Steffi sagt die Haltestellen an
Halle/MZ. - Mit der Fahrplanumstellung Mitte Dezember hatte Steffi ihren ersten Auftritt. Der hatte es in sich. Rund 60 Haltestellen-Umbenennungen waren vorausgegangen. Steffi musste ganze Routen neu ansagen. Nach der bisherigen Methode wäre das ein riesiger Aufwand gewesen.
Ingrid Metz aus Offenbach, Schauspielerin und Synchronsprecherin beispielsweise für Marilyn Monroe oder Ingrid Bergmann, sorgte jahrelang für den richtigen Ton in Halles Trams. Auf etlichen Linien tut sie das noch immer - vielleicht aber nicht mehr lange. Denn es brauchte schon viel Organisation, Arbeit und Zeit, bis sich die sanfte Stimme in die Ohren schmeicheln konnte. Wechselten die Haltestellen-Namen, wurde eine Strecke neu gebaut, musste Frau Metz engagiert, das Tonstudio gebucht, eine aktuelle Aufnahme gemacht und bearbeitet werden. "Alles in allem dauerte das bis zu zwölf Wochen", sagt Havag-Sprecherin Corinne Treder. Ein Vorlauf, der angesichts der permanenten Buddelei in Halle und damit ständig neuer Ansagen nicht mehr zu schaffen war. Von den Kosten ganz zu schweigen.
Also machten sich Havag-Tüftler ans Werk. Per Tastatur gaben sie Haltestellen-Namen und sonstige Ansagen in den Computer ein. Und über ein spezielles Programm wurden die Silben in Laute umgesetzt. Der Vorteil: Die Havag - oder besser Steffi, wie man die Retortenstimme nannte - kann praktisch sofort auf Streckenänderungen reagieren. "Gäbe es nur zwei Korrekturen im Jahr, hätte sich das neue System schon nach drei Jahren amortisiert", macht Corinne Treder das Kosten-Verhältnis deutlich.
Optimal allerdings ist der Klang noch nicht. Steffi hat leichte, aber deutlich hörbare Sprachfehler. Daran wird gefeilt - Silbe für Silbe. Und dabei wird auch mal gemogelt. Kein Mensch würde zum Beispiel das "ä" in "nächste Haltestelle" wie ein langes "ää" aussprechen. Da klingt das "ee" schon weitaus besser, meint Corinne Treder. Dem Computermädchen ist es gleich. Sie sagt, was man ihr einhämmert.
Und im übrigen ist sie nicht mehr lange allein. Bei der Havag ist man gerade dabei, Jennifer aufzupäppeln. Die spricht englisch. Zu den Händelfestspielen soll sie - ganz weltstädtisch - an die Lautsprecher geschickt werden.