Ehrenamtspreis Wie ein Hallenser Menschen beim beruflichen Aufstieg hilft
Alexander Vogt kämpft für den Erhalt der Schule des zweiten Bildungswegs in Halle. Der Freundeskreisvorsitzende hatte sie einst selbst besucht. Jetzt ist er für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert.
Halle (Saale) - Seit gut zwanzig Jahren gibt es die Schule des zweiten Bildungswegs in Halle: Hier können Erwachsene ihr Abitur nachholen. Über 1.000 Männer und Frauen haben das seit 1991 geschafft. Unter ihnen ist auch Alexander Vogt, der es nicht nur bis zum Abitur, sondern auch bis zu einem Doktortitel geschafft hat. „Ich habe von diesem Angebot des Staates profitiert und möchte nun etwas zurückgeben“, sagt der Hallenser. Das geschieht derzeit in Form des Engagements für den Erhalt der Schule am Standort Halle - denn der steht auf der Kippe.
Kolleg als Landesschule?
Grund dafür ist, dass die Mindestschülerzahl in der Kursstufe derzeit nicht erreicht wird, obwohl aktuell 97 Schüler die Bildungseinrichtung besuchen. Seit 2019 ist Alexander Vogt Vorsitzender des „Freundeskreises des Kollegs und Abendgymnasium Halle (Saale) e.V. “. „Die Vision unseres Vereins ist es, die Schule des zweiten Bildungswegs als Landesschule mit zwei Standorten in Halle und Magdeburg zu sichern“, erklärt der 43-Jährige. Die Bildungseinrichtung soll eine Landeseinrichtung werden, damit das Land nicht nur Eliten fördert - wie es etwa an der Landesschule Schulpforta oder an der Latina der Fall ist. „Vielmehr sollte Spezialbildung auch das Angebot beinhalten, den Menschen einen Aufstieg in der Gesellschaft zu ermöglichen“, erklärt Vogt. Dazu will der Verein am 14. März ein Gespräch mit Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) führen. Einigkeit herrsche in dieser Frage auch mit dem Förderverein der Magdeburger Schule des zweiten Bildungsweges.
Einfach werde die Umsetzung, so sie kommt, nicht: „Dazu ist eine Gesetzesänderung notwendig“, weiß Vogt. Auch im halleschen Bildungsausschuss wurde das Thema bereits diskutiert, inklusive der Probleme, die eine angedachte Zusammenlegung mit der KGS Humboldt bringen würde. „Man kann Kurse der Abendschule oder des Kollegs nicht mit den Abiturkursen der Schule zusammenlegen. Das passt wegen der unterschiedlichen Lebenswelten von Jugendlichen und Erwachsenen nicht“, erklärt Vogt aus eigener Erfahrung. Als Schüler, kurz nach der Wende, habe er andere Prioritäten gehabt und einen Realschulabschluss gemacht. Dann, mit 19 Jahren, habe er sich entschlossen, das Abitur am Kolleg nachzuholen. „Dafür bin ich zuvor ein halbes Jahr nach Neuseeland gegangen, um Englisch zu lernen“, berichtet er. „Ich habe die drei Jahre Schule durchgehalten, weil ich zielstrebig bin“, ergänzt er. Höchsten Respekt habe er für diejenigen, die nach einem vollen Arbeitstag drei Jahre lang an jedem Wochentag ab 17 Uhr die Schulbank drücken und so das Abitur schaffen - also in der Abendschule.
Freundeskreis zeichnet beste Absolventen aus
Vogt legte 2001 sein Abitur ab und studierte anschließend Geografie, Ethnologie und Wirtschaftswissenschaften in Freiburg im Breisgau, Straßburg und Montreal. Unter anderem war er über sieben Jahre Büroleiter des Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments in Brüssel. 2019 kehrte er nach Halle zurück und engagiert sich seitdem für „seine“ Schule des zweiten Bildungswegs. Aktuell unterrichtet er Wirtschaft, Sozialkunde und Geografie am Elisabeth-Gymnasium. Der nur 18 Mitglieder starke Freundeskreis ist jedoch nicht nur bildungspolitisch unterwegs. Auch die ganz konkrete Förderung der Schule und der Schüler etwa durch die Suche nach Sponsoren für neue Bänke oder die jährliche Auszeichnung der besten Absolventen steht auf dem Plan. „Und wir werben für die Schule, wollen sie noch bekannter machen“, so Vogt, der mit seiner Biografie die beste Werbung ist.