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Bohle-Kegeln in Seyda Bohle-Kegeln in Seyda: Bundesliga im Visier

Von Thomas Tominski 03.04.2018, 11:28
Den Landesmeistertitel haben die Bohle-Kegler des KC Rot-Weiß Seyda bereits in der Tasche. Am 8. April wollen sie in die 2. Bundesliga aufsteigen.
Den Landesmeistertitel haben die Bohle-Kegler des KC Rot-Weiß Seyda bereits in der Tasche. Am 8. April wollen sie in die 2. Bundesliga aufsteigen. Privat

Seyda - Wenn Kegler über das Thema Kugeln philosophieren, ist der Abend gelaufen. „Wer die eigenen Kugeln nicht mit zum Wettkampf nimmt, ist nur zu faul zum schleppen“, betont Vereinsvorsitzender Christian Freitag und präsentiert stolz ein kleines Täschchen mit seinen zwei Lieblingen.

„Das ist eine Glaubensfrage“ , ergänzt Mannschaftskapitän Martin Schulze, der mit diesem Satz die Diskussion neu entfacht. Es geht um glatt, rau, Aufsetzen oder Effet. Schulze holt einen Zettel und erklärt anhand von aufgemalten Kegeln die Schwierigkeit der Entscheidung.

Welche Sorte - bauchig oder gerade - am 8. April auf den Bahnen in Lüneburg stehen, ist ein Geheimnis. Bei einer Frage sind sich alle Kegler des KC Rot-Weiß Seyda einig: An diesem Tag wollen sie nach 2015 ihren zweiten Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern!

Souveräner Durchmarsch

Das Bohle-Team aus dem Landkreis Wittenberg ist in diesem Jahr souverän durch die Verbandsliga marschiert und hat sich am letzten Spieltag in Stendal den Landesmeisterpokal abgeholt. „Unser sechster Titel“, meint der Vereinsvorsitzende, der am 8. April ab 8 Uhr zusammen mit seinen Mannschaftskameraden den i-Punkt auf eine erfolgreiche Saison setzen will. Der Schlachtplan steht.

Einen Tag vor der Aufstiegsrunde in Lüneburg sind die B-Jugendlichen des Kegelclubs Rot-Weiß Seyda, Paul Kötitz und Manuel Frenzel, bereits bei den Landesmeisterschaften in Hedersleben (Landkreis Harz) aktiv. Für den Wettkampf haben sie sich bei den Titelkämpfen des Kreises qualifiziert. Die Besten fahren im Juni zu den Deutschen Meisterschaften nach Kiel.

„Wir reisen einen Tag eher an, gehen zeitig ins Bett und ausgeruht an den Start“, sagt Olaf Hempel, der als Kreisjugendwart die Bahn kennt. „Sie ist schwierig zu spielen“, verrät er. Der Nachwuchs aus dem Landkreis ist dort bereits bei den Deutschen Meisterschaften angetreten. „Es fallen wenig Kegel um“, ergänzt Hempel, der trotz aller Prognosen fest davon ausgeht, dass 900 Holz bei 120 Schub zu schaffen sind.

Mit Empor Rostock, KSV Vetschau, Oberschöneweide und TSV Tungendorf stehen die vier Gegner fest. Die Seydaer müssen mindestens den vierten Platz zum Sprung in die 2. Bundesliga erreichen. „Der Mehraufwand gegenüber der Verbandsliga beträgt pro Saison zwischen 500 und 800 Euro“, erklärt Schatzmeister Philipp Kötitz, der den Rot-Weißen in der augenblicklichen Zusammensetzung den Klassenerhalt zutraut.

Verpflichtungen von neuen Spielern sind nicht geplant. „Es ist schwierig, jemanden zu finden. Viele Kegler sind in ihren Vereinen fest verwurzelt“, meint der Kapitän, der wie alle im Team versucht, die Stunde X so lange wie möglich auszublenden. Gemeldet für das große Aufstiegsfinale sind neben Schulze noch René Arndt, Alexander Freiwald, Hempel, Kai Nerke und Freitag.

Die zwei Ersatzleute werden nach dem Abschlusstraining benannt. „Die anderen kochen auch nur mit Wasser“, sagt der Vorsitzende und erzählt weiter, dass der Adrenalinspiegel wahrscheinlich schon nach der Ankunft in die Höhe schnellt. „Wir gehen 20 Uhr ins Bett“, legt er kategorisch fest und erntet für die Aussage ein kollektives Kopfnicken. 120 Schub sind schließlich kein Pappenstil.

Intensiver Schlachtruf

Nach jeweils fünf „Probeläufen“ auf einer Bahn beginnt für die sechs Kegler der Ernst des Lebens. „Wenn es läuft, bekommt man den Tunnelblick“, verrät Hempel. Und Kapitän Schulze fügt scherzhaft an: „Unser Schlachtruf ist ein langgezogenes Seyda.Da wackelt bei unseren Gegnern vor Aufregung sogar die Turnhose.“

Trotz intensiver Vorbereitung wissen alle, dass Training und Wettkampf zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Routine und Nervenstärke sind in brenzligen Situationen wichtige Trumpfkarten.

Nach 40 bis 45 Minuten ist für jeden Sportler der Wettkampf beendet. Sekunden später verstärkt er den Fanblock. „Unser Ziel kann nur Aufstieg heißen. Sonst brauchen wir gar nicht nach Lüneburg zu fahren“, schallt es wie im Chor. Trotz aller Vorfreude schaut der Kapitän bereits in die Zukunft.

„Wir sind eine sehr erfahrene Truppe. Vier im Team sind älter als 50 Jahre.“ Deshalb wird bei den Rot-Weißen viel Wert auf Nachwuchsarbeit gelegt. Freitag legt seinen Kugelpass auf den Tisch und stößt die Diskussion erneut an. „Wird abendfüllend“, meint Schulze.

(mz)