MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher" MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher": Der Weihnachtsmann-Check zum Fest

Siersleben - Weihnachten gilt ja gemeinhin als Fest der Besinnlichkeit. Die Menschen sitzen beisammen, im Kerzenschein, bei einer knusprigen Gans oder sonst einem leckeren Mahl. Für ein paar Tage vergessen sie den Stress des Alltags. Und im Idealfall geht das alles dann in trauter Eintracht vonstatten. Und vor allem: in ruhiger und entspannter Atmosphäre.
Weihnachten ist für jeden Menschen etwas Besonderes. In unserer Adventsserie „Die Weihnachtsmacher“ stellen wir bis Heiligabend all jene heimlichen Helfer und Organisatoren in den Mittelpunkt, die das Fest für andere zu dem machen, was es ist.
Für einen jedoch ist das über die Feiertage gänzlich anders. Denn für ihn ist Weihnachten vor allem eins: harte Arbeit. Von wem wir sprechen? Klar, vom Weihnachtsmann, jenem bärtigen Herrn, ohne dessen Engagement das Weihnachtsfest nicht wäre, was es ist. Nämlich ein Fest des Gebens und Schenkens.
Der Weihnachtsmann wohnt offenbar in Siersleben
Viel weiß man indes nicht über diesen für Weihnachten so wichtigen Kerl. Nicht einmal sein Wohnort steht fest. Manche Menschen meinen, er hause irgendwo im hohen Norden, in Schweden vielleicht, oder in Finnland. Jedenfalls an einem Ort, wo Schnee liegt und es bitterkalt ist. Doch waren die, die das so sagen, offenkundig nie in Siersleben. Denn hier, versteckt hinter schweren Mauern aus Stein, lebt ein Mann, der schon rein äußerlich dem Ideal verdächtig nahe kommt.
So sitzt er da mit weißem Rauschebart, Kirschbaum-Rute und tiefrotem Mantel, versunken in einem weichen Sofa. Seinen dicken Bauch wärmt er am knisternden Kamin. Heiligabend rafft er sich auf, das macht er schon seit vielen Jahrzehnten so. Er packt dann seinen Sack, zieht von Haus zu Haus und beschenkt die Artigen. „Wenn die Kinder mit glänzenden Augen vor einem stehen, dann ist das einfach toll“, sagt der Mann, der sich außerhalb der Festtage nur Mario Modesti nennt.
Der moderne Weihnachtsmann ist motorisiert
Über den Weihnachtsmann kursiert noch manch anderes Gerücht. So flüstern sich die Leute zu, er komme mit dem Schlitten, gezogen von zwölf Rentieren. Darüber kann Mario Modesti nur milde lächeln. Hier jedenfalls, in Siersleben, sind weit und breit keine Rentiere zu sehen. Nur ein kleiner Hund stromert durch den Garten. Und Modesti? Der hat sich angepasst an den Lauf der Zeit. Wenn er Heiligabend loszieht, dann macht er das nicht mit irgendeinem klapprigen Gefährt. Und er geht auch nicht zu Fuß. Nein, er steigt dann in seinen VW-Pick-Up, schmeißt den Motor an und braust so über das weite Land.
Bartlänge: 47 Zentimeter
Bauchumfang: 115 Zentimeter (ausgestopft)
Gewicht des Sackes: Zehn Kilo
Helfer: Keine
Das wird er auch in diesem Jahr wieder tun, sein Terminkalender ist prall gefüllt. Den ganzen Nachmittag, erzählt er, werde er Familien besuchen, den Sack mit den Geschenken lässig über der Schulter. Die Präsente, die gibt es allerdings nicht einfach so. „Es gibt kein Geschenk ohne Gegenleistung“, sagt er. Vorher müsse ein Gedicht aufgesagt oder ein Lied gesungen werden. „So singt die ganze Familie ein Weihnachtslied. Das würde sie ohne den Weihnachtsmann nicht tun.“
Der Weihnachtsmann klagt über die vielen Geschenke, die heute gemacht werden
Seine eigene Familie, denn auch der Weihnachtsmann hat Kinder, muss am großen Festtag auf ihn verzichten. Erst in den Abendstunden, zum Essen, kommt er heim. Ein Grund für Konflikte?
Spricht man mit seinem Sohn Jonas, so scheint man sich damit durchaus arrangieren zu können. „Auf der Couch würde er nur Lebkuchen in sich reinstopfen“, sagt Jonas. „Ich finde es sinnvoll, was er macht.“
Der Weihnachtsmann selbst sieht das naturgemäß genauso. Seit er 16 Jahre alt ist, arbeitet er in diesem Metier, sein Vater machte es ihm vor. Über die Jahre hätten sich die Dinge jedoch auch ein wenig verändert. Nicht nur zum Guten, grummelt er. Die Kinder würden immer mehr Geschenke bekommen, sie seien gar nicht mehr in der Lage, das alles zu überblicken. „Die Geschenke werden nur noch entgegengenommen und aufgerissen, dann kommt das nächste dran“, klagt er sichtlich mitgenommen. Auch der Weihnachtsmann hat eben ein sensibles Gemüt. (mz)
