnten so Henning nahe sein. Dort bekamen sie auch bei organisatorischen Fragen Hilfe, sei es bei der Betreuung von Vincent oder dem Ausfüllen bestimmter Formulare.
Für Henning war die Intensivtherapie eine schwierige Zeit, denn oft ging es ihm sehr schlecht. Häufig musste er wegen Fiebers im Krankenhaus bleiben und dadurch verzögerte sich die gesamte Therapie. Oft wurde er auch isoliert, das heißt, er durfte sein Zimmer nicht verlassen.
Eine ganz schlimme Phase gab es, als Henning vier Wochen lang fieberte und selbst die Ärzte ratlos waren. Mediziner zu sehen, die ihrem Kind nicht helfen konnten, das waren wohl die schlimmsten Augenblicke für die Eltern während der gesamten Therapie. Geholfen haben oft Gespräche mit andern Eltern, denn alle haben ähnliche Sorgen und alle verbindet die Hoffnung.
Während der vielen Wochen im Krankenhaus bekam Henning zahlreiche Briefe, Postkarten (den weitesten Weg hatte eine aus Argentinien) und Pakete. Oft auch von seinem Kindergarten „Haus der kleinen Elbspatzen“. Seine Erzieherin und auch die Leiterin haben immer den Kontakt gesucht und gehalten. Sie haben Henning einmal in Halle besucht, für ihn eine riesige Überraschung. Seine Erzieherin hat sehr viel mit den anderen Kindern aus seiner Gruppe über Henning gesprochen, ihnen zum Beispiel erklärt, warum er sich oft optisch sehr verändert hatte. So gab es auch jedes Mal, wenn Henning seine Freunde besuchte, von keiner Seite Scheu oder Berührungsängste. Wenn er ab dem 1. April nächsten Jahres wieder gesund zum Kindergarten gehen kann, wird ihn keiner vergessen haben. Für die Eltern ein schönes Gefühl und eine große Hilfe.
Warum auch Taxiunternehmen aus der Region der Familie halfen und wie stark der Rückhalt aus der Familie war, lesen Sie auf Seite 2.
Einige Male musste der Transport in die Klinik sehr schnell gehen, oft war es nachts, wenn Henning plötzlich Fieber bekam. Eile war geboten, denn jede Infektion konnte für ihn lebensgefährlich sein. Da waren die Taxiunternehmen aus Elster und Jessen immer sofort zur Stelle. Schnellstmöglich wurde ein Auto geschickt, oft ein Bus, da es Henning darin nicht übel wurde. Das ist nicht selbstverständlich, da sind sich die Röders einig.
Bei den vielen stationären Aufenthalten gab es auch schöne Momente, zum Beispiel als der jüngste Bruder Vincent seine ersten Schritte auf dem langen Krankenhausflur machte und alle Patienten und Schwestern sich darüber freuten. Es wurde zudem viel gelacht unter den Kindern, die schnell Freundschaft schlossen und sich umeinander kümmerten, wenn es einem Freund durch die starken Chemos schlecht ging. Dann wurde sich schon mal am Bett versammelt, Geschichten vorgelesen oder man widmete sich Spielen.
Starken Rückhalt fanden die Eltern auch bei ihrer großen Familie, die sich von Linda/ Hartmannsdorf über Elster bis nach Lindenberg (Mecklenburg) zieht. Jeder half wo er konnte. Röders wussten, dass sie sich voll und ganz auf sie verlassen konnten. Ebenso auf ihre Freunde, bei denen sie sich oft wochenlang nicht meldeten, wenn es Henning gerade schlecht ging. Doch wenn man dann wieder Zeit fand, waren alle sofort da. Es gab, so sagen Katrin und Karsten Röder, ihnen eine beruhigende Sicherheit, zu wissen, dass die Freunde so viel Verständnis haben.
Im Oktober 2014 hatte Henning die schlimmste Phase der Therapie hinter sich gebracht. Seitdem läuft die Chemo in Form von Tabletten. Die restliche Zeit bis zum Abschluss darf er zu Hause bleiben und muss nur einmal wöchentlich zur Blutbildkontrolle nach Halle. Oft ist es etwas irritierend, da Henning schon sehr gesund aussieht, es aber noch nicht ist. Sein Immunsystem wird auch durch die leichte Chemo dauerhaft unterdrückt. Jeder Infekt bleibt nach wie vor gefährlich. Aber auch diese Zeit ist fast geschafft, wenn alles gut läuft, ist Henning genau am 12. März 2016 wieder vollkommen gesund. „Ich freue mich, dass er dann wieder alles machen darf“, so Mutter Katrin Röder.
Dank an alle Unterstützer
Lange haben Katrin und Karsten die Krankheit ihres Sohnes nicht öffentlich gemacht. Jetzt, so kurz vor Ende der Therapie, tun sie es ganz bewusst. Ihrer Meinung nach ist jetzt eine schöne Zeit, sich bei allen Unterstützern zu bedanken. Sie wollen und möchten niemanden vergessen, denn jeder, der nur einmal an Henning gedacht hat und ihm Kraft gewünscht hat, diese schwere Zeit zu überstehen, soll sich angesprochen fühlen.
Die Erlebnisse der zurückliegenden Monate, der Kampf von Henning gegen den Krebs hat die Familie noch enger zusammengeschweißt. Sie erlebt alles viel bewusster. Wann immer es geht, haben Katrin und Karsten Röder Zeit für ihre Kinder, unternehmen etwas gemeinsam. Aber vor allem haben sie die große Hoffnung, dass die Leukämie nach dem 12. März ein für alle Mal besiegt sein wird. (mz)