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Stefan Ert Stefan Ert: Der Babysitter vom Deutschen Roten Kreuz

Von Julia Rau 27.08.2017, 14:00
Stefan Ert bildet Babysitter aus.
Stefan Ert bildet Babysitter aus. Johannes Stein

Halle (Saale) - In der Woche schweißt Stefan Ert auf Baustellen in ganz Deutschland Metallbauteile aneinander. Am Wochenende zeigt der 48-Jährige jungen Schülerinnen, wie man ein Baby badet. Als Ehrenamtlicher beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Jugendrotkreuz leitet er einen Kurs für angehende Babysitter. „Meist nutzen das junge Mädchen, Schülerinnen, wir hatten auch mal einen Teilnehmer, der 26 Jahre alt war, aber sowas ist selten“, erzählt er.

Wenn man ehrlich ist, sagt er, kann man das meiste auch so lernen, wenn man mal auf Kinder aufpasst. Er selbst hat jahrelang auf zwei Kinder aufgepasst ohne vorher einen Kurs zu absolvieren. „Im Nachhinein betrachtet habe ich da zwar auch ein paar Fehler gemacht, aber eigentlich hat das gut geklappt“, sagt Ert. So ein Kurs sei deshalb nicht zwingend.

Teilnehmer des Kurses haben unterschiedliche Beweggründe

Die Teilnehmer des Kurses haben unterschiedliche Beweggründe, trotzdem 80 Euro zu zahlen: Wer als Au-pair ins Ausland will, braucht die Bestätigung, die am Ende des dreitägigen Kurses winkt. Wer sich als Babysitter ein paar Euro dazuverdienen will, steht ebenfalls besser mit der Qualifikation da, denn das DRK zum Beispiel nimmt nur Sitter in seine Kartei auf, die den Kurs besucht haben. Im Kreisverband Halle-Saalekreis-Mansfelder Land sind derzeit 35 Babysitter registriert.

Einmal angemeldet, erwarten die Teilnehmer drei Tage Crashkurs zum Umgang mit Säuglingen, Klein- und Schulkindern. Wie oft müssen Babys gefüttert werden? Wie hält man einen Säugling richtig und wie beschäftigt man einen Sechsjährigen? Für Übungen am „Objekt“ nutzt das DRK zwei Puppen. „Die eine ist wasserfest, mit der üben wir das waschen, die andere kann gefüttert werden und macht sich dann in die Windel“, erzählt Stefan Ert.

Sitter begleiten Kinder oft über Jahre

„Die Puppen wiegen je dreieinhalb Kilogramm, das entspricht schon dem, was ein Kleinkind wiegt.“ Behutsam muss jeder Teilnehmer des Kurses den Plaste-Schützling in einer kleine Wanne waschen. „Da ist für die Teilnehmer der schwierigste Teil des Kurses, viele sind übervorsichtig oder können das Gewicht gar nicht so lange halten“, erzählt Ert. Es ist allerdings egal, wie geschickt oder eben nicht sich die Teilnehmer im Kurs anstellen, die Bescheinigung, teilgenommen zu haben, bekommen sie in jedem Fall.

Einmal in einer Familie, begleiten die Sitter Kinder oft über Jahre. „Es ist sehr wichtig, dass sie aufpassen, aber nicht in die Erziehung einwirken, das ist allein Sache der Eltern. Er versuche dennoch, die Kinder vom laufenden Fernseher wegzulocken, Spiele anzubieten. Aber wenn das nicht klappt, dann sei das eben so. Genauso dürfe das Kind zu nichts gezwungen werden.

Stellt sich der Sitter gut an, könne aus einer geschäftlichen Abmachung schnell auch Freundschaft zu den Eltern entstehen. „So Sachen, wie in Amerika, dass die Nannys mit in den Urlaub kommen, gibt es hier aber nicht“, sagt Stefan Ert. (mz)