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Erstmals Publikumspreis beim "Esel, der auf Rosen geht" Premiere für Ehrenamtspreis in Halle und Saalekreis: Bürger können ab sofort online abstimmen 

Verdient hat es jeder: Bis zum 1. Juli kann online für den Publikumspreis beim „Esel, der auf Rosen geht“ im Internet gevotet werden.

Von Dirk Skrzypczak Aktualisiert: 10.06.2023, 11:12
Das sind einige der sechs nominierten Initiativen und Vereine für den Ehrenamtspreis in Halle und dem Saalekreis.
Das sind einige der sechs nominierten Initiativen und Vereine für den Ehrenamtspreis in Halle und dem Saalekreis. (Fotos: Dirk Skrzypczak)

Halle (Saale)/MZ - So etwas hat es in der 19 Jahre alten wie jungen Geschichte des „Esels“ noch nie gegeben. Zum ersten Mal wird ein Publikumspreis vergeben, nicht durch die honorige Jury, sondern durch die Bürger „da draußen“ in einer Online-Abstimmung. Die ist ab sofort im Internet scharf geschaltet und wird auch erst am 1. Juli enden – während der feierlichen Preisverleihung im großen Saal des Neuen Theaters. Dafür stehen ab sofort sechs Initiativen und Vereine zur Wahl:

Ehrenamtspreis in Halle und Saalekreis: So wird gevotet

Abstimmung: esel-auf-rosen.de/voting-buergerpreