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Zucht im Bergzoo Halle Zucht im Bergzoo Halle: Begehrter Faultier-Nachwuchs

24.07.2015, 07:25
Am 12. März erblickte das momentan noch namenlose Faultier-Baby das Licht der Welt. Der Bergzoo ist seit Jahren engagiert in der Faultierzucht.
Am 12. März erblickte das momentan noch namenlose Faultier-Baby das Licht der Welt. Der Bergzoo ist seit Jahren engagiert in der Faultierzucht. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Es klammert sich ganz fest in das dichte, braune Fell, als sich Mama Charlotte in Bewegung setzt. Kopfüber hangelt sich die Zweifingerfaultier-Dame samt Nachwuchs an einem Ast entlang. An dessen anderem Ende wartet bereits Jutta Heuer mit einer Schüssel Futter auf das Mutter-Kind-Gespann. „Mit Mais kriegt man sie eigentlich immer“, sagt die Säugetier-Kuratorin des Bergzoos in Halle.

Die gemütlichen Vierbeiner haben es der Diplom-Biologin angetan. Um ihren Hals hängt sogar eine Kette mit einem Faultier-Anhänger. Der neuste Liebling in der Runde ist gerade einmal vier Monate alt - und der ganze Stolz des Zoos. Denn das Kleine schreibt den Zuchterfolg des Tierparks fort.

Wenig Nachwuchs in europäischen Zoos

Jährlich würden in den europäischen Zoos knapp 15 Zweifingerfaultiere geboren, erklärt Heuer. Das seien nicht besonders viele. Denn: „Die Warteliste der Zoos, die ein Faultier haben wollen, ist lang.“ Heuer ist nicht nur die Kuratorin für die Säugetiere im Zoo Halle, sondern auch die „Hüterin“ des europäischen Zuchtbuchs der Zweifingerfaultiere.

Der Bergzoo Halle wirkt bei vier internationalen Zuchtprogrammen mit. Die Tiere - vom Malaysischen Tiger über das Zweifingerfaultier bis hin zum Meerespelikan - seien registriert, um sie gegebenenfalls mit anderen Zoos tauschen und so vermehren zu können, teilte der Zoo Halle mit. Zum einen dienen die Programme dem weltweiten Artenschutz, zum anderen soll mit ihnen die genetische Vielfalt der in menschlicher Obhut gehaltenen Tierarten lange erhalten bleiben.

Nach Angaben des Verbands der Zoologischen Gärten gibt es weltweit mehr als 1800 internationale oder regionale Zuchtbücher und -programme. Halle nimmt am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm, dem Europäischen Zuchtbuch, dem Internationalen Zuchtbuch und dem sogenannten Monitoring teil.

„Die Aufgabe fiel mir in den Schoß“, sagt die Expertin. Seit knapp zehn Jahren stellt Heuer nun Zuchtempfehlungen aus, koordiniert den Austausch der Tiere mit anderen Zoos und behält dabei den Stammbaum jedes einzelnen Faultiers im Blick, um etwa Inzucht zu vermeiden. Rund 30 Tierparks in Europa versuchen derzeit, die gemütlichen Gesellen zu bekommen. Rund 240 Faultiere gibt es europaweit in Zooanlagen.

In Halle lebt neben Mama Charlotte und ihrem Nachwuchs auch Faultier-Papa Toni. Bewacht wird die Kleinfamilie von der Stammesältesten: Paula. Sie ist das wohl älteste in einem Zoo lebende Zweifingerfaultier Europas, wie Heuer erklärt. 1971 kam sie als Wildfang nach Halle. Mittlerweile hat sie ein für diese Tierart biblisches Alter von etwa 46 Jahren.

Leipziger Faultierpaar noch kinderlos

So alt ist vor ihr noch kein Faultier geworden. Der Altersrekord habe bisher bei 36 Jahren und 10 Monaten gelegen, sagt eine Sprecherin des Leipziger Zoos. Auch im hauseigenen Tropenparadies, dem Gondwanaland, leben Zweifingerfaultiere: Sid und Faulinchen. Noch ist das Paar kinderlos. Das soll sich bald ändern.

Das kleine Zweifingerfaultier in Halle wurde am 12. März geboren. „Es ist die dritte Faultier-Geburt in Halle“, erzählt Zoodirektor Dennis Müller. Er ist stolz auf diesen Erfolg. Jahrelang fehlte Halle das Glück. Dann erblickten in den vergangenen Jahren gleich zwei Faultiere das Licht der Welt. Sie zogen später nach Rostock und Chester um. Wenn auch der Neuling aus Halle alt genug ist, kommt er auf Empfehlung von Heuer ebenfalls in einen anderen Zoo - um dort hoffentlich für Nachkommen zu sorgen.

Bis dahin soll das Tier natürlich einen Namen bekommen. Niemand wisse bislang, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. „Bei Zweifingerfaultieren ist das schwer zu erkennen“, sagt Heuer. Aber falls es weiblich ist, werde es wohl Birgit heißen - wie Heuers Tochter, die am gleichen Tag wie das Faultier Geburtstag hat.

Nach einiger Zeit hat Charlotte endlich die Schüssel mit Mais und Früchten erreicht. Nun blickt auch ihr Nachwuchs aus dem langen Fell. Im Regenwald von Süd- und Mittelamerika, wo die Tiere normalerweise weit oben in den Bäumen leben, bietet das laut Heuer die beste Tarnung. (dpa)

Das kleine Zweifingerfaultier liegt auf dem Bauch seiner Mutter Charlotte.
Das kleine Zweifingerfaultier liegt auf dem Bauch seiner Mutter Charlotte.
dpa Lizenz