Toter Polizist und Motorradfahrer in Halle Toter Polizist und Motorradfahrer in Halle: Das Drama auf der Europachaussee

Halle (Saale) - An einen normalen Dienst ist kaum zu denken. In den Büros des Polizeireviers in Halle, in den Streifenwagen auf den Straße der Saalestadt und in den vielen Gesprächen - der schreckliche Unfall auf der Europachaussee ist am Freitag Thema Nummer eins. Der Schock sitzt tief bei den Kollegen des Polizisten, der am Tag zuvor bei einer Tempo-Kontrolle getötet wurde. Trauer, Hilflosigkeit und ja, auch Wut über das Geschehene machen sich breit. Wut, weil nicht auszuschließen ist, dass der junge Beamte Opfer eines illegalen Motorradrennens geworden ist. Seelsorger und Psychologen spenden den Polizisten Trost und Beistand. Mit schwarzen Bändern an den Funkantennen der Einsatzfahrzeuge bekunden Polizeibeamte landesweit Anteilnahme am Tod ihres 27-jährigen Kollegen aus Halle.
Polizeikommissar Alexander S. hatte am Donnerstagabend den Auftrag, gemeinsam mit einem Kollegen an der Europachaussee, einer wichtigen Umgehungsstraße vom halleschen Osten in den Süden der Stadt, eine Tempo-Kontrolle durchzuführen. Die Stelle, an der sich die beiden Beamten mit ihrem Lasermessgerät postierten, ist zumindest bei Hallensern hinlänglich bekannt. Von zwei auf eine Spur pro Richtung verengen sich die Fahrbahnen an diesem Punkt.
Als Unfallschwerpunkt werde die Stelle im Polizeirevier der Stadt zwar nicht geführt, so eine Sprecherin am Freitag gegenüber der MZ. Deutliche Geschwindigkeitsüberschreitungen von mehr als 30 Kilometern pro Stunde seien in der Tempo-70-Zone aber nicht selten.
Mit 140 Kilometern pro Stunde unterwegs
So auch am Donnerstagabend: Mit mindestens 140 Kilometern pro Stunde rast Motorradfahrer Conrad M. über die Europachaussee. Gegen 18.20 Uhr wird die Maschine des 31-Jährigen vom Lasermessgerät der beiden Polizisten erfasst. 400 Meter ist die Honda mit ihren fast 130 PS zu diesem Zeitpunkt von der Kontrollstelle entfernt. Dem Kommissar bleiben nur wenige Sekunden für eine Entscheidung. Soll er die Maschine stoppen oder sie aus Sicherheitsgründen wegen des hohen Tempos weiterfahren lassen?
Der Polizist, der seinen Dienst seit Ende des Studiums im Revier Halle versah und in seiner Freizeit Schiedsrichter beim Halleschen FC war, entscheidet sich, die rote Stopp-Kelle zu heben und die Fahrt des ihm entgegenkommenden Rasers zu beenden. Ob Conrad M. zu diesem Zeitpunkt versucht, eine Vollbremsung einzuleiten, ist noch unklar - entsprechende Spuren auf dem Asphalt sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Die Maschine des leidenschaftlichen Motorradfahrers erfasst den Polizisten, schleudert über die Fahrbahn, prallt gegen einen Mast und bleibt am Straßenrand liegen. Meterweit verteilen sich die Trümmer. Für Polizeikommissar Alexander S. und Conrad M. kommt jede Hilfe zu spät. Beide Männer sterben an der Unfallstelle. M. wäre kommenden Mittwoch 32 Jahre alt geworden. Der Kollege von Polizist Alexander S. bleibt bei dem Unfall unverletzt. „Ihm geht es den Umständen entsprechend“, sagt Polizeisprecher Ralf Karlstedt.
Zweiter Fahrer äußert sich nicht
Ein weiterer Motorradfahrer, der hinter der Maschine von Conrad M. über die Europachaussee rast, flüchtet nach dem Zusammenstoß von der Unfallstelle. Der 26-Jährige wird in der Nacht von der Polizei ausfindig gemacht. In einer ersten Vernehmung äußert er sich nicht zu dem Vorwurf, sich mit Conrad M. ein Rennen auf Halles Europachaussee geliefert zu haben. Rund um die Uhr steht für die Kollegen des getöteten Polizisten ein Kriseninterventionsteam bereit. „Wir haben mit allen beteiligten Beamten Gespräche geführt. Und wir haben während einer Versammlung ehrend Abschied von unserem Kollegen genommen“, sagt die Präsidentin der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd, Christiane Bergmann am Freitag. Zu den genauen Geschehnissen am Donnerstagabend äußert sie sich wie auch das Innenministerium in Magdeburg nicht.
