Mansfelder Dialekt Mansfelder Dialekt: "Ich flake mich in de Falle"

Hettstedt - Was ist trecken, kaakeln, rumjochen, latschen? Kein Wörterbuch und keine Internetsuchmaschine würden wohl an dieser Stelle weiterhelfen. Freunde der Mansfelder Mundart wissen aber, welche Tätigkeiten da aufgezählt werden.
Den Dialekt spricht man aber nur noch sehr selten in der Region, sagte Wolfgang Haase, Mundartdichter und -forscher aus Hettstedt, bei einer Mundart-Veranstaltung am Samstag im Brauhaus in der Kupferstadt.
Ein Amerikaner unter den Zuhörern
Unter den aufmerksamen Zuhörern des vergnüglichen Abends war auch Martin Pigan aus Halle. „Ich sprech's im Ansatz und versteh's grad so“, sagte der 29-Jährige, der einst im Mansfelder Land beheimatet war. Mitgebracht hatte er David Ewens, der aus North Dakota in den USA stammt und seit 2011 in Deutschland lebt. „75 Prozent davon verstehe ich schon“, sagte der 23-jährige Amerikaner.
Mundart stirbt aus
Wolfgang Haase tritt bei seinen Vorträgen unter dem Pseudonym „Wollefjank“ auf. Wenn er mit dem Vorlesen beginnt, können sich die Zuhörer auf einen Vortrag voller Inbrunst und Wortwitz freuen. Seine Mission besteht im Erhalt des Mansfeldischen. Denn: „Die Mundart stirbt immer mehr aus“, erzählt er nach dem gut zweistündigem Programm. Er will dabei Erinnerungen an die literarischen Schöpfungen von Mundartdichter wie Franz Kern aufrechterhalten.
„Wollefjank“ hilft beim Übersetzen
Seit 2010 beschäftigt sich Haase mit dem „Mansfeldischen“: Nicht selten wird er dabei auch zum Übersetzer aus dem Deutschen in jene Mundart, mit der das Komikerduo „Elsterglanz“ berühmt wurde. Meist sind es Geschichten über Leute von nebenan oder Familienangehörigen, die Haase mit der besonderen Mansfelder Gemütlichkeit im Wortlaut „übersetzt“.
Schämen sich die Mansfelder etwa ihrer Mundart, fragt eine Zuhörerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Darauf weiß Haase nichts zu sagen. Vorhandenes Desinteresse führt er mitunter auf die Faszination Computer zurück.
Aus drei Wörtern wird eins
Für den interessierten Zuhörer besteht der Charme der Mansfelder Mundart im Gemütlichen. Den Ausdruck „Harderenn“ hören Wollefjank und sein Mundartkollege Winfried Vondran aus Leimbach im Alltag am häufigsten. Waschechte Mansfelder verkürzen eben gern. Heißt, sie machen aus den drei Wörtern „Habt ihr denn“ nur noch eines. „Hat Sie schon einmal jemand als Schwammdutte oder Brummochse bezeichnet und haben Sie das als Angriff empfunden? Vielleicht vollkommen zu Unrecht, schließlich können die Wörter bei uns auch liebevoll gemeint sein“, erklärt Haase grinsend.
Er erzählt Geschichten wie die vom verloren gegangenen Goldzahn und dessen zunächst vergeblicher Suche, die in einer Schnurze (Durchfall) endet. Schuld daran war die voreilige Einnahme von Abführtabletten. Schließlich tauchte der Goldzahn beim Entkleiden wieder auf. Was Wahrheit ist und wie viel Fantasie dahinter steckt, weiß außer Haase wohl niemand. Der aber schwört, dass ihm die Begebenheit von einem Familienmitglied als wahr zugetragen wurde.
Mit Aussprüchen wie „Mich knurrt der Wanst“ oder „Ich flake mich in de Falle“ beendet Haase seinen Mundart-Ausflug, der die knapp 20 Besucher mit einem Lächeln im Gesicht zurückließ. (mz)
