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Diest-Hof Seyda Diest-Hof Seyda: Am liebsten gleich morgen wieder Schule

Von Gabi Zahn 19.11.2016, 06:00
„Gemischte achte Klasse“: Gäste vom Diest-Hof beim gemeinsamen Unterricht mit den  Schülern der Sekundarschule Jessen.
„Gemischte achte Klasse“: Gäste vom Diest-Hof beim gemeinsamen Unterricht mit den  Schülern der Sekundarschule Jessen. Gabi Zahn

Jessen - Das Ergebnis vorweg: Die bisherigen Treffen sollen erst der Anfang sein: Der Anfang von weiteren Begegnungen zwischen Schülern der Jessener Sekundarschule Nord und Menschen, die im Diest-Hof Seyda leben. Im Religionsunterricht hatten die Achtklässler auf Initiative ihrer Lehrerin Irene Schmiedel die Einrichtung besucht.

Wenige Tage später kommen die Seydaer in Begleitung von Teamleiterin Jacqueline Schindler zum Gegenbesuch in die Jessener Schule. Diesmal sind es ihre Schützlinge, die neugierig fragend durch die Flure des großen Hauses wandeln und sehen wollen, was sich hinter den vielen Türen verbirgt. Sie möchten auch spüren, wie es ist, als Schüler in einer Klasse zu sitzen. „Wie viele Stunden dauert der Unterricht?“, will Christian Albrecht wissen, kaum dass er einen freien Platz gefunden hat.

„Meistens sind es sechs“, hört er, und Beate Hesse stöhnt: „Das ist aber ganz schön lang!“ Als sie dann munter drauflos plaudert, wird sie von Jacqueline Schindler freundlich gestoppt und vernimmt eine Regel, die jeder Schüler beherzigen muss: „Im Unterricht kann man nicht einfach drauflosplaudern. Erst melden und warten, bis du dran kommst.“

Hauptthema der Stunde sind drei Kurzvorträge, die von den Schülern im Rahmen ihres Diakonie-Projektes näher beleuchtet werden: die Historie des Diest-Hofes, das Zusammenleben der Bewohner und die Arbeit in der Tagesförderung. Wichtige Hinweise haben Geschäftsführer Andreas Gebhardt, Freizeit- und Kulturverantwortlicher Werner Srugies, Pfarrer Thomas Meinhof, die Betreuer und natürlich die Bewohner selbst gegeben.

Eines wird an vielen Stellen deutlich: Am meisten interessieren sich die Achtklässler für die Regeln in der Gemeinschaft und für ganz lapidare Alltäglichkeiten: Wie ist der Tagesablauf, wer kümmert sich um das Essen oder um die Wäsche? Wie werden Geburtstage und Jahreszeiten-Feste gefeiert? Wohin geht es im Urlaub? Welche Aufgaben erledigen die Diest-Hof-Bewohner selbst? Wobei stehen die Betreuer zur Seite? Christian kann stolz berichten, dass er sich vorwiegend um die Altkleidersammlung kümmert und vieles selbstständig in Bewegung hält. Außerdem – und das wissen alle im Diest-Hof – fegt er für sein Leben gern das Laub von den Wegen.

Beate Hesse, die sich Mühe gibt, ihren Mitteilungsdrang wenigstens für einige Minuten zu zügeln, wird in der Tagesförderung als „Allround-Genie“ geschätzt. „Ich mache alles gern, vor allem in der Küche“, lässt sie wissen. Rainer Naßkret ist tierlieb und kümmert sich rührend um Pferde. „Er ist ein richtiger Pferdeflüsterer“, lobt Jacqueline Schindler.

Ebenso wie die Schüler schätzen die Besucher aus dem Diest-Hof das gesellige Miteinander. Dabei sind sie so ansteckend lustig und unkompliziert, dass ihre Lockerheit schnell auf alle übergreift. So hat die zeitweilig „gemischte achte Klasse“ viel Spaß an einem Spiel, das alle kennen: „Mein rechter, rechter Platz ist leer...“

Auf der Heimfahrt nach Seyda spürt Jacqueline Schindler die anhaltende Begeisterung in der Gruppe. Die Heilerziehungspflegerin arbeitet seit 2006 im Diest-Hof und kennt die Befindlichkeiten von Christian, Beate und ihren Freunden recht gut: „Einige würden gleich am nächsten Tag wieder in die Schule wollen.“ (mz)