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St. Elisabeth-Krankenhaus St. Elisabeth-Krankenhaus: Türen führen zum Meer und in den Gärten

Von Heidi Pohle 06.08.2001, 18:13

Halle/MZ. - Anfang Dezember wird im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara der zweite Teil des Neubaus an der Taubenstraßeeingeweiht. Eine komplette Etage, das ersteObergeschoss, ist der Geburt sowie der BetreuungFrühgeborener vorbehalten. Das Besondere daran wird sein, dass alle Räume der rund 2500 Quadratmeter großen Fläche nach Ideen von Studenten der Burg Giebichenstein aus derMalklasse von Professor Ulrich Reimkasten und Klaus Völker künstlerisch gestaltet wurden.

Dem katholischen Krankenhaus und seiner Trägerin,der Katholischen Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth, war diese in Deutschland wohl bislang einmalige komplexe Komposition, die über eine herkömmliche Innenarchitektur weit hinausgeht und vom Fußboden über dieWände bis hin zur Anordnung von Lampen und Handläufen reicht, eine halbe Million Mark extra wert. Nach den Worten von Dr. Manfred Brümmer, dem Kaufmännischen Direktor der Klinik, sollen Frauen ihre Kinder in einer sehr angenehmen,Geborgenheit und Ruhe ausstrahlenden Atmosphärebekommen. Und daran habe die Raumgestaltung einen großen Anteil. Genau da haben die zehn Kunst-Studenten angesetzt.

So wird jede der 80 Türen so gestaltet sein, dass der Betrachter meint, er könne geradezu in einen Garten, aufs Meer oder auf eine andere Landschaft schauen. "Dabei wirken

die Motive wie auf Pergament gemalt", so ProfessorReimkasten. Statt einer Plasteverkleidung an den Wänden verwenden die Studenten mosaikartigeFliesen - auf der Frühchen-Station in dunklerenRot-, Ocker-, Gelb- und Orangetönen, um denwinzigen Babys das Mutterleib-Gefühl zu erhalten.Die Geburtsstation selbst hat lichtere, silbergraueTöne und einen sandfarbenen Fußboden. Lampenund ähnliche Dinge auf rund 300 Flur-Meternsind an der Decke in leicht geschwungenerLinie angeordnet, um nur einige Gestaltungsbeispielezu nennen. "Jeder Raum, jeder Bereich vermitteltganz eigene Eindrücke", sagt der Professor.

An technischen und hygienischen Standardskonnten die jungen Künstler nicht rütteln;die Station ist und bleibt ein Krankenhausbereich.Doch manchmal hilft ein Trick, um beispielsweisedie Zimmerdecke nach oben zu verschieben -optisch zumindest. Und die Studenten werdenselbst Pinsel und Farben zur Hand nehmen,schmücken unter anderem die drei Kreißsälemit Bildern aus.

Für Professor Reimkasten ist das Projekt einegute Möglichkeit, dass Studenten Theorie undPraxis verbinden. So etwas gäbe es noch vielzu wenig an der Burg. Denn von der Idee überdie Baustellenbetreuung bis hin zu eigenenMalereien liege alles in den Händen der Studenten- neun jungen Frauen, darunter Spanierinnen,sowie einem jungen Mann. "Räume inszenieren",nennt das Reimkasten und meint damit, Atmosphärenund Stimmungen ganz besonderer Art zu schaffen.

Alle Beteiligten sind auf das "Endprodukt"gespannt und natürlich auf die Meinung derFrauen, die dort ihre Kinder zur Welt bringen.Eine kleine Ahnung, wie es aussehen könnte,vermittelt bereits die Geburtsstation im St.Barbara-Krankenhaus. Dort wurden von anderenBurg-Studenten vor Jahren die Decken der Kreißsälemit Stuck und Blättermotiven versehen, Fluremit textilen Flächen, Vorräume mit Rosenbögenverziert. Nach anfänglicher Skepsis sei dasgut angenommen worden, so Prof. Reimkasten.

Die Gestaltung der neuen Station gehe allerdingsweit darüber hinaus. Zugute sei dem Projektgekommen, "dass wir von Anfang an mit einbezogenworden sind, freie Hand hatten und nicht nurzum Schluss die Räume ausmalen durften". DieZusammenarbeit mit der Klinik nennt er einen"Glücksumstand" - hinsichtlich der praxisverbundenAusbildung der Studenten. Und natürlich fürdie Klinik, die eine Entbindungsstation bekommt,die einmalig sein dürfte.

Und vielleicht testet ja eine der Studentinnendie Entbindungsstation schon bald selbst -wenn sie Anfang nächsten Jahres ihr Kind zurWelt bringt. Möglicherweise im St. Elisabeth-Krankenhaus.