"Balaton" mitten in Halle: Rastaurant "Balaton" mitten in Halle: Wo sich internationale Stars die Klinke in die Hand geben

Halle (Saale) - Was fällt Deutschen als erstes ein, wenn sie an Ungarn denken? Balaton, Gulasch und Pálinka - vermutlich. All das hat Halle auch, und das sogar mitten in der Stadt. Etwas versteckt zwar, doch Fans der ungarischen Küche finden das „Balaton“ auf Anhieb. Dass es sich quasi hinter dem halleschen Opernhaus in der August-Bebel-Straße „abduckt“, hat bisher kaum jemanden daran gehindert, in dem nach ungarischer Tradition eingerichteten, gemütlichen Restaurant zu speisen und auf die Gesundheit mit einem zünftigen „Egészségedré!“ anzustoßen.

Bester Beweis: Inhaber Lászlo Réthy konnte in diesen Tagen ein schönes Jubiläum feiern. „20 Jahre gibt es das ,Balaton’“, so Réthy, der bisher kaum Werbung für sein Restaurant machen musste - die Gäste strömten seit Jahren auch so in Scharen. „Darauf bin ich schon ein bisschen stolz“, so der 58-Jährige.

Allerdings mischt sich in die Freude über den Erfolg zunehmend Sorge. „Die Bauarbeiten zwischen Joliot-Curie-Platz und der Oper machen mir ziemlich zu schaffen“, gesteht Réthy, der nun seit einiger Zeit doch für sein Restaurant werben muss: Seitdem die August-Bebel-Straße wegen der Umgestaltung der Großen Steinstraße eine Sackgasse ist, kommt kaum noch jemand zum „Balaton“. Also hat Réthy vor dem Opernhaus ein großes Werbe-Transparent aufspannen lassen.

Doch die Sorgen bleiben, auch wenn das „Balaton“ nicht nur in Halle, sondern bei Leuten aus aller Welt und vielen internationalen Promis bekannt ist: Hans-Dietrich Genscher war schon da und Stones-Drummer Charlie Watts, ebenso Michelle Hunziker. Hot Chocolate waren zu Gast, Thomas Gottschalk speiste bei ihm, ebenso die britische Band The Rubettes und Neue-Deutsche-Welle-Sänger Markus.

Die Musiker der ungarischen Rockband Omega zählen zu Réthys besten Freunden und sind Stammgäste, und Dieter „Maschine“ Birr von den Puhdys hat gerade erst zum 20-Jährigen per Telefon gratuliert - vom Urlaub aus Jamaika. Für das „Galileo“-Team von ProSieben hat Réthy in seinem Restaurant sogar mal ein Gulasch-Testkochen veranstaltet, um das beste Kesselgulasch-Rezept zu ermitteln.

Das fiel Réthy nicht schwer: Der gebürtige Veszprémer, der 1978 im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Veszprém und Halle in die Saalestadt gekommen ist und eigentlich nur ein halbes Jahr bleiben wollte, ist gelernter Koch, Kellner und Gastronomiefachmann.

Am Herd des „Balaton“ aber steht von der ersten Stunde an Chefkoch Bela Tamás. Derzeit ist Küchenchef Tamás der einzige Koch - Réthy geht es wie vielen anderen Gastwirten: Es fehlen Fachkräfte. „Weit und breit sind weder Köche noch Kellner zu bekommen“, sagt „Balaton“-Wirt Réthy, der im Teufelskreis von mangelnden Gästen, fehlendem Personal und finanziellen Einbußen steckt. Und auch der lange, heiße Sommer 2018 war für einen Gästeansturm im „Balaton“, das über keinen Außensitz verfügt, nicht unbedingt förderlich.

Doch ein echter Magyare wie Réthy lässt sich von solcherlei Widrigkeiten nicht unterkriegen, zumal er in Halle sein Glück gefunden hat: Seine Jugendliebe und heute Ehefrau Carola, die beiden Töchter Victoria und Antonia sowie inzwischen zwei Enkel. Ohne seine „Family“ würde Réthy seiner zweiten große Liebe - dem „Balaton“ - nicht die Treue halten können. Und natürlich kommt bei Réthy trotz allem der Humor nicht zu kurz: Seit 20 Jahren serviert der durchtrainierte Sportschütze, der 43-facher Sachsen-Anhalt-Landesmeister im Pistolenschießen ist, die Rechnung für die Gäste mit einer Pistole. Keine Angst - bei der unscharfen Waffe handelt sich um eine historische Duell-Pistole. (mz)