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Dietmar Brettschneider Dietmar Brettschneider: Jessens Bürgermeister wirft hin

Von Klaus Adam 03.09.2014, 08:31
Jessens CDU-Bürgermeister Dietmar Brettschneider (li.) bei der Einweihung des bislang letzten Großvorhabens in Jessen - der Sport- und Mehrzweckhalle Nord, gemeinsam mit Sekundarschulleiter Thomas Felber.
Jessens CDU-Bürgermeister Dietmar Brettschneider (li.) bei der Einweihung des bislang letzten Großvorhabens in Jessen - der Sport- und Mehrzweckhalle Nord, gemeinsam mit Sekundarschulleiter Thomas Felber. Archiv/Christel Lizenz

Jessen - Dietmar Brettschneider mag nicht mehr Bürgermeister sein. Und zwar so sehr nicht mehr, dass er am Dienstag im Stadtrat seinen Rücktritt zum Jahresende erklärte, obwohl er ohnehin zur Mitte kommenden Jahres seinen Abschied vom Amt nehmen wollte. Denn seine siebenjährige Wahlperiode endet dann. Und schon lange weiß jeder, dass dies für ihn der endgültige Abschied vom Bürgermeisteramt ist. Altersbedingt hätte der 65-Jährige auch nicht noch einmal antreten dürfen.

Gehöriger Paukenschlag

Selbst wenn einige aus der Ratsrunde im Vorfeld manches haben munkeln hören - für die meisten war Brettschneiders Erklärung zu Beginn der Sitzung dann doch ein gehöriger Paukenschlag. Wohl kaum für Sohn Frank Brettschneider, jetzt in der zweiten Wahlperiode Fraktionschef der CDU im Stadtrat. Er wusste von der Entscheidung, sagt allerdings, „familiär reden wir relativ selten über Politik. Das sollte man schon trennen“. Als Fraktionsvorsitzender und Parteikollege seines Vaters zollt er allerdings großes Verständnis für die Entscheidung. „Es hatte sich ja schon angedeutet, dass er mit den letzten Entscheidungen nicht zufrieden ist, insbesondere mit dem neuen Kommunalverfassungsgesetz.“ Für jemanden, der viel in der Stadt bewirkt hat und gestalten konnte, sei es etwa schwer, nun zu erleben, wie kleine Orte wieder mehr Rechte bekommen.

Dietmar Brettschneider ist seit der ersten Nachwendewahl 1990 ununterbrochen CDU-Bürgermeister von Jessen. Im Januar beging er seinen 65. Geburtstag. Seine aktuelle Amtszeit endet im Juli 2015.

Das Amt des Jessener Bürgermeisters wird nun ausgeschrieben. Interessenten können ihre Bewerbung bis 13. Oktober einreichen. Die Wahl findet am 9. November, eine etwaige Stichwahl am 23. November statt. Der neue Bürgermeister wird sein Amt am 1. bzw. 2. Januar 2015 antreten.

Der Bürgermeister selber begründete seine Entscheidung gegenüber der MZ erstmal nur mit der Bemerkung, dass die neue Kommunalverfassung es nun zuließe, in den Ruhestand zu gehen. Er fühle sich „nicht mehr sehr wohl in den Entscheidungen nach vorne“. Brettschneider verwies darauf, dass sich „erfreulicherweise“ ein Teil des Stadtrates verjüngt habe. Und so wolle er den Weg freimachen, auch die Verantwortung für die Verwaltung in jüngere Hände zu geben. Ein Beweggrund sei, „die Handlungsfähigkeit der Stadt“ nicht durch einen längeren Wahlkampf zu belasten, angesichts wichtiger Entscheidungen, etwa in Bezug auf die Beseitigung von Hochwasserschäden. Hier gehe es darum, inwieweit die Stadt in der Lage ist, die Eigenanteile aufzubringen oder die Sache fallen lassen zu müssen.

„Aber ja, ich werde mich bewerben.“

Frank Brettschneider erklärte auf direkte Nachfrage der MZ sein Interesse an einer Kandidatur - vorbehaltlich der Nominierung im CDU-Ortsverband. „Aber ja, ich werde mich bewerben.“

Die Vorsitzenden der anderen Fraktionen im Stadtrat gewinnen dem vorfristigen Rückzug Brettschneiders allerdings nicht nur positive Aspekte ab. Linke-Faktionschef Dietmar Klotz vergleicht mit dem Rücktritt Erich Schmidts (SPD) in Annaburg. Der habe es nicht auf einen extra Wahltermin ankommen lassen, sondern den „Superwahltag“ genutzt. Klotz wünschte sich vom Nachfolger, „dass wir mal Zeiten erleben können, wo Dinge im Stadtrat auch mal ausdiskutiert werden“.

Gabriele Wolf, Fraktion BBP-BI Jessen, räumt ein, dass die Gerüchteküche bereits seit Monaten einschlägig brodelte. Brettschneiders Erklärung habe sie aber doch verdutzt, weil er selbst im jüngsten Hauptausschuss dazu nichts andeutete. Sie hält die Art und Weise des vorfristigen Rückzuges für taktisch kalkuliert. „Denn ich kann nicht nachvollziehen, wie jemand, der dieses Amt so lange engagiert getragen hat, die Amtszeit so kurz abschneidet.“ Und: „Wenn ich aus Altersgründen in den Ruhestand gehen will, dann bereite ich das langfristig vor.“

Es angesichts der kurzen Zeit anderen potenziellen Bewerbern schwer zu machen, ist für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Michael Jahn ein Grund des überraschenden Rücktritts. Wenngleich einschlägige Gerüchte im Vorfeld auch sein Ohr erreicht hätten. Doch von der Möglichkeit zu hören, sei etwas anderes, als nun mit der konkreten Tatsache umzugehen , so Jahn. „Ich habe mich nach der Stadtratssitzung entschlossen, auch als Kandidat anzutreten“, erklärt er. (mz)

Dietmar Brettschneider
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MZ/archiv Lizenz