Frauentag in Holzdorf Frauentag in Holzdorf: Verwöhnabend für Frauen

Holzdorf - Es war wirklich keine leichte Aufgabe, welche die vier Holzdorfer Herren da übernommen hatten. An zwei langen Tafeln sitzen im Domizil des Heimatvereins die feierwilligen Frauen. In bester Laune versteht sich. Sollte doch an diesem Abend ihr unermüdlicher Einsatz in Beruf, Haushalt und Familie herausgestellt und sie dafür geehrt werden.
Nicht wie früher mit Ehrennadeln, Medaillen oder Prämien, sondern eben durch die Aufmerksamkeit der Männer, die ihnen, so die Ankündigung des Heimatvereinsvorsitzenden Norbert Jahn, freudig jeden Wunsch von den Augen ablesen würden.
Auf jeden Mann kamen so zehn Frauen. Jedoch war das Verhältnis noch extremer, da im Grunde nur Harald Lehmann und Heinz-Helge Schulze kellnerten. Das allerdings stilvollendet mit Fliege. So eilten diese geschwind herbei, sobald eine Dame sich setzte und das bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn.
Da hatten sich die Plätze zusehends gefüllt. Der fünfte Mann im Raum, DJ Detlef aus Halle, sorgte mit seiner Musik für den nötigen Schwung, so dass Norbert Jahn keine Mühe hatte, „seine“ Frauen mit den Worten: „Nun stürmt mal das Buffet!“ von den Sitzen hoch zu reißen.
Er und auch Alfred Lehmann betätigten sich hauptsächlich als Tresenkräfte. Selbstverständlich folgten die Damen dieser Aufforderung und ließen sich die aus Brandis eingeflogenen und lecker angerichteten Speisen schmecken. Wie das nach solchem Festmahl ist, entwickelten die gut Gesättigten erst einmal ordentlich Sitzfleisch.
Da konnte der DJ zunächst auflegen, was er wollte, kein Titel schaffte es, nicht mal die atemlose Fischerin, sie auf die Tanzfläche zu locken. Lediglich die Münder und Zungen, die wurden weiter fleißig bewegt. Jetzt zum lauten Schnattern, welches so manchen Akkord übertönte.
Und während die Männer langsam ins Schwitzen kamen, tauschten sich die Frauen darüber aus, was sie denn am bevorstehenden, möglicherweise einzigen Frühlingstag des Monats, vorhaben. Wollte die Eine bei den angekündigten warmen Temperaturen ihre Geburtstagsgäste im Freien bewirten, so plante Christina Uhde mit ihrer Susi, einer einjährigen Mischlingshündin, im Garten zu spielen.
Andere freuten sich auf Spaziergänge in der Sonne. Angesichts des schwer abfließenden schlammigen Wassers auf mehreren Höfen kam der Gedanke auf, doch mit dem „Kneipkurhof Pauline“ in Holzdorf eine neue Attraktion zu schaffen.
Heinz-Helge Schulze hatte sich etwas anderes vorgenommen, wie er sagte. Er wolle die Singdrossel suchen, die er schon einige Tage zwitschern höre, aber noch nicht gesehen habe. Dabei hätte er sich doch nur im Saal ein wenig umschauen müssen. Die Stimmung war inzwischen so weit nach oben gefahren, dass jedes Lied, was DJ Detlef auflegte, lauthals mitgeschmettert wurde. Erst recht bei solchen, das weibliche Selbstbewusstsein aufbauenden, wie „Wenn du denkst, ein Mädchen kann das nicht...“.
Genau das war die passende Vorlage für Bärbel Blechle. Mit Künstlernamen „Dolly Day“. Mit ihrem Showprogramm, welches zum großen Teil der unvergessenen Helga Hahnemann gewidmet war, brachte die Alleinunterhalterin das Haus zum Kochen. Zu jedem ihrer Songs kleidete sie sich in Windeseile auf offener Bühne um.
Nicht ohne weiter laut über das Leben im Allgemeinen und Besonderen zu sinnieren. Die 66-Jährige, die im Jahr, nach eigenen Angaben, 95 Auftritte absolviert, war früher beim Landratsamt in Lübben als Sekretärin beschäftigt.
Seit nunmehr 25 Jahren aber verwandelt sie sich regelmäßig in „Dolly Day“. In vier Programmen lässt diese die Zuschauer an ihrer Weltsicht teilhaben. So erklärte sie: „Die LPG-Frauen waren nie krank. Und die Weiber heute? Kaum kommt ein kleiner Wind um die Ecke, liegen die gleich mit 40 Grad Fieber im Bette!“ „Und wir Männer müssen sie dann pflegen!“, setzte Norbert Jahn da gleich noch einen drauf.
Darüber hinaus beschwerte sich der Chef des Heimatvereins, dass sie nur zum Frauentag nach Holzdorf gekommen sei und die Männer am Ort vollkommen vernachlässige.
Das wollte sich Dolly Day nicht nachsagen lassen und versprach, am Männertag als „Stripptöse“ auftreten zu wollen. Nur müsse sie da gut aufpassen. Schließlich gehe bei ihren anderen Auftritten das Ausziehen ruck, zuck. „Als ,Stripptöse’ aber muss ich alles ganz langsam machen.“
(mz)
