"Wetten dass ...?" in Halle "Wetten dass ...?" in Halle: Von nackigen Stadträten und Pfiffen gegen Lanz

Halle (Saale) - 33 Jahre lang war die ZDF-Sendung "Wetten dass ...? das Highlight und später der Dino unter den Fernsehshows im deutschen Fernsehen. Vier Moderatoren - dabei mit Thomas Gottschalk einer gleich mehrfach - gaben dem Samstagabend-Event ihr Gesicht und bescherten dem Zweiten Deutschen Fernsehen gigantische Einschaltquoten.
Zwischen 2006 und 2013 machte der Tross auch in Halle Station - insgesamt viermal. Hier ein kleiner Rückblick:
1. April 2006
Das Jubiläum von "Wetten dass...?" war zwar eineinhalb Monate eher, dennoch feierte das ZDF den 25. Geburtstag seiner Erfolgsshow am 1. April 2006 und dabei auch den ersten Auftritt in Halle. Es ist zugleich die erste Sendung aus Sachsen-Anhalt überhaupt.
Thomas Gottschalk nimmt 13,5 Millionen Fernsehzuschauer und das Saalpublikum in Halles Messe-Arena mit seiner Rückzugsankündigung nach Ende der Show gehörig auf die Schippe. Der "Aprilscherz" sorgt für tausende Anrufe beim Sender und wird erst später aufgelöst.
Was bleibt noch in Erinnerung? Hollywood-Star Tom Cruise lernt, wie man Windeln wechselt, der Auftritt der Band Tokio Hotel geht im Gekreische von drei Dutzend Teenies unter, Schauspieler Armin Rohde löst seine Wettschuld ein und tritt als Sumo-Ringer an und der italienische Schauspieler Roberto Benigni unternimmt spontan einen Ausflug ins Publikum.
Spannend wird es für die Hallenser, als Thomas Gottschalk die Stadtwette preisgibt: 40 hallesche Stadträte, nur mit einem Handtuch bekleidet, müssen in einen Straßenbahnwagen, der zur Sauna umgebaut ist. Und ein echter Finne soll einen Aufguss machen.
10.000 Hallenser sind auf dem Markt und verfolgen das Geschehen. Am Ende zählt Peter Sodann 43 Stadträte in der auf 60 Grad Celsius aufgeheizten Bahn - "Halle hat gewonnen!"
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1. März 2008
Die 174. Ausgabe der Sendung sehen 10,3 Millionen Zuschauer an den Bildschirmen und 2.400 in der Messe-Halle. Für jeden Fan ist etwas dabei und jeder Gast hat etwas mitgebracht: Schauspieler Armin Rohde, seit einem Nacktauftritt vor Jahren Gottschalks Lieblingsgast, preist eine Komödie an, die bald im Fernsehen laufen wird. Ex-Teeniestar Sasha stellt einen Kinofilm vor, Rocksänger Lenny Kravitz seine neue Single, Pop-Elfe Leona Lewis ihr Album. Später kommen noch Heiner Lauterbach und Kai Wiesinger, um auf die Premiere des Dramas "Gustloff" hinzuweisen.
Wegen Sturmtief "Emma" kann die Stadtwette nicht wie geplant auf dem Markt stattfinden. 100 Männer sollten sich einfinden, als "Beatles" verkleidet - eine Reminiszenz an Halles Beatles-Museum - und, gemeinsam mit den Prinzen, "Yellow Submarine" singen.
Und das ZDF bleibt streng: Vor der Halle harren zwei, drei Dutzend Zaungäste aus. Viele von ihnen wären bereit, sich als Beatle herrichten zu lassen. Doch ohne Kostüm oder wenigstens einen Anzug gibt es keinen Weg ins Warme - selbst der Vorraum der Halle bleibt den überwiegend jungen Fans versperrt.
Am Ende stehen nur 63 Pilzköpfe auf der Bühne - da kennt selbst Thomas Gottschalk kein Erbarmen. Aber jeder ist sicher: "Hätte die Stadtwette auf dem Markt stattgefunden, wäre sie nie, nie, nie verloren gegangen", so ein Hallenser.
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10. Februar 2011
Die 193. Sendung sehen 10,5 Millionen Fernsehzuschauer. Ihnen werden perfektes Gute-Laune-Fernsehen ohne Leerlauf und ein Moderator geboten, der wie befreit wirkt. Bei den Wetten wird tunlichst auf jedes Spektakel verzichtet.
In der Halle-Messe meistert Moderator Thomas Gottschalk die schwierige Aufgabe, den Spagat zwischen Frohsinn und einem Bezug zu den tragischen Ereignissen der vergangenen Sendung hinzubekommen. Zehn Wochen vorher war Wettkandidat Samuel Koch aus Südbaden schwer verunglückt.
Auf dem Programm stehen das Pop-Duo Roxette und Udo Lindenberg, den Höhepunkt bildet die Band Take That mit Robbie Williams. Model Naomi Campbell, Jan-Josef Liefers und Max Raabe nehmen auf der Couch Platz.
Halleluja! Das hat Thomas Gottschalk wohl nicht erwartet: Tausende Hallenser waren trotz eisiger Kälte auf den Markt gekommen, um bei der Stadtwette gegen den "Wetten, dass ...?"-Moderator anzutreten. Auf 500 Flaschen soll der berühmte zweite Satz des "Messias"-Oratoriums von Händel geblasen werden - für echte Hallenser doch kein Problem! Der Lohn für ein sauber intoniertes "Halleluja" auf 600 Flaschen ist ein Lob von Gottschalk. "Das ist ja kein Geschepper, sondern echte Musik", so der Verlierer.
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9. November 2013
Die letzte „Wetten, dass ...?“-Sendung aus Halle bringt nicht die erhoffte Wende hin zum Besseren: Mit nur 6,55 Millionen Zuschauern hat das angeschlagene ZDF-Unterhaltungsflaggschiff einen neuen Tiefpunkt in der Publikumsgunst erreicht. Daran können auch Stars wie Celine Dion und Sting nichts ändern.
Für Halle ist die Sendung einmal mehr ein Erfolg. Die Einwohner der Saalestadt gewinnen die Wette gegen Moderator Markus Lanz. Mindestens 1.000 Menschen sollen auf dem Markt gelb verkleidet einen riesigen gelben Pullover, das Markenzeichen von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, nachstellen.
Moderator Lanz, der zum ersten Mal mit der Sendung im Osten auftritt, macht seine Sache gut - finden jedenfalls die meisten Zuschauer in der Messehalle. Allerdings erlaubt sich Lanz auch einen Fauxpas: Statt Halle nennt er einmal Leipzig als die Stadt, die so prima mitmache. Kein Wunder, dass das Publikum protestiert.




