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Wasserspringer Timo Barthel Wasserspringer Timo Barthel: Warum der Auswahl-Athlet nun in Halle trainiert

Von Petra Szag 17.01.2019, 10:29
Timo Barthel und sein Basecap sind unzertrennlich - selbst in der Schwimmhalle.
Timo Barthel und sein Basecap sind unzertrennlich - selbst in der Schwimmhalle. Holger John

Halle (Saale) - Kappen sieht man in der Neustädter Schwimmhalle naturgemäß des öfteren. Sie sind aus Gummi. Mit Blümchen verziert oder in knalligen Farben. Seit kurzem nun mischt sich eine tagtäglich darunter, die aus dem Rahmen fällt.

Sie ist aus Stoff und wird veredelt durch eine Signatur der New York Yankees. Die auffällige Kopfbedeckung gehört Timo Barthel. Nur wenn er sich aus zehn Metern Höhe kunstvoll ins Wasser dreht, nimmt er sein Basecap tatsächlich ab.

„Ich mache sonst nichts ohne“, sagt der Turmspringer. Schon seit Kindertagen pflegt er diese Marotte. Nicht mal wenn er schlafen geht, verzichtet er auf sein Cap. „Sogar in der Schule durfte ich es aufbehalten“, erzählt der 22-Jährige.

Wasserspringer Timo Barthel: Sportlich ein Gewinn für Halle

Dieser Timo Barthel, so scheint es, ist eine echte Type. Und sportlich ein Gewinn für die Trainingsgruppe. Der dreifache Titelträger bei Jugend-Europameisterschaften hat Dresden verlassen und startet nun für den SV Halle. Eine Wohnung ist schon eingerichtet, der neue Rhythmus im Training gefunden.

Klingt nach einem Neuanfang. Der Auslöser? „Ich hatte privat Probleme“, gibt der Sportler zu. Also der Liebe wegen? „Auch“, sagt Barthel zögerlich. Darüber reden will er nicht. Nur soviel: „Es ist mir am Ende schwer gefallen, mich auf den Sport zu konzentrieren.“ Mit seinem bisherigen Trainer Boris Rozenberg kann er sich noch in die Augen schauen. Das Kapitel Dresden ist abgeschlossen. „Jetzt“, sagt er, „kann ich wieder Vollgas geben“.

Timo Barthel will bei Olympia in Tokio an den Start gehen

Das muss er auch, wenn er auf dem Tokio-Zug aufspringen will. Denn bei den Olympischen Spielen im nächsten Jahr will der Turmspezialist schon gern im Zeichen der Ringe mitspringen. 2016 hatte er als Youngster zwar die Norm geschafft, doch als deutsche Nummer drei hinter Weltmeister Sascha Klein und Europameister Martin Wolfram musste er sich bei zwei Startplätzen pro Nation mit der Rolle des Reservisten begnügen. Der eine hat seine Karriere beendet und der andere springt nur noch vom Brett. Schwierig bleibt die Aufgabe dennoch.

Und nicht nur als Solist greift Timo Barthel an. Im Synchronspringen bildet er mit dem Ur-Hallenser Florian Fandler eine gut funktionierende Einheit. Bei der EM 2018 sind die beiden auf Platz vier gelandet. Hier den Quotenplatz für Deutschland zu holen, wird angesichts der internationalen Konkurrenz ein hartes Stück Arbeit.

Wasserspringen: Barthel trainiert in Halle mit Fandler

Das Training mit Fandler ist für Barthel wichtig. „Wenn Florian dabei ist, kann man gar keine schlechte Laune haben“, sagt Barthel über die Frohnatur. Und auch Fandler profitiert von den gemeinsamen Einheiten. „Wir treiben uns gegenseitig an“, sagt der Lehramtsstudent. Sein Synchronpartner, findet Fandler, „ist ein Mann der Extreme. Ganz still, wenn er mal nicht so gut drauf ist, und wenn er gute Laune hat, dann tanzt er auf dem Turm“.

So manche Stunde verbringen sie auch nach dem Training miteinander, bei Spiele-Abenden mit anderen aus der Trainingsgruppe zum Beispiel. Der Wohlfühlfaktor, so findet der Neu-Hallenser Barthel, ist hoch. Und er könnte noch höher werden. Denn privat hofft der Sportsoldat mit seiner Joseline sein Glück gefunden zu haben. Sie kommt aus Aachen, wo auch er aufwuchs, und will demnächst nach Halle ziehen.

In Aachen übrigens hatte Barthel seinen halleschen Trainer einst als sein Vorbild bewundert. Norman Becker war als Jugendweltmeister damals ein Aushängeschild des Vereins. „Wenn ich als kleiner Pups einen neuen Sprung probiert hatte, honorierte das Becker, indem er Nationalmannschafts-Utensilien wie eine Sporttasche weitergab.“

Längst treibt ihn allein der Ehrgeiz an. Der ist genauso hoch wie die Erwartung von Becker. „Ich hoffe, dass 2019 eine Medaille herausspringt“, sagt der Coach. (mz)