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Mansfelder Schlosskirche Mansfelder Schlosskirche: Sanierung steht vor dem Abschluss

Von Jörg Müller 29.03.2016, 11:46
Arne Kästner, Steinmetz und Bildhauer aus Salzatal, konserviert die Sakraments-Nische.
Arne Kästner, Steinmetz und Bildhauer aus Salzatal, konserviert die Sakraments-Nische. Jürgen Lukaschek

Mansfeld - Sie ist ein herausragendes Bauwerk der Spätgotik und vom Bund als „Denkmal von nationaler Bedeutung“ anerkannt: die Schlosskirche in Mansfeld. Seit 2010 ist die Kirche in der Regie des Fördervereins Schloss Mansfeld umfangreich saniert worden - jetzt stehen die Arbeiten vor dem Abschluss. „Die Einweihung ist für den 24. Mai geplant“, sagte Volker Schmidt, Vereinsmitglied und Leiter der Christlichen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte, der MZ. Den feierlichen Rahmen werde ein Gottesdienst des Freundeskreises des Evangelischen Jungmännerwerks bilden, so Schmidt.

Im Zuge der Sanierung der Schlosskirche hat der Bauforscher Olaf Karlson aus Halle das Kruzifix untersucht, das bis 1907 am Lettner stand (der Stumpf ist dort noch vorhanden) und seitdem an der Rückwand der Kirche hängt. Karlson konnte nachweisen, was bislang nur vermutet worden war: Das Holz für das Kruzifix ist 1520/21 geschlagen worden, als die Schlosskirche neu errichtet wurde. „Für die Baugeschichte ist das eine spektakuläre Erkenntnis“, so Volker Schmidt, Leiter der Bildungs- und Begegnungsstätte auf dem Schloss. Auch der prächtige gitterartige Lettner mit dem Podest stammt aus der Bauzeit, ebenso wie der Taufstein. (jm)

Begonnen hatte die Sanierung 2010/11 mit der statischen Sicherung von Dach und Mauerwerk. Weil sich die Mauerkrone um bis zu 50 Zentimeter geneigt hatte, mussten Anker eingezogen werden; auf der Mauerkrone wurde ein speziell konstruierter Ringanker eingebaut. Es folgten Arbeiten am Glockenturm inklusive des Glockenstuhls und der Glocke, der Turmuhr und der Fenster. Außerdem wurden die Portale am Turm und an der Kirche restauriert.

Im letzten Bauabschnitt ging es um das Innere der Kirche. Vor allem mussten die Elektrik und die Beleuchtung erneuert sowie Sicherheitstechnik (Brand- und Einbruchmeldeanlagen) installiert werden. Zudem wurden die Wandflächen, Brüstungen, Gewölbe und Rippen gereinigt und konserviert. „Wir haben nicht grundlegend restauriert, sondern den vorhandenen Zustand gefestigt“, sagte Christoph Hänel vom Restauratorenkollegium Blankenburg (Harz). Fehlstellen im Stein, im Putz und in der Farbe seien ergänzt worden. Die aktuelle Fassung stamme von 1974, als die Kirche umfassend restauriert worden sei. „Es gibt kaum Unterlagen darüber, wie der Zustand davor war“, so Hänel. So sei auch die frühere Farbigkeit unklar. Spuren älterer Ausmalungen seien nur noch an wenigen Stellen vorhanden.

Ein Kleinod ist eine Sakraments-Nische, die der freischaffende Steinmetz und Bildhauer Arne Kästner aus Salzatal gereinigt und konserviert hat. Die Sakraments-Nische soll laut dem Chronisten Cyriacus Spangenberg 1438 vom Mansfelder Grafen Volrad gestiftet worden sein und wäre damit das älteste erhaltene Inventar der Schlosskirche. Denn die im 15. Jahrhundert erbaute Kapelle fiel 1509 einem Brand zum Opfer, der die gesamte Burganlage vernichtete. Von der Kirche blieben nur die Außenmauern stehen. Um 1520 wurde die dem Heiligen Georg und der Gottesmutter Maria geweihte Schlosskirche dann neu errichtet und mit der Empore, dem Taufstein und dem schmiedeeisernen Lettner ausgestattet. Nachdem 1540 der katholische Graf Hoyer von Vorderort gestorben war - die beiden anderen Grafen waren evangelisch -, wurde die Schlosskirche evangelisch gewidmet. Zu Weihnachten 1541 predigte Martin Luther in der Kirche - und bereitete sich darauf in den Zimmern vor, die heute „Lutherstuben“ genannt werden. (mz)

Schloss Vorderort in Mansfeld
Schloss Vorderort in Mansfeld
Winterfeld
Blick in die um 1520 erbaute Kirche.
Blick in die um 1520 erbaute Kirche.
Lukaschek