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Ungesehene Bilder Ungesehene Bilder: Hallesche Maler sind im Lockdown weiter kreativ

Von Jonas Nayda 13.01.2021, 07:00
Mario Schirmer von der Vereinigung Hallescher Künstler zeigt Bilder, die aktuell in der Ulrichskirche ausgestellt werden.
Mario Schirmer von der Vereinigung Hallescher Künstler zeigt Bilder, die aktuell in der Ulrichskirche ausgestellt werden. VHK

Halle (Saale) - Viele Künstler sind seit Beginn der Pandemie in ihrer Arbeit eingeschränkt. Musik- oder Theater-Ensembles können nicht zusammenkommen, Auftritte vor großem Publikum sind unmöglich. Aber nur weil Museen, Bühnen und Konzerthallen geschlossen sind, hört die Kunst nicht auf zu existieren. Maler zum Beispiel erschaffen während des Lockdowns weiter einzigartige Kunstwerke.

Vor allem die bildenden Künste haben sich in letzter Zeit viel mit Corona auseinandergesetzt. In der Konzerthalle Ulrichskirche in der Innenstadt hängen derzeit einige neue Bilder von halleschen Künstlern. Die Vereinigung Hallescher Künstler (VHK) hat die Ausstellung organisiert.

Warum werden Bilder ausgestellt, wenn keine Besucher erlaubt sind?

Aber warum werden Bilder ausgestellt, wenn keine Besucher erlaubt sind? Die logische Antwort lautet: Weil die Ausstellung schon im Oktober begonnen hat und bis jetzt nur noch nicht wieder abgebaut wurde. Die künstlerische Antwort ist besser: Die Bilder könnten thematisch aktuell kaum besser passen. Sie halten die Gefühlswelten der Maler fest, denn sie sind alle in der Zeit des sogenannten „ersten Lockdowns“ im Frühjahr 2020 entstanden.

Damals galten ähnlich strenge Ausgangsbeschränkungen wie heute. „Maler können zur Zeit zwar malen, aber nicht ausstellen und verkaufen“, sagt Erhard Preuk, Vorsitzender der VHK. Im Verein habe man sich gefragt, wie es den Künstlern damit geht und daraus sei der Gedanke entstanden, eine Ausstellung mit Bildern aus der Lockdown-Zeit zu machen.

Werke unterscheiden sich in ihren Motiven sehr stark untereinander

Die Werke unterscheiden sich in ihren Motiven sehr stark untereinander. Es gibt Collagen, Aquarelle und auch bearbeitete Fotos. Gemein haben sie die Stimmung der Künstler, die zwischen Einsamkeit, Wut und Hoffnung zu schwanken scheint. An der Ausstellung beteiligt sind Stelian Andronic, Inés Brock, Elke Busching, Günter Giseke, Suchra Gummelt, Eveline Köhler, Bernd Leistner, Norbert Meinert, Dijana Mojak, Knut Müller, Sibylle Mundt, Bruno S. Otto, Wolfgang Timme und Peter Ziegler.

Bernd Leistner schreibt beispielsweise zu seinem Kunstwerk „Tanz auf dem Vulkan“, dass er zunächst das Wort „Corona“ gar nicht mehr hören wollte. Die „Wut-Gedanken“, die dann bei ihm entstanden seien, hat er aber dennoch kreativ verarbeitet. Wut habe er „auf die Leichtsinnigen, denen Party machen, wichtiger ist, als die Gesundheit ihrer Mitmenschen“ und „auf die politischen Leugner mit rechter Gesinnung, die ihre Auftritte benutzen, um Mitmenschen auch in zur Zeit angesagten Disziplinfragen zu verunsichern.“

Wenn die Pandemielage es zulässt, soll die Ausstellung im Februar wieder für Besucher geöffnet werden. Die Werke können immer dann betrachtet werden, wenn Konzerte oder Veranstaltungen in der Ulrichskirche stattfinden. (mz)