Schwimmerin Daniela Schreiber im Porträt: Schwimmerin Daniela Schreiber im Porträt: Sprung in ein neues Leben

Halle (Saale) - Wenn Daniela Schreiber neuerdings in Sheffield aus dem Schwimmbecken steigt, kommt es vor, dass sie kurz durchatmet und denkt: „Ich fühle mich schon nach einer Stunde platt, was habe ich denn früher nur gemacht?“

Bis vor kurzer Zeit sah ihr Trainingspensum noch ganz anders aus: 30 Stunden kamen für die 26 Jährige pro Woche zusammen. Sie wurde vor sechs Jahren Europameisterin mit der 4x100-Meter-Freistil-Staffel und gewann Bronze über 100 Meter Freistil bei den Europameisterschaften 2012. Das harte Training blieb, doch die Erfolge machten sich rar. Probleme mit der Schulter machten ihr zu schaffen, sie wurde durch Krankheit zurückgeworfen. „Ich habe zu viel aufgegeben und es ist zu wenig dabei herausgekommen,“ sagt sie heute über die letzten Monate ihrer Karriere.

Im vergangenen April begann sie zum ersten Mal mit dem Gedanken zu spielen: Was erwartet sie nach dem Leistungssport? Im Herbst gab sie dann ihr Karriere-Aus bekannt - und ist im Moment alles andere als wehmütig, denn Neues zu entdecken gibt es für Daniela Schreiber genug.

Mit der erfolgreichen Judoka Luise Malzahn hat sie Würfe, Boden- und Falltechniken geübt - und dafür einen weiß-gelben Gürtel bekommen. „Die Idee ist aus Spaß entstanden. Luise und ich kennen uns schon ewig. Wir sind zusammen aufs Sportgymnasium gegangen“. Außerdem verbindet beide der gemeinsame Sportverein SV Halle, für den Daniela Schreiber auch von England aus noch arbeitet, derzeit an der Planung für ein Kinder-Sport-Camp mit verschiedenen Sportarten, das sie bereits im vergangenen Sommer zum ersten Mal organisiert hatte.

Ihr Fokus liegt jetzt aber in Sheffield. Im November hat sie ihre Wohnung in Halle aufgelöst, seit Anfang des Jahres lebt sie jetzt bei ihrem Lebensgefährten Philipp in England, der dort für ein Bauunternehmen arbeitet. Vorher hatte sie es in anderthalb Jahren nur zwei Mal geschafft, den Bauingenieur zu besuchen. Am Wochenende schnell ins Flugzeug steigen, das war mit Samstagstraining keine Option.

In Sheffield hat sie sich nach kurze Zeit schon eingelebt: „Ich bin nicht schüchtern. Und ich habe es schon immer geliebt, zu reisen und Menschen kennenzulernen“, sagt die gebürtige Dessauerin. Zu den schönsten Orten in ihrer neuen Wahlheimat zählt natürlich trotzdem die Schwimmhalle, sie trainiert immer noch gern, wenn auch deutlich weniger.

Zwei Mal pro Woche zieht sie hier ihre Bahnen als Teil der Masters-Gruppe an der Universität: „Es ist eine große, tolle Schwimmhalle. Hier wurden auch schon Rennen zur Europameisterschaft ausgetragen“. Sportlich musste sie in nicht ganz unbekannte Gewässer eintauchen - und auch beruflich will sie an Vertrautes anknüpfen. Als studierte Fitnessökonomin steht sie mit der University of Sheffield im Gespräch, als Trainerin im Bereich Fitness und Management vor Ort zu arbeiten.

Neben ihrem Umzug, Jobsuche und neuer Heimat steht für Daniela Schreiber aber auch Erholung fest auf dem Plan. Der Sommerurlaub mit ihrem Partner auf der Karibikinsel Curaçao ist jedenfalls schon gebucht. (mz)