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Heimatmuseum Gerbstedt  Heimatmuseum Gerbstedt : "Folterwerkzeug" vom Friseur

Von Wladimir Kleschtschow 10.04.2016, 17:59
uch die Gerbstedter  Ortsbürgermeisterin  Barbara Höhndorf zeigt gern Exponate des Heimatmuseums.
uch die Gerbstedter  Ortsbürgermeisterin  Barbara Höhndorf zeigt gern Exponate des Heimatmuseums. Winterfeld

Gerbstedt - Das Heimatmuseum Gerbstedt ist neuerdings um zwei Exponate reicher. Das sind Bilder von Kurt Pers. Die Werke des ehemaligen Bergarbeiters und späteren Absolventen der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle wurden von den Besitzern als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Der 1920 in Stralsund geborene Pers lebte und arbeitete viele Jahre in Gerbstedt, bis er 2004 starb.

Damit ist die Gesamtzahl der Exponate in dem 2002 gegründeten Museum auf 1.504 gestiegen. Sie stammen von Vereinen und aus Privathaushalten. Viele Gerbstedter schenken dem Museum Gegenstände aus vergangenen Zeiten. Sein Fundus reicht von alten Rasierern und Besteck bis hin zu historischen Bergleute-Uniformen und Vereinsfahnen.

Die alten Zeiten

Ullrich Elster ist einer von denen, die das Museum aufgebaut haben. „Die Anregung kam auch von vielen Bürgern“, erinnert sich der heute 73-Jährige, der seitdem den Besuchern bei Fragen zur Verfügung steht. Während er das ehrenamtlich tut, ist Sandra Holzapfel seit Kurzem „hauptamtlich“ im Museum tätig. Zu diesem Job kam die 42-Jährige im Rahmen einer von der Arbeitsagentur unterstützten Maßnahme, die auf drei Jahre befristet ist.

Bei einem Rundgang taucht der Besucher in alte Zeiten ein - vom Vormittelalter bis hin in die DDR-Zeit. Einige Stuckaturen-Figuren erinnern zum Beispiel an den 969 vom Markgraf Rikdag von Meißen gegründeten Benediktinerinnen-Kloster. Einige Schritte weiter ist ein altes Gusseisen-Ofen ausgestellt. „Der wurde von einer Familie aus Halle geschenkt, die hier mal zu Besuch war“, informiert Elster.

Lustiges Rätselraten

Und was ist das für ein metallisches Gebilde, das an Folterwerkzeuge aus dem Mittelalter erinnert? „Das ist eine Trockenhaube, wie sie in den 50er Jahren von Damenfriseuren genutzt wurden“, erklärt Elster. Doch beim nächsten Exponat muss er teilweise passen. Zwar weiß Elster, dass dieser metallische Gegenstand ebenfalls mit Frauenfrisuren zu tun hatte. Das schöne Geschlecht habe es in den Ofen geschoben, um heiß zu machen, und drehte sich damit Haarlocken. Wie der Gegenstand aber genau heißt, wisse er nicht. Da hilft Sandra Holzapfel. „Es ist ein Brenneisen für die Haare“, sagt sie.

Was aber weder sie noch er wissen, sind die Rangunterschiede an den alten Bergmannsuniformen. Selbst von ehemaligen Bergleuten kennt sich niemand mehr damit aus. „Sie zucken nur mit den Schultern“, bedauert Elster.

Mit seinen zwei Räumen hat das Museum inzwischen Kapazitäten-Probleme. „Wir nehmen nur noch kleinere Sachen an“, gibt Elster zu. Im nächsten Jahr ist übrigens ein kleines Jubiläum: Das Museum besteht dann seit 15 Jahren. Elster und Holzapfel, aber auch die Gerbstedter Ortsbürgermeisterin Barbara Höhndorf hoffen in diesem Zusammenhang auf mehr Besucher. Dabei sollen die Pläne helfen, toristische Höhepunkte in Gerbstedt in einem Programm zu bündeln. Neben einem Museumsrundgang sollen Besucher in die „Unterwelt“ der Stadt absteigen können. Das sind die unterirdischen Gänge des alten Benedikterinnen-Klosters, die demnächst touristisch erschlossen werden sollen. Und dazu - aller guter Dinge sind drei - wird eine Burgenroute gehören: Eine Wanderung zwischen verschiedenen Burgen-Modellen des Gerbstedter Künstlers Günther Beinert. (mz)

Dieser Teil der „Unterwelt“ ist bereits saniert. Hier war mal ein Brauerei-Lager.
Dieser Teil der „Unterwelt“ ist bereits saniert. Hier war mal ein Brauerei-Lager.
Winterfeld