"Todespiste" A14 "Todespiste" A14 : Acht Tote bislang - Wie kann das sein?
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Halle (Saale) - Für die Feuerwehren rund um Halle ist es inzwischen trauriger Alltag geworden. Immer wieder fahren Lastwagen auf der Autobahn 14 auf Stauenden auf - oft mit tödlichen Folgen. Allein in diesem Jahr sind auf dem sachsen-anhaltischen Stück der A14 schon acht Menschen ums Leben gekommen. Das geht aus Zahlen des Innenministeriums hervor. Die meisten Unfälle, nämlich sechs, ereigneten sich bei Halle. Die Trasse ist bei vielen Fahrern inzwischen zur Angst-Strecke geworden.
Auch die Autobahnpolizei Weißenfels, die die A14 rund um Halle überwacht, registriert in diesem Jahr mit sechs Toten mehr Opfer als in den Jahren zuvor. Zwischen Januar und September 2014 verlor hier ein Mensch sein Leben, im Jahr 2015 waren es vier Tote. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Weißenfelser Autobahnpolizei sogar kein einziges Todesopfer auf ihrem Stück A14.
Erst am Freitag war ein Lkw-Fahrer auf der A14 bei Halle gestorben
Davon kann in diesem Jahr keine Rede sein. Erst am Freitag verlor ein 43-jähriger Lkw-Fahrer zwischen Tornau und Peißen sein Leben, als er auf einen Sattelzug auffuhr. Und am Mittwoch krachte es schon wieder. Zwischen Tornau und Trotha war ein Lastwagen in Fahrtrichtung Magdeburg auf ein Stauende gekracht. Zum Glück verlor diesmal niemand sein Leben.
Laut Carola Baust, Sprecherin der Autobahnpolizei Weißenfels, wurde der Fahrer des auffahrenden Lastwagens zwar in seinem Führerhaus eingeklemmt, konnte jedoch von der Feuerwehr befreit werden. Der Mann kam mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus. Es bildete sich ein kilometerlanger Stau.
Unfallpiste A14: Warum knallt es gerade hier so häufig?
Laut ADAC sind Unachtsamkeit und zu geringer Abstand der Lkw-Fahrer häufige Unfallursachen. Wenn bereits genug Hinweisschilder und Verkehrszeichen vor den staugefährdeten Baustellen aufgestellt seien, so wie es die Landesstraßenbaubehörde stets sagt, sei es sehr schwierig, ein Mittel gegen die Unfälle zu finden. Zu diesem Schluss kommt Wolfgang Müller, Verkehrsexperte vom ADAC. Eine Möglichkeit seien aber mehr Abstands-Kontrollen der Polizei.
Unfallpiste A14 bei Halle: Lkw-Fahrer schalten Bremssysteme oft aus
Eigentlich sollten die inzwischen überflüssig sein, denn seit knapp zwei Jahren müssen neu zugelassene Lastwagen automatische Abstands- und Bremsassistenten an Bord haben. Erkennen die ein Hindernis - etwa ein Stauende - bremsen sie den Laster automatisch ab. Doch oft würden Lkw-Fahrer ihre Assistenzsysteme, ausschalten. „Zum Teil machen die Fahrer das, um schneller überholen zu können“, so Müller.
Einen weiteren Grund für das Abschalten den lebensrettenden Systeme nennt Matthias Schollmeyer, Geschäftsführer des Landesverbands des Verkehrsgewerbes Sachsen-Anhalt: „Die Systeme sind noch nicht so ausgereift“, sagt er. Würden etwa mehrere Lastwagen mit genug Abstand in Kolonne hintereinander fahren, und sich ein Auto beim Einfädeln auf die Autobahn dazwischenschieben, würde eine Kettenreaktion beginnen: Das System des Lkws, vor dem das Auto eingeschert sei, würde ihn abbremsen, um den Abstand wieder einzuhalten.
Auch alle Lastwagen dahinter müssten bremsen. So lange noch kein vollkommen autonomes Fahren möglich sei und die Systeme noch nicht ausgereift seien, müsse ein Fahrer immer die Kontrolle über seinen Lkw behalten und deshalb auch das Assistenzsystem abschalten können, so Schollmeyer.
Für die vielen Unfälle macht er aber auch das höhere Verkehrsaufkommen und vor allem die vielen Baustellen verantwortlich. „Deutschland ist eine einzige Baustelle. Das ist eine Gemengelage, die zu mehr Unfällen führt“, sagt er. (mz)