Advent in Gentha Advent in Gentha: Nächstes Jahr Weihnachtsfrau?

Gentha - Bereits zum neunten Mal kamen die Genthaer und ihre Gäste auf ihrem Weihnachtsmarkt zusammen. Wie es nun schon Tradition ist, konnten sie zunächst in der kleinen Fachwerkkirche aus dem 16. Jahrhundert einem weihnachtlichen Konzert lauschen.
Mit dabei Pfarrer Thomas Meinhof mit seiner Bläsergruppe, der Seydaer Frauenchor, die Sangesfreunde Listerfehrda und so mancher kleine und große Genthaer. Leo Siegel beispielsweise. Der Fünfjährige stellte sich vor das Publikum im wirklich voll besetzten Gotteshaus und sagte sein mehrstrophiges Gedicht auf wie ein Profi.
Später nach seinem Lampenfieber gefragt, antwortete der Knirps: „Nee, aufgeregt bin ich da nie.“ Der Applaus war ihm nach dieser Leistung natürlich sicher. Wie auch den Chören, die wunderbar bekannte und weniger bekannte Melodien anstimmten, wie das ausgewiesene Lieblingslied der Listerfehrdaer, „Verschneiter Wald“ welches sie mit Akkordeonbegleitung vortrugen.
Aber auch kleine Unsicherheiten können manchmal zu großen Erfolgen führen. Es waren zwei Sängerinnen, die eine mit der Gitarre in der Hand, die das schöne Weihnachtslied „Glockenklang“ vortragen wollten und mit ihren textlichen Schwierigkeiten unfreiwillig den größten Beitrag zur fröhlichen Stimmung im Raum leisteten.
Die Zuhörer schmunzelten nicht nur, sondern halfen mit kräftigem Mitsingen über diese Klippe. Da sich im Anschluss auch bei den Chören kleine Hänger einschlichen und auf der Bühne und im Publikum herzlich gelacht wurde, hätte man fast vermuten können, dass dies Teil einer gekonnten Strategie war.
Aber dem war wohl nicht so. Chorleiter Heinz Geisler von den Seydaer Frauen meinte dazu nur: „Es ist eben schwer, Weihnachtslieder ohne Schnee zu singen.“ In diese gelöste Stimmung hinein fragte Veronika Grabo in ihrem Schlusswort, ob es nicht schön wäre, wenn vor der Kirche zur Adventszeit ein Stern leuchten würde, der den Weg in die Kirche wiese und allen Vorbeigehenden und fahrenden sage: Weihnachten steht vor der Tür.
Und wenn schon ein Stern, aber dann bitte doch ein „echter“ aus dem ostsächsischen Herrnhut. Die sind dort nicht gerade preiswert, aber traditionell gefertigt und weltbekannt. Seit über 160 Jahren leuchten die 25-zackigen, bis zu 130 Zentimeter großen Sterne, aus Papier oder heute auch aus Kunststoff gefertigt, als Abbilder des Sterns von Bethlehem.
Elvera Löwe hatte eine Geschichte zu den Weltwundern in die Kirche mitgebracht, die auch ihr selbst beim Vortragen zu Herzen ging. Sie handelte von Mädchen und Jungen einer Schulklasse, die „ihre“ sieben Weltwunder aufschreiben sollten. Als die Schüler schon fertig waren und von den Pyramiden bis zur Großen Chinesischen Mauer alles aufgeführt hatten, arbeitete ein Mädchen immer noch angestrengt. Sein Fazit war ein anderes: Nicht die großen Bauten sind die wahren Wunder. Es sind solche Dinge, wie „Sehen, Hören, Sich-Bberühren, Riechen, Fühlen, Lachen und Lieben“. Dies hatte das Mädchen notiert. Die kostbarsten Sachen im Leben seien jene, die nicht gekauft und nicht hergestellt werden können. Das sind die wirklichen Wunder, so resümierte das Mädchen.
Genau solch ein Weihnachtsstern schwebt, nachdem die Idee einmal geboren wurde, den Genthaern vor. Die wollen nun fleißig Geld dafür sammeln, auf dass bereits 2017 ein solcher Gruß aus der oberlausitzer Brüdergemeinde ihre Kirche ziert. Auf dem anschließenden Weihnachtsmarkt war genau dies das Thema beim Kaffeetrinken mit lecker Stolle und Kuchen. Aber eben nicht nur das.
Schließlich warteten die Kinder ungeduldig auf ihren Weihnachtsmann. Leo, der vordem in der Kirche so prima ein Weihnachtsgedicht aufgesagt hatte, tat desgleichen auch vor dem Weihnachtsmann, der mit seinem großen Gefolge per Spezialkutsche angerauscht kam. Allein die vier Elfen Larissa, Lisa-Marie, Elisabeth und Lea (alle elf), sowie Wichtel Anni (zehn) halfen ihm, die Päckchen zu verteilen.
Ganz wichtig dabei die Rentiere Philipp und Michael. Letzterer musste beim Reden sogar den Weihnachtsmann (Anke Fritzsche) vertreten, denn der war total heiser und hatte die Stimme einer Frau. Das wiederum inspirierte Dirk Hesse, zu überlegen, ob eine Weihnachtsfrau im Minirock nicht ein attraktiverer Anblick wäre als so ein bärtiger Alter.
Michael Kase machte ihm da Hoffnung mit der nicht ganz ernst gemeinten Bemerkung: „Wir in Gentha schreiben den Posten des Geschenkebringers jedes Jahr neu aus. Vielleicht wird es mal eine Weihnachtsfrau?“ (mz)

