Brieftaubensport Brieftaubensport: Wanderpokal bleibt in Jessen

Gadegast - Die „Wolkenstürmer“ schlugen auch in diesem Jahr wieder kräftig die Fittiche, denn die „Heimatliebe“ war stärker. Das sind auch die Namen von zwei Brieftaubenzüchtervereinen in Elster/Seyda beziehungsweise Jessen. Die Mitglieder verbinden seit Jahren schon besonders enge Freundschaftsbande, und sie gehören mit weiteren Vereinen zur Reisevereinigung (RV) Wittenberg.
Die traditionelle Zusammenkunft mit gemütlichem Beisammensein fand wie immer im Vereinslokal „Zum Wiesengrund“ in Gadegast statt. Nicht ohne Hintergrund: Ingrid Neubert, die Inhaberin, hat im Jahr 2010 den Wiesengrund-Wanderpokal ausgelobt. Erster Preisträger war Dirk Liese aus Seyda, danach zwei Mal in Folge sein Bruder Mario aus Malterhausen. Es folgte Züchter Richard Schulze. Sie gehören dem Verein „Heimatliebe“ Elster/Seyda an. Im vergangenen und nun auch in diesem Jahr konnten die Tauben von Joachim Schrade, Vorsitzender von „Wolkenstürmer“, die Trophäe einfliegen.
Exakt 4.575 Kilometer nahmen in der Flugsaison 2015 insgesamt 14 942 Brieftauben unter die Flügel. Davon wurden zahlreiche Tiere mehrfach aufgelassen. Zurück in die Heimatschläge ging es von Mai bis Ende Juli in zwölf Wertungsflügen. Die Entfernungen lagen zwischen 206 Kilometern von Hildesheim und 659 Kilometern von Oudenaarde. Die mittlere Distanz lag bei 381 Kilometern. 1 245 Brieftauben von 35 beteiligten Züchtern waren aktiv (Durchschnittswerte). (hdk)
Der Modus ist, dass nicht nur ein Wettflug gewertet wird, sondern die eingeheimsten Urkunden und Preise für vordere Plätze insgesamt. Bei Joachim Schrades Tieren waren es in diesem Jahr immerhin 44. Gewertet werden die Brieftauben in den Klassen Altvögel, Altweibchen, jähriges Weibchen, jähriges Männchen und Jungtiere. Eine weitere Trophäe ist der Günter-Schrade-Gedächtnispokal. Er erinnert das Vermächtnis des langjährigen, inzwischen verstorbenen Vereinsvorsitzenden und Mitbegründers des Brieftaubensports in Jessen und Umgebung. Sieger wurde in diesem Jahr Manfred Bachmann, Verein „Wolkenstürmer“. Die Wertung erfolgte beim 547-Kilometer-Flug mit Auflassort Arendonk. Schließlich wurde noch der alljährliche Pokal des Jessener Bürgermeisters ausgeflogen. Gewertet wurde hierbei die Strecke von Oudenaarde in Belgien über eine Distanz von 659 Kilometern. Sieger wurde Manfred Bachmann. Es war zugleich der letzte Wertungsflug von Tauben der Reisevereinigung Wittenberg in der Saison 2015.
Auf der Jahresversammlung in Gadegast gab es auch ein großes Lob von den Taubenfreunden für Mandy Schudde. Sie züchtet zwar keine Tauben, managt aber den ganzen Wust der anfallenden und auszuwertenden Flugdaten. „Sie ist unsere gute Computer-Fee“, sagte Peter Flemming lachend. Er ist Vorsitzender des Vereins „Heimatliebe“.
Allerdings haben beide Vereine des Altkreises Jessen auch arge Probleme. Die Zahl der Interessenten, die dieses außergewöhnliche Hobby betreiben, ist stark rückläufig. Der Verein „Wolkenstürmer“ hat noch vier aktive Züchter, fünf sind es bei „Heimatliebe“. Umso mehr freuen sich deshalb die Brieftauben-Enthusiasten über einen Neuzugang. Sylvio Polczyk aus Niedergörsdorf wurde neuer Mitstreiter bei „Wolkenstürmer“. Joachim Schrade nannte weitere Zahlen. Sie beschreiben die Situation deutschlandweit. Gab es im Jahr 1990 noch 96 000 Züchter, so waren es im Jahr 2005 nur noch 61 000. Der Abwärtstrend hielt weiter an. Mit lediglich 32.000 Züchtern ist in diesem Jahr ein nie gekannter Tiefpunkt erreicht. Als einen der Gründe führt Joachim Schrade die Altersstruktur der Bevölkerung an.
Nichtsdestotrotz wollen die Enthusiasten weitermachen. Wettflüge soll es auch weiterhin geben. Während dieses Jahr die Auflassorte in westlicher Richtung zu den Heimatschlägen im Kreis Wittenberg lagen, ist für 2016 die südwestliche Richtung im Visier. Die Mitglieder der Reisevereinigung Wittenberg streben für 2016 auch eine engere Zusammenarbeit mit den Sportfreunden der RV Bitterfeld an, sagte Joachim Schrade. (mz)