Auch Uwe Petermann, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, zeigt sich erschüttert: „Obwohl man um dieses enorm hohe Risiko als Polizist natürlich weiß, ist es dennoch furchtbar, solchen Vorfällen relativ hilflos gegenüber zu stehen.“ Das Risiko im Einsatz schwer verletzt oder sogar getötet zu werden, nehme, so Petermann, seit Jahren massiv zu. Dies betreffe nicht nur prinzipiell risikobehaftete Einsätze, wie beispielsweise im Umkreis der organisierten Kriminalität, sondern zunehmend auch den alltäglichen Dienst auf den Straßen.
Auch der HFC trauert öffentlich auf seiner Internetseite um Polizist Alexander S.. Seit zehn Jahren sei er Schiedsrichter bei dem Fußballclub gewesen und seit 2014 in der Landesklasse im Einsatz gewesen.
Noch bis Freitagvormittag bleibt die Europachaussee in Halle gesperrt - letzte Spuren werden gesichert und Trümmer beseitigt. Am Abend zeugen nur noch farbige Markierungen auf der Fahrbahn und eine Kerze am Straßenrand von der Tragödie. (mz)
Auf der Umgehungsstraße Europachaussee in Halle ist am 24. März 2015 ein Motorradfahrer verunglückt. Nach Polizeiangaben hatte der Mann mit seiner Maschine zunächst mehrere andere Fahrzeuge überholt und wollte sich kurz vor der Abfahrt Leipziger Chaussee wieder auf der rechten Fahrspur einordnen. Dabei sei er ins Schlingern geraten, gestürzt und gegen einen Lichtmast geprallt. Er wurde mit schweren Verletzungen in die Bergmannstrost-Kliniken gebracht. Wegen der Bergungsarbeiten und der Unfallaufnahme durch die Polizei musste die Europachaussee in der betroffenen Fahrtrichtung für etwa eineinhalb Stunde gesperrt werden. (mz)
Bei einem Unfall auf der Europachaussee wurde am 30. Januar 2015 ein Autofahrer schwer verletzt. Mit Kopfverletzungen musste er ins Krankenhaus eingeliefert werden und wurde dort stationär behandelt. An der Kreuzung mit der Camillo-Irmscher-Straße waren zwei Autos frontal zusammengestoßen. Der 61-jährige Unfallverursacher war von der Fahrbahn abgekommen und so in den Gegenverkehr geraten. Durch den Zusammenstoß erlitt der 31-jährige Fahrer des anderen Wagens Verletzungen. Für die Bergung der beiden Wagen, bei denen Totalschaden entstand, und für die Unfallaufnahme sperrte die Polizei die Europachaussee eineinhalb Stunden komplett, der Verkehr wurde umgeleitet. Der Unfallverursacher stand nach dem Zusammenstoß unter Schock und konnte deswegen keine Angaben machen. (mz)
Am 11. April 2013 blockierte ein umgestürzter Lkw die Europachaussee. Der Fahrer des Lasters hatte nach Angaben von Polizeisprecher Ralf Karlstedt bei einem Überholmanöver zwischen der Dieselstraße und der B 6 die Kontrolle über seinen Sattelzug verloren. Dabei geriet der Lkw, ähnlich wie beim Unfall auf der Autobahn wenige Stunden zuvor, auf den unbefestigten Randstreifen, kam ins Schleudern und stürzte um. Quer über alle Fahrbahnen blieb er schließlich liegen.
Ein Abschlepp-Unternehmen mit schwerer Spezialtechnik für die Lkw-Bergung musste anrücken, um den mit Textilien beladenen Sattelzug wieder auf die Räder zu stellen. Doch das war ein schwieriges Unterfangen: Denn alle Flüssigkeiten wie Hydrauliköl und Diesel mussten abgepumpt und beim Unfall locker gewordene Teile abgeschraubt werden. (mz)
Am 30. Mai 2010 ereignete sich in Halle gegen 13.20 Uhr ein schwerer Verkehrsunfall. Ein 34-jähriger Hallenser befuhr mit seinem Motorrad die Europachaussee aus Richtung Grenzstraße kommend in Richtung Leipziger Chaussee. Ungefähr 300 Meter vor der Unterführung Leipziger Chaussee kam der Kradfahrer laut Polizei mit seinem Motorrad aus bisher ungeklärter Ursache nach links von der Fahrbahn ab, befuhr kurzzeitig den Randstreifen, schlingerte dann über beide Fahrstreifen sowie den Mittelgrünstreifen, kam zu Fall und kollidierte in der weiteren Folge mit einer Peitschenleuchte. Der Mann starb noch an der Unfallstelle. (mz)
