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Im Video Rollstuhl-Skaten: Pauline aus Halle (Saale) erobert die Skate-Rampen im Rolli

Von Oliver Müller-Lorey 04.11.2017, 11:00
Noch skatet Pauline Bendt mit einem normalen Straßen-Rollstuhl in der Fliparena in Halle-Neustadt.
Noch skatet Pauline Bendt mit einem normalen Straßen-Rollstuhl in der Fliparena in Halle-Neustadt. Oliver Müller-Lorey

Halle (Saale) - Gerollt sei sie ja ohnehin schon immer. Nun eben nicht mehr nur auf der Straße, sondern auch über Rampen und Sprungschanzen. Als der Leiter des Uni-Sportkurses Pauline Bendt vor etwa einem halben Jahr so locker aufnahm, war das Eis gebrochen - und alle Zweifel dahin. Ängste hatte die 20-jährige Studentin, die seit ihrer Kindheit im Rollstuhl sitzt, einige, als sie sich Anfang des Jahres zum Skate-Kurs anmeldete. „Ich dachte, der Kursleiter schmeißt mich raus“, erinnert sie sich. Doch das Gegenteil war der Fall.

Pauline aus Halle (Saale) skatet im Rollstuhl: „Wenn die Leute mich zum ersten Mal sehen, finden sie das schon krass.“

Pauline Bendt entdeckt das „Chair-Skating“, zu deutsch etwa: Stuhl-Skaten, für sich und ist seit einem halben Jahr Dauergast in der „Fliparena“, einer Skate-Halle in der Begonienstraße in der Neustadt. „Ich bin hier, wann immer es geht. Wenn es passt auch viermal die Woche“, sagt die junge Frau.

Sechs Stunden Skaten am Stück ist für sie kein Problem. Schiefe Blicke von anderen auch nicht. Es gibt nämlich keine. Seit einem Monat ist sie offiziell Mitglied im Skater-Verein „Congrav“ und voll akzeptiert. „Wenn die Leute mich zum ersten Mal sehen, finden sie das schon krass“, sagt sie. Aber sie und die anderen Hallennutzer würden sich absolut auf Augenhöhe begegnen und Rücksicht nehmen. „Aber na klar warten die anderen, wenn ich mit dem Rollstuhl eine Rampe runterfahre.“

„Chair-Skating“ in Halle (Saale): Bei manchen Rampen braucht Pauline noch Hilfe

Mitunter ist die Studentin der Erziehungswissenschaft auch auf die Hilfe von anderen angewiesen, denn manche Rampen kommt sie alleine noch nicht hoch. Dann muss ein Kumpel anschieben. „Mein Ziel ist es, dass ich bald genug Kraft habe, da alleine hochzufahren. Das muss jeder Chair-Skater eigentlich können“, sagt sie.

Pauline Bendt steht eben am Anfang ihrer Skater-Karriere. Es fehlt auch noch der passende Rollstuhl. Denn im Moment fährt sie mit einem gewöhnlichen Straßen-Rolli über die Rampen. Dem bekommt die außergewöhnliche Belastung nicht ganz so gut: Regelmäßig brechen Rollen, Griffe und andere Teile ab. Deshalb gibt’s in naher Zukunft erst einmal einen neuen Straßen-Rollstuhl, mit dem es nicht auf die Rampe geht.

„Chair-Skating“ in Halle (Saale): Pauline Bendt hofft auf einen besseren Rollstuhl

Und später, wenn das Geld und vielleicht ein Sponsor da sind, einen Profi-Rollstuhl nur zum Skaten. Ein Hersteller aus den USA baut genau solche und auf den beiden großen Rädern wäre ja genug Platz für Sponsoren-Werbung ...

Mit der Zeit wird Pauline Bendt auch ihre Tricks verbessern. Schon jetzt schafft sie eine 360-Grad-Drehung, einen „threesixty“. „In den USA gibt es einen Profi-Chair-Skater, der schafft einen double-backflip“, sagt die Hallenserin. Einen doppelten Rückwärtssalto also. Na dann: üben, üben, üben! (mz)