Bürgerpreis Wie ein Hallenser aus der Spielsucht heraus fand
Stefan Börner war jahrelang spielsüchtig. Erst als es fast zu spät war, wurde er durch eine böse Geschichte wachgerüttelt. Nun engagiert er sich in der Selbsthilfe.
Halle (Saale)/MZ - Stefan Börner aus Halle ist mittlerweile bundesweit bekannt: Bei Fernsehauftritten wie zuletzt im MDR oder bei der Talkrunde im SWR-Nachtcafé mit Michael Steinbrenner geht er sehr schonungslos und offen mit der eigenen Geschichte um. Denn der heute 58-Jährige war spielsüchtig, hat seit seinem 16. Lebensjahr Geld an Automaten verzockt und zuerst das Konto überzogen, dann Geld bei seinem Arbeitgeber unterschlagen, um spielen zu können. „2005 wurde ich erwischt, als ich Geld vom Firmenkonto auf meins überwiesen habe. Ich war froh, mich zu outen“, erzählt er.
Selbsthilfe vor Ort und online
Es hatte sich zuvor alles ums Geld gedreht, auch seine Familie vernachlässigte er. Aber er saß einen Teil einer vierjährigen Haftstrafe nicht nur reumütig ab, sondern begab sich in eine Suchttherapie und besuchte als Freigänger eine Selbsthilfegruppe. Heute leitet er selbst eine Selbsthilfegruppe Glücksspiel in Halle, die sich 14-tägig in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Neustadt trifft. Darüber hinaus engagiert er sich auch im bundesweiten Fachverband Glücksspielsucht und bietet dort als einer von drei Moderatoren eine bundesweite Online-Selbsthilfegruppe an. Und: Er ist nun für den Bürerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert.
Stefan Börner will nicht nur über den schleichenden Weg in die Sucht aufklären und Wege heraus aufzeigen, die Gruppen geben dem gelernten Industriekaufmann auch selbst viel. „Bei uns darf gelacht und geweint werden. Aufklären, mahnen und wachrütteln ist mein Motto“, sagt er. Und: Er ist seit Sommer 2012 stabil, also ohne Rückfälle.
Sucht ruiniert auch die Familie
Spielsucht, das kennt Börner nur zu genau, hat dieselben Begleitsymptome wie andere Süchte: Nervosität, Aggressivität, Schweißausbrüche. Der Unterschied: „Es ist die Sucht, mit der man sich und seine Familie am schnellsten ruinieren kann“, so Börner.
Deswegen ist er auch bundesweit im Fachverband aktiv, um die Bedingungen zu verändern. „Die Reduzierung von Spielhallen ist ein Ziel“, sagt er. Er beklagt weiter, dass Sachsen-Anhalt das einzige Bundesland ist, das keine Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht hat. Auch dafür will er weiter kämpfen: „Ich habe eine sinnvolle Aufgabe, die mir Kraft gibt“, betont Stefan Börner.