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Ehemaliges Konzentrationslager in der Lichtenburg Ehemaliges Konzentrationslager in der Lichtenburg: Ziel ist Datenbank über die Häftlinge

Von Klaus Adam 11.06.2003, 15:38

Prettin/MZ. - Bereits 1998 führte sie ein Praktikum, das ihnen die Martin-Luther-Universität einräumte, nach Prettin. Katja Seybold stammt aus dem Altkreis Jessen, Sven Langhammer aus Herzberg. Inhalt ihrer Arbeit ist ein möglichst lückenloser Nachweis über die Häftlinge, die im Konzentrationslager Lichtenburg eingesperrt waren. Mit noch lebenden bekannt gewordenen Häftlingen führten sie ausführliche Interviews, um die Umstände des Lebens im Lager authentisch zu dokumentieren.

Um an die Namen heranzukommen, stöberten sie im Landesarchiv Merseburg, im Landeshauptarchiv in Magdeburg und im Archiv der Gedenkstätte Ravensbrück. Auch Akten des Verbandes der Verfolgten des Naziregimes (VdN) werteten sie aus. Hilfe bei ihren Recherchen waren den beiden Studenten hauptsächlich Transportlisten, aber auch Geldnachweisbücher. "Die Häftlinge mussten sich von zu Hause Geld schicken lassen. Damit konnten sie sich zusätzliche Lebensmittel kaufen oder Arztkosten bezahlen. Auch für Transportkosten hatten sie aufzukommen", erläuterte Sven Langhammer auf eine Nachfrage zu den Geldbüchern. "Es sind auch Renteneingänge verzeichnet."

Aus den analysierten Zahlen und den Namen auf den verschiedenen Listen erarbeiten Katja Seybold und Sven Langhammer eine Datenbank, in die sie die persönlichen Angaben aller ihnen bekannt gewordenen Häftlinge aufnehmen. So wollen sie den Lebens- und Haftweg jedes einzelnen Häftlings dokumentieren. Über die Geburtsdaten und -orte versuchen sie auch die Sterbedaten herauszubekommen. Die geben wiederum Aufschluss darüber, wer im Konzentrationslager umgekommen sein könnte. Dr. Ute Hoffmann, Moderatorin des Kolloquiums, machte am Beispiel des KZ Buchenwald deutlich, wie das möglich ist: "Mancher junge Beamte weiß eben nicht, dass ,Weimar, Standesamt 2' eben das Konzentrationslager Buchenwald bedeutet."

Zwei der genannten Geldbücher aus dem KZ Lichtenburg, die insgesamt rund 17 500 Einträge enthalten, geben über etwa 3 700 Inhaftierte Auskunft, resümieren die beiden Studenten. 1933 habe es wohl mit 1 700 Häftlingen die Höchstbelegung gegeben, fanden sie heraus. Ab Juli 1937 sinken die Zahlen. Von da an wurden Häftlinge nach Buchenwald überführt.

Sobald die Magisterarbeiten der beiden angenommen und verteidigt sind, wollen sie die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlichen bzw. der Gedenkstätte übergeben.