Scheibe D in Halle-Neustadt Scheibe D in Halle-Neustadt: Dachcafé "Hochgenuss" hat in der 18. Etage eröffnet

Halle (Saale) - Halle-Neustadt hat sein altes Himmels-Café zurück. Während in diesen Tagen die Zukunft der maroden Hochhaus-Scheiben verhandelt wird, hat auf dem Dach des einzig intakten Betonriesen ein neues Lokal eröffnet. Im 18. Stock der Scheibe D, wo im November das Reisecafé Skyline geschlossen wurde, soll nun ein neues Restaurant mit dem Namen „Hochgenuss“ wieder zur Neustädter Institution werden. Der Tapetenwechsel über den Dächern der Stadt hat viel mit den Plänen des prominenten Eigentümers zu tun, des Box-Stars Arthur Abraham.
15 Millionen Euro wurden investiert
„Hier draußen wird noch gestrichen“, sagt Gunnar Schlicht, während der Wind über die Hochhaus-Terrasse weht. Schlicht vertritt die hallesche Immobilienfirma Halwo, die seit dem Sommer 2013 Eigentümer der sanierten Scheibe ist. Einer der beiden Halwo-Geschäftsführer ist der millionenschwere Boxer Arthur Abraham. Der Berliner investierte viel Geld in den 18-Geschosser - zur genauen Summe schweigen die Halwo-Mitarbeiter. Nur so viel: „In den Jahren von 1995 und 1998 wurde das Gebäude für 15 Millionen Mark instand gesetzt“, so Schlicht. „Wir gehen davon aus, dass der Gebäudewert in den nächsten Jahren deutlich über zehn Millionen Euro liegen wird.“
Dies ist nicht die erste Immobilie, die Abraham, der amtierende Weltmeister im Supermittelgewicht, in den ostdeutschen Bundesländern gekauft hat. „Unter anderem hat er auch in Zwickau und Riesa investiert“, sagt Geschäftspartner Gunnar Schlicht.
Aus nach 17 Jahren
Nachdem die Halwo die Scheibe gekauft hatte, in dem das Jobcenter seinen Sitz hat, änderte sich etwas in dem Haus. So erzählt es Marko Ohme, der bis dahin siebzehn Jahre lang sein Reisecafé auf dem Hochhaus-Dach betrieben hatte. „Zunächst wurde mein Mietvertrag nicht verlängert“, sagt der 42-Jährige, „dann machte mir der neue Eigentümer ein Angebot zum dreifachen Preis.“ Zuvor kostete die Miete etwa 400 Euro im Monat - dafür bekam Ohme 100 Quadratmeter Restaurantfläche und rund 300 Quadratmeter Terrasse. „Ich wäre gerne da oben geblieben“, sagt Ohme, der mit seinem Café in die Barfüßerstraße zog.
Auch private Vermietung vorgesehen
Als neuer Betreiber des prestigeträchtigen Dach-Restaurants fungiert nun eine Tochtergesellschaft der Halwo. „Dies soll der Beginn einer Gastronomie-Schiene werden“, sagt Schlicht. „Derzeit funktioniert das Ganze als eine Kantine, die Mittagsgerichte serviert.“ Der Restaurantbetrieb läuft derzeit an, zur Zeit hat das Lokal werktags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. „Jeden Tag sind hier rund 3000 Leute im Hochhaus unterwegs, Jobcenter-Mitarbeiter und Klienten“, sagt Schlicht. Er sehe hier wirtschaftliches Potenzial. Künftig sollen die Räume samt Terrasse auch privat vermietet werden.
Gunnar Schlicht, der nicht nur in Halle-Neustadt, sondern auch in der Silberhöhe und in Heide-Nord Immobilen-Geschäfte und Gebäude betreibt, bezeichnet Neustadt als aussichtsreichsten Neubau-Stadtteil in der Saalestadt für Investoren. Die aktuelle Diskussion um die Rettung der maroden Scheiben sieht er jedoch kritisch. „Natürlich, wir schauen von unserer Terrasse und sehen den Leerstand. Das gehört zur Zeit dazu.“ Doch eine Sanierung? „Ich gebe zu bedenken: Die damaligen Kosten für Scheibe D waren sehr hoch. Außerdem braucht man eine sinnvolle Nutzung.“ Letztlich, sagt Schlicht, ist die Rede von rund 16.000 Quadratmetern Mietfläche pro Gebäude. „Es wird schwierig, hier ein sinnvolles Konzept aufzustellen.“ (mz)
