Schnitt-Verbot für Obsthändler auf dem Markt Schnitt-Verbot für Obsthändler auf dem Markt: Früchte werden nur noch im Ganzen verkauft

Halle (Saale) - Halles Lebensmittelkontrolleure haben es auf dem Marktplatz auf Melonen, Ananas und Salatköpfe abgesehen: Die Händler dürfen kein aufgeschnittenes Obst mehr anbieten. Begründung: Es fehlen fließendes Wasser zum Abspülen der Messer und zum Händewaschen sowie Kühltruhen.
Die Händler sind über das Schnitt-Verbot natürlich wenig erfreut: Das bringt ihnen sogar Verluste ein, denn gerade an heißen Tagen wollen viele Kunden nur ein Stück Melone auf die Hand. Diesen Wunsch können Halles Obst- und Gemüsehändler nun nicht mehr erfüllen, vermutlich, weil das Bundesinstitut für Risikowarnung verstärkt auf die Gefahr durch bakterienbehaftete Melonen aufmerksam macht.
Händler reagieren mit Unverständnis
Obsthändler wie Jürgen Busse verstehen die Welt nicht mehr. Seit der Wende handelt er mit Melonen & Co. - fließendes Wasser gab es an seinem Stand noch nie. Äpfel, Ananas und Salatköpfe liegen in Kisten und Körben überdacht parat - in der Mitte eine Waage und eine Kasse. Ein Wasseranschluss lasse sich hier nur schwer montieren. „Ich könnte an den Wasserhahn gehen, der sich an der Rathaustreppe befindet und dort, wo die Hunde dran pinkeln, die Messer abwaschen. Doch das kann ja nicht die Lösung sein“, sagt Busse. Auch Nachbar-Obsthändler Dennis Strohm bleibt auf seinen Melonen sitzen und empfindet die Maßregelung durch die Behörden als eine Zumutung. „Wir müssen unseren Kunden doch zeigen können, was sie kaufen“, sagt er. Ein Auto kaufe man ja auch nicht, ohne es vorher gesehen und getestet zu haben.
Doch das sieht das Amt anders. Es müssen geeignete Vorrichtungen vor Ort vorhanden sein, die zum Händewaschen und zum Reinigen und Desinfizieren von Arbeitsgeräten dienen, sagt Uta Schwarzer von der Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung. Wasser-Kanister erfüllen die Anforderungen nicht, denn die stehen möglicherweise auf dem Boden und müssen mit schmutzigen Händen angefasst werden, um an das Wasser zu gelangen. „Das ist für ein hygienisches Handling nicht geeignet“, so Schwarzer. Alternativ könnten die Waren aber in einer festen Betriebsstätte unter hygienischen Bedingungen aufgeschnitten werden, wenn sie vor Ort ausreichend gekühlt werden, sagt sie weiter.
Kleinere Portionen verkaufen sich mitunter besser
Bei Obsthändler Busse kommt die Idee gar nicht gut an. Er könne doch nicht ständig auf dem Markt hin- und herflitzen. Auch seien die Kühlboxen aus Styropor sehr unhandlich und zerbrechen leicht, wenn sie mit mehreren Melonen gefüllt seien. Außerdem seien die überflüssig, denn an warmen Tagen ist eine aufgeschnittene Melone binnen zehn Minuten verkauft, bestätigt Busses Verkäuferin Kerstin Blath. Seit 20 Jahren steht sie beinahe täglich auf dem Markt und schneidet auch mal einen Apfel zum Kosten auf. Ältere Leute und auch Alleinstehende wollen keine ganze Ananas oder gar eine Melone, weil sie die gar nicht aufessen, weiß sie.
Hinzu komme, dass sehr auf Hygiene geachtet wird: „Wir hatten immer saubere Messer, Bretter und frische Handtücher. Hier wird so schnell nichts schlecht.“ An warmen Tagen gingen mehr als 20 Fünf-Kilo-Melonen über den Tisch - halbiert oder geviertelt. Die Einnahmen fehlen Busse und Verkäuferin Blath. Denn die Mini-Melonen, die sie als Alternative anbieten, sind teurer und werden nicht so gern gekauft.
Bei Wurst- oder Bäckerei-Ständen greift die Regel mit dem fließenden Wasser nicht, außer es werden leicht verderbliche und unverpackte Lebensmittel verkauft, so Schwarzer.
Bäcker- und Fleischerstände nicht betroffen
Am Bäckerstand von Radner-Brot werde deshalb weiterhin Brot und Kuchen für die Kunden aufgeschnitten, sagt Verkäufer Thomas Thrum. Auch am Fleischerstand Hädicke ist Verkäuferin Bärbel Brunn von dem Problem der Obst- und Gemüsehändler nicht betroffen. „Bei uns gibt es eine solche Regel nicht.“ Stücke zum Kosten biete sie ebenfalls an. Und natürlich werden die dann frisch geschnitten. (mz)