1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Tim Mälzer bringt Halle zum Kochen

Tim Mälzer bringt Halle zum Kochen

Von Katja Pausch 06.12.2007, 17:47

Halle/MZ. - Ja, geht denn das? Kann man in einer Halle, auf einer riesigen Bühne vor den Augen von gut 1 500 Zuschauern kochen, richtig kochen? Tim Mälzer kann. Und er tut das so, als säße man in fröhlicher Runde in der Küche eines Freundes. Von denen hat der aus Elmshorn stammende 36-Jährige seit Mittwochabend vermutlich noch einige Hundert mehr: In einer ausverkauften Händel-Halle hantiert an diesem Abend der Hamburger Starkoch auf seiner Köstritzer "Ham'Se noch Hack?"-Tour bis nach Mitternacht so brillant, urkomisch und wortwitzig mit Messer, Topf und Pfanne, dass es dem Publikum keine Mühe macht, bis zur letzten Minute begeistert dabei zu sein. Und das im wahrsten Sinne, denn Mälzer kocht nicht allein...

"Wer will ein Bier?" fragt der sympathische Koch-Entertainer in die doch etwas größere Runde, und hunderte Arme schnellen in die Höhe. Prompt reißt Mälzer den überdimensionierten Kühlschrank auf und fördert zwei Kästen Bier zutage. Nur selber bringen kann er sie leider nicht - zwei Zehen seien gebrochen, barmt er vor seinen Gästen. Mit einem tausendfachen "Ooooch" bekunden diese noch mehrfach am Abend Mitleid, und so müssen Herren aus dem Publikum diesen Job übernehmen.

Auch Christian muss ran. Der junge Mann wurde von Mälzer auserkoren, weil er nach Aussage seiner Freundin überhaupt nicht kochen kann. Also soll er es lernen. Currywurst mit Kartoffelspalten wird es geben, und das beste daran ist die Soße, natürlich selbst gemacht. Ketchup? Um Gottes Willen - "bei mir ist alles frisch - und es schmeckt", behauptet der Schwiegermutterschwarm und legt los: Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer, Sternanis, Chili, Zucker und natürlich Curry. Während Mälzer rührt und anschwitzt, plaudert er von Schärfepunkten und Geschmacksnerven und klärt zugleich selbstkritisch auf, warum es so gut wie keine Star-Köchin gibt: "Nee, nicht weil Frauen kein Talent haben, sondern weil wir Männer aus jeder Mücke einen Elefanten machen." Die Wurst ist fertig, jetzt gibt's "eggs benedict" - pochierte Eier. Auch die natürlich kein Problem, und am Ende hat Christian sein erstes pochiertes Ei aus dem Weinsud gefischt und perfekt serviert - beobachtet und anerkennend beklatscht von eineinhalbtausend Menschen.

Lecker geht es weiter: Rinderfilet im Brotteig, knuspriger Fisch und Scampi auf kalter Tomatensoße. Die hat Mälzer dem kleinen Joel zu verdanken. Der Zehnjährige darf auf offener Bühne so richtig matschen - Quetschtomaten für die Soße zum Fisch. Essen will Joel den auch für ein Bestechungsgeld von Mälzer nicht. Stattdessen schleppt der Fünftklässler die neueste Ausgabe eines Mälzer-Kochbuchs von der Bühne. Gegessen wird aber dennoch: Sämtliche Gerichte wandern nach ihrer Vollendung in die Zuschauerreihen, auch das Schoko-Soufflé mit Kirschen, Bananeneis und - als Krönung - einem "handgeschleuderten Zucker-Engelshaar-Nest". Köstlich, wie Mälzer dafür flüssigen Honig über einen Holzlöffel wirft.

Höhepunkt und Schluss der Koch-Show: Mälzer kreiert in fünf Minuten ein Menü - aus fünf vom Publikum bestimmten Zutaten. Die Show ist zu Ende, doch Spülen muss der Starkoch nicht: "Den Abwasch macht Tom", verdonnert er einen Teamkollegen. Und auch zu Weihnachten rührt Mälzer keinen Finger: "Da bin ich eingeladen. Da kochen meine Freunde." Na denn: Guten Appetit.