Tourismus in Halle Tourismus in Halle: Schnell in die Stadt und zur Autobahn

HALLE (Saale)/MZ - Es ist schon sehr lange her, dass sich in Halles Hotellandschaft etwas getan hat: Alle neun größeren Hotels in und unmittelbar hinter dem Stadtrand wurden bereits in den 1990er Jahren gebaut. Die einzige Neueröffnung seither findet ausgerechnet in Halles oft gescholtenen, industriellen Osten statt, an der Kreuzung von Delitzscher und Freiimfelder Straße: In wenigen Tagen beherbergt das bereits 2009 eröffnete Atlas-Hotel seine Gäste in einem zweiten sanierten Altbau samt modernem Verbindungsneubau. „Wir können jetzt immerhin 69 Zimmer anbieten und ein Restaurant mit 60 Plätzen“, sagt Kathrin Radvan. Sie leitet das Drei-Sterne-Haus seit einem Jahr. Das Doppelzimmer im Neubau kostet 65 Euro.
Doch noch ist es nicht soweit. „Vorsicht! Gläser für die Bar“, steht etwa auf Kartons, die gestern hereingetragen werden, die Küche wird noch angeschlossen, das Mobiliar für das Restaurant steht noch in Folie eingepackt. Oben, in den geschmackvoll eingerichteten Zimmern, legen Handwerker letzte Hand an, während die blitzende Rezeption bereits angestrahlt wird. „Das Design in den Zimmern und im Foyer haben wir alles selbst entwickelt“, sagt Kathrin Radvan stolz.
Viele Standortvorteile
Der Atlas-Eigentümer selbst möchte nicht öffentlich in Erscheinung treten. Aber warum investiert er in ein Hotel in Halle, und dann noch ausgerechnet in der lauten Delitzscher Straße? „Die günstige Lage, die Nähe zu Autobahn, Straßenbahn und Bahnhof, sind für uns ein klarer Standortvorteil“, sagt Kathrin Radvan. Ihr Chef setze bewusst auf Halle, er glaube, dass sich die Stadt sehr positiv entwickle. Bisher hat er recht behalten, sonst hätte er wohl nicht ausgebaut.
Ist dieser Neubau ein Zeichen, dass es in Halles Hotel-Landschaft vorwärtsgeht? „Das bin ich sicher. Ich glaube, das sich diese Investition lohnen wird“, sagt Stefan Voß, Chef des halleschen Stadtmarketings. „Wir rechnen mit weiter steigenden Besucherzahlen. Die Stichworte lauten: Leopoldina, Welterbe-Titel der Franckeschen Stiftungen oder Universität“. Die Gegenwart freilich sieht weniger rosig aus. Dorint-Hotelchef Bertram Thieme etwa schätzt, dass die Zimmerauslastung der Hotels in Halle bei knapp 50 Prozent liege, die Bettenauslastung sei sogar noch geringer: knapp 40 Prozent. Allerdings sind laut Statistischem Landesamt die Gästeübernachtungen seit 2009 tatsächlich gestiegen.
Plus von drei Prozent
Auch im vergangenen Jahr ging es - trotz der Flut - weiter aufwärts. Rund 330.500 Übernachtungen - bis November - bedeuten ein Plus von drei Prozent, so Voß. Und das, während etwa Magdeburg ein Minus von 3,6 Prozent verbuchen musste. So sieht Halles Tourismus-Förderer optimistisch in die Hotel-Zukunft, trotz der weiterhin fehlenden Hotel-Kapazitäten für große Tagungen.
Ganz nebenbei hat sich auch die viel befahrene Kreuzung in Halles Osten positiv verändert. Wo vor einem Jahr noch Verfall und Leerstand herrschten, stehen sich die sanierten, bewohnten 1950er-Jahre-Blöcke der HWG und ein neues Hotel gegenüber. Und zwischen ihnen verläuft die ausgebaute Delitzscher Straße.

