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Bei «Louise» gab's Aufgaben für Jahrzehnte

Von FRANK GROMMISCH 13.03.2009, 21:11

DOMSDORF/MZ. - Bei dem Treffen in der Domsdorfer "Louise", der ältesten Brikettfabrik Europas, gelegen im Elbe-Elster-Kreis, hatte es einhellige Zustimmung zum Entwurf der "Öffentlich-rechtlichen Vereinbarung zur Regelung der Zusammenarbeit in der Arbeitsgemeinschaft Schwarze Elster" gegeben. Darin ist unter anderem vermerkt: "Die Schwarze Elster wird als ganzheitliches System von der Quelle bei Elstra (Sachsen) bis zur Mündung bei Elster (Sachsen-Anhalt) betrachtet." Die Arge stelle sich die Aufgabe, "entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union tätig zu werden und den Entwicklungsprozess der Fließgewässer und ihrer Auen im Flusseinzugsgebiet der Schwarzen Elster unter Berücksichtigung der vielfältigen Nutzungsansprüche zu moderieren und Interessen ausgleichend zu begleiten."

Einer der Initiatoren, Andreas Claus, Bürgermeister der Stadt Uebigau-Wahrenbrück, zeigte sich hocherfreut, dass nach fünfjährigem Bemühen und zwei Schwarze-Elster-Konferenzen (die MZ berichtete) nun die Gründung der Arbeitsgemeinschaft auf der Tagesordnung stand. Das Gremium habe den Anspruch, mitreden zu wollen, wenn es um wichtige Entscheidungen zur Schwarzen Elster geht und möchte dabei die unterschiedlichen Interessen kanalisieren.

Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren habe man ebenfalls in der Brikettfabrik "Louise" zusammengesessen, um sich darüber zu verständigen, wie der Fluss für den Wassertourismus genutzt werden kann. Doch recht rasch sei bemerkt worden, dass das Aufgabenfeld zu klein gewählt ist, über allem der Umgang mit der Schwarzen Elster stehen müsse.

Ausdrücklich gedankt wurde am Donnerstagabend dem Jessener Günther Erfurt, der sich dafür stark gemacht hatte, dass länderübergreifend zusammengearbeitet wird, die Sachsen-Anhalter nicht allein informativ an den Überlegungen der Brandenburger teilhaben. "Wir wollen mit unserem Projekt nicht an Landesgrenzen Halt machen", formulierte Andreas Claus als einen weiteren Anspruch.

Dass der Beratungsort, die Brikettfabrik, mit dem Anliegen der Anwesenden verbunden ist, darauf wies der Bundestagsabgeordnete Stephan Hilsberg (SPD) hin. Die Region habe von der Braunkohle gelebt und brauchte ein Gewässer, um das Grubenwasser abzuleiten. "Das hat den Fluss beschädigt." Jetzt biete sich die Gelegenheit, die Sünden des Industriezeitalters etwas zu beheben. Dass dies kein leichter Prozess wird, deutete Karin Materne, Referatsleiterin im Landesumweltamt Brandenburg, an. Aber Vorhaben könnten jetzt mit Hilfe der Arge viel schneller auf den Weg gebracht werden. Zu den Arbeitsschwerpunkten gehört dabei, die Renaturierung des Flusses und den Hochwasserschutz in Einklang zu bringen. Zuallererst gehe es darum, die Bürger zu schützen "und dann schauen wir mal, wie krumm man den Fluss machen kann", sagte Karin Materne. In Herzberg, so informierte sie, habe es hierzu bereits Diskussionen unter den Anliegern gegeben. Und auch die Ansprüche der Flächeneigentümer und Landwirte seien dabei zu berücksichtigen, wurde in der Diskussion verlangt. Ein Punkt, dem sich die Arge durchaus bewusst ist, wie Andreas Claus dazu ausführte.

Jörg Hartmann erklärte, dass sich der Landkreis Wittenberg seit mehreren Jahren mit der Entwicklung der Schwarzen Elster beschäftige. Er informierte über einen Beschluss des Kreistags, der das Vorhaben untersetze, aus der Schwarzen Elster wieder einen richtigen Fluss werden zu lassen. "Wir arbeiten in der Arge gern mit", äußerte der Vertreter des Landkreises Wittenberg.

Zu den Entscheidungen, die in der Gründungsversammlung in Domsdorf zu treffen waren, gehörte die Wahl einer ehrenamtlichen Arge-Geschäftsführung. Das Gremium war sich schnell einig und wählte den Bürgermeister von Uebigau-Wahrenbrück, Andreas Claus, sowie die beiden Geschäftsführer von den Gewässerunterhaltungsverbänden "Kremitz-Neugraben" und "Kleine Elster / Pulsnitz", Siegfried Scheibe und Hubertus Brückner.

Die nächsten Absprachen zum weiteren Vorgehen werden dann in der konstituierenden Sitzung der Arbeitsgemeinschaft getroffen. In dieser Beratung soll auch die "Öffentlich-rechtliche Vereinbarung zur Regelung der Zusammenarbeit" beschlossen werden. Derzeit dient der in der Gründungsversammlung akzeptierte Entwurf als Diskussionsgrundlage und kann noch verändert werden.

Dass Andreas Claus in der Arbeitsgemeinschaft auf Tempo drückt, machte er mit seiner Ankündigung deutlich, dass es bereits in der übernächsten Woche ein Treffen mit Landwirten aus dem Elbe-Elster-Kreis geben soll, um über die Aufgaben und Ziele der Interessengemeinschaft zu informieren.

Einig war sich die Runde in Domsdorf, dass es viel Arbeit gibt, wahrscheinlich für mehrere Jahrzehnte.