Läden Läden: Feierabend in Siersleben

siersleben/MZ - Abschiedsstimmung in Siersleben. Sowohl der Bäcker als auch die benachbarte Fleisch- und Wurstwarenverkaufsstelle öffnen am Dienstag zum letzten Mal, danach ist Feierabend. Die Mitarbeiterinnen hinter den Ladentischen wollten dazu nichts sagen, sie verwiesen auf ihre Chefs, die allerdings am Montag nicht zu erreichen waren. Ortsbürgermeister Lutz Sommer (Freie Wähler) bestätigte jedoch, dass beide Läden schließen. Grund dafür seien steigende Mieten, so Stadtrat Manfred Lüning (Die Linke) im Gerbstedter Stadtrat.
Doch damit nicht genug, zum Jahresende soll im selben Haus auch noch der Frischemarkt schließen. „Was soll man dazu sagen?“, fragt Marlies Günther (71) bekümmert. „Das ist ganz, ganz traurig“, sagt Edith Böttge. Die 72-Jährige denkt mit Sorge daran, was werden wird, wenn in dem kleinen Laden die Lichter ausgehen. Die Schließung der beiden anderen Läden kann sie zwar verschmerzen, weil der Frischemarkt auch frische Wurst bereithält und auf Vorbestellung sogar frische Brötchen. Doch wenn das letzte Geschäft auch noch schließt, bleiben nur die rollenden Verkaufsstellen oder man muss mit dem Bus nach Hettstedt oder Eisleben fahren.
Lutz Sommer weiß, dass diese Aussicht so manchem im Ort große Sorgen bereitet. Insbesondere ältere Bürger liegen ihm deshalb schon seit Tagen in den Ohren. Doch was soll er machen? „Wir hoffen, dass bei einem Einzugsgebiet von fast 3 000 Leuten wieder jemand kommt. Der Bedarf ist da“, sagte er.
"Eine Sauerei"
Marlies Günther sieht das auch so. Wegen der angekündigten Schließung ist sie schon wer weiß wo gewesen. „Sie haben mir gesagt, in anderen Dörfern ist es auch so“, sagte sie.
Aber die nächsten Monate ist ja der beliebte Frische-Markt noch da, ein kleiner Ort der Begegnung, in dem die Siersleber die Neuigkeiten des Tages austauschen. Dass damit zum Jahresende Schluss sein soll, findet Doris Bährmann jammerschade. Heiko Sprung drückte es noch drastischer aus. „Eine Sauerei“, schimpfte der junge Mann.
Aber kein Einzelfall. In anderen Orten sind die letzten Läden schon längst verschwunden. Im Gerbstedter Stadtrat machte Siegfried Haaßengier (CDU) aus Friedeburg darauf aufmerksam, dass es in seinem Ort schon lange keine Läden mehr gibt. Ein Nachteil sei der Bevölkerung nicht daraus entstanden. Mehrmals am Tag kämen Verkaufswagen nach Friedeburg, bei Bedarf sogar bis vor die Haustür. Stadtrat Haaßengier: „Wenn etwas zugemacht wird, dann stehen die nächsten schon in den Startlöchern.“