1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Veranstaltung im Stadtmuseum Halle: Veranstaltung im Stadtmuseum Halle: DDR-Surfbretter waren Made in Ammendorf

Veranstaltung im Stadtmuseum Halle Veranstaltung im Stadtmuseum Halle: DDR-Surfbretter waren Made in Ammendorf

Von Michael Falgowski 16.09.2015, 09:25
Gute Fahrt! Das Surfbrett "Delta" im Einsatz.
Gute Fahrt! Das Surfbrett "Delta" im Einsatz. STADTMUSEum Lizenz

Halle (Saale) - Hallenser waren bis 1990 eher keine Surfer. Es fehlte, vom Süßen See einmal abgesehen, schlicht am Revier. Umso erstaunlicher ist, dass ausgerechnet der VEB Waggonbau Ammendorf zum einzigen Hersteller von Surfbrettern in der DDR wurde, die aber offiziell „Segelbrett“ hießen - „Surfbrett“ war ein geschützter Begriff aus dem Westen. Egal, der Bedarf jedenfalls war da auf den Binnenseen der Republik - am Ostseestrand wurde nicht gesurft, es hätte ja jemand in den Westen kreuzen können. Die Zahl der Wassersportler wuchs in den 1970er Jahren ständig, es gab jedoch nur Bretter Marke Eigenbau.

Erfolgsprodukt Segelbrett "Delta"

Doch dann stieg die „Konsumgüterproduktion“ des Waggonbaus ein. Ab 1975 wurden in Halles Süden tatsächlich Surfbretter entwickelt, samt Kabelbaum und Segel aus der Waggonbau-Sattlerei. Das Sportgerät „Delta“ fand sofort reißenden Absatz. Bis 1990 wurde das Segelbrett in mehreren Typen und Serien produziert und rasch zum erfolgreichsten Konsumgüterprodukt des Ammendorfer Werkes, wo übrigens auch Besteck oder Ecktischchen entstanden. 1979 wurden 600 Segelbretter gebaut, 1986 waren es 1.600. Mit dem ersten Segelbrett wurden ab 1979 auch die DDR-Meisterschaften ausgetragen.

Gesprächsabend mit Brett-Entwicklerin

Am Donnerstagabend geht es in der Veranstaltungsreihe „Entdecke Halle! mit Kennern“ des Stadtmuseums, um diese, eher weniger bekannte Produktions- und Sportgeschichte Halles. Ehemalige Waggonbauer und Zeitzeugen, aber auch Segelsportler sind zu diesem Fach-Gesprächsabend eingeladen. Eine „Kennerin“ ist Gudrun Pecher. Sie und ihr Bruder haben damals die Entwicklung der Delta-Bretter begleitet - durch den harten Praxistest. Denn natürlich sind Waggonbauer von Haus aus keine Sportgeräte-Hersteller. Man musste erst lernen, worauf es ankam. „Die Segelbrett-Idee entstand durch eine Anzeige der Warnemünder Segelschule, die einen Betrieb zur Herstellung suchte. Mein Vater, der Leiter der Konsumgüterproduktion in Ammendorf war, hat dann das Projekt in der Plastewerkstatt angeschoben“, erinnert sich Pecher. Auch sie selbst hat im Waggonbau gearbeitet. Als eine der letzten Mitarbeiter habe sie in den 1990er Jahren „das Licht ausgemacht“, als das einst wohl exportstärkste Unternehmen der DDR schloss. Halles Surfbretter wurden übrigens nicht exportiert. „Es gab Anfragen. Auch aus Spanien. Aber dazu reichten die Kapazitäten nicht aus.“

Die Veranstaltung am 17. September im Stadtmuseum, Große Märkerstraße 10, beginnt 18 Uhr. (mz)