1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Arzt-Bereitschaft rund um Jessen: Arzt-Bereitschaft rund um Jessen: Wartezeiten werden länger

Arzt-Bereitschaft rund um Jessen Arzt-Bereitschaft rund um Jessen: Wartezeiten werden länger

Von Klaus Adam 17.11.2015, 18:10
In den Altkreisregionen müssen Patienten mitunter länger auf den Bereitschaftsarzt warten.
In den Altkreisregionen müssen Patienten mitunter länger auf den Bereitschaftsarzt warten. Archiv/Adam Lizenz

Jessen/Wittenberg - Seit einem Jahr ist die Reform der kassenärztlichen Bereitschaftsdienste landesweit in Kraft. Sprich, sind die Bereitschaftsbereiche zumeist den Altkreisregionen entsprechend eingerichtet worden. Für Jessen bedeutet dies, aus vorher zwei Bereichen (Jessen/Elster/Seyda und Holzdorf/Annaburg/Prettin) ist ein großer geworden. Ursprünglich gab es sogar mal drei. Für die Region zwischen Elbe und Elster trifft noch ein zweiter Aspekt zu. Die hiesige Ärzteschaft hatte diese Änderung bereits auf eigenen Beschluss zum Julibeginn 2014 vorgezogen. Und schon seit April des Jahres wurden hier keine Namen von diensthabenden Ärzten mehr veröffentlicht, sondern nur noch auf die bundeseinheitliche Rufnummer 116 117 verwiesen. Was zunächst doch mit einigen Schwierigkeiten verbunden war, wie Patienten berichteten

Zahl der Dienste ausschlaggebend

Thomas Steil, der für diesen Aufgabenbereich zuständige Abteilungsleiter bei der Kassenärztlichen Vereinigung in Magdeburg, erklärte den Mitgliedern des Kreis-Gesundheitsausschusses, dass es aus Magdeburger Sicht gleichwohl triftige Gründe für diese Entscheidung gab. Mindestens die zweite Frage eines Krankenhausarztes, den man für den Dienst als Hausarzt werben wolle, sei, so Steil: Wieviele Dienste muss ich denn machen? „Da haben wir in einigen Bereichen in Sachsen-Anhalt deutlich mehr gehabt als im Krankenhaus. Dann waren solche Gespräche auch schon gelaufen.“

Wählt nun jemand die 116 117, gehe im Kreis Wittenberg in der Regel trotzdem der Arzt ans Telefon. Das werde durchgeleitet. Aufgrund der in diesem Jahr gewonnenen Erfahrungen sei für den Bereich Wittenberg eine eigene Leitstelle der Kassenärztlichen Vereinigung eingerichtet worden. „Das hängt mit der Fallzahl zusammen.“

Bereitschaftsärzte haben Patienten mit akuten gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu versorgen, denen ein Warten auf die nächste obligatorische Sprechstunde nicht zuzumuten ist. Für akute und lebensbedrohliche Fälle und solche, „in denen irgendwelche Schäden zu befürchten sind“ ist jedoch auf alle Fälle der Rettungsdienst zuständig. Darauf wies Steil noch einmal dezidiert hin.

Er sagte aber auch: Eigentlich seien die Patienten verpflichtet, den Arzt aufzusuchen. „Soweit sie das können.“ In Wittenberg gebe es eine Bereitschaftsdienstpraxis, die zwischen den Ärzten wechselt. „Da sind sie verpflichtet hinzugehen, bevor sie den Fahrdienst rufen.“

Mehr zum Thema lesen Sie auf der folgenden Seite.

Fallzahlen steigen

Eindeutig musste Steil in seiner Auswertung feststellen, dass die Fallzahlen pro Bereitschaftsarzt steigen. Was insofern logisch erscheine, da die Bereiche ja deutlich größer geworden sind. Dabei sind die drei Bereitschaftsdienstbereiche im Kreis Wittenberg, also Jessen, Wittenberg, Gräfenhainichen, in etwa gleich zugeschnitten. Insbesondere mittwochs und freitags sowie an den Wochenenden bekomme der Bereitschaftsdienst „relativ viel zu tun“, wie Steil anhand der ihm vorliegenden Zahlen einschätzt. An den anderen Tagen weniger. Das hänge mit den jeweiligen längeren Öffnungszeiten der Arztpraxen zusammen.

Kein Vergleich zu vorher

Zahlenvergleiche zum vorhergehenden System lassen sich nicht anstellen. Da vor Oktober 2014 (in Jessen vor Juli 2014) die Telefonnummern der Bereitschaftsärzte in der Zeitung veröffentlicht wurden. Die Ärzte wurden direkt angerufen. „Da hat niemand solche Fallzahlen erhoben.“

Wie sieht nun die Bilanz nach einem Jahr aus? Duplizitätsfälle nehmen freilich zu. Das bringe die Größe der Bereiche mit sich. Es habe Einzelfälle gegeben, dass ein Arzt erst nach mehr als zwei Stunden zur Stelle war. „Das passiert dann“, so Steil, „wenn er auf seiner Anfahrt schon zwei oder drei andere Patienten besucht hat“. Die seither erreichten durchschnittlichen Wartezeiten seien jedoch in Ordnung. Wider Erwarten seien bei der Kassenärztlichen Vereinigung sogar deutlich weniger Patientenbeschwerden eingegangen, als zuvor befürchtet. Auch die zentrale Rufnummer 116 117 sei besser angenommen worden als erwartet. Insbesondere, weil die ärztlichen Ansprechpartner am anderen Ende der Leitung nicht bekannt seien, wären womöglich größere Einwände zu erwarten gewesen, so der Mann aus Magdeburg. Die Leitstellen der Kreise kennen im übrigen die Dienstpläne der Arztbereitschaft. Kritiken seien dafür von einigen Ärzten gekommen, die lieber weiter in kleineren Bereichen unterwegs wären.

Qualität wird geprüft

Zur Qualitätssicherung unterhalte die Kassenärztliche Vereinigung eine Präsenzstelle, „immer zu den Dienstwechselzeiten“. Der dortige Diensthabende sehe auch, ob die Rufe über die Nummer 116 117 angenommen würden oder nicht. Darüber hinaus gebe es einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst, der für die Leitstellen der Kreise Ansprechpartner ist, wenn es Probleme mit einem Bereitschaftsarzt gebe. „Auffälligkeiten werden geklärt“, so Thomas Steil. Wer nachweislich nicht auf Aufträge reagiere, werde durchaus disziplinarisch zur Verantwortung gezogen. Dafür gibt es bei der Kassenärztlichen Vereinigung einen Disziplinarausschuss. Einzelne Fälle, dass Ärzte entsprechend zur Verantwortung gezogen wurden, habe es schon gegeben, „aber das ist der absolute Ausreißer angesichts der Vielzahl von Einsätzen“, stellt Steil klar. Jeweils 46 diensttuende Ärzte gebe es pro Schicht im Land.

Da es in Wittenberg eine Häufung von Einsatzzahlen gibt, sei für diesen Bereich eine eigene Leitstelle eingesetzt worden. Räumlich liege die mit in Halle. Sie sei aber auch aus der Erwägung her wichtig, weil die 116 117 eben immer in Wittenberg aufläuft. Und damit eben nie der Jessener Bereitschaftsarzt dran ist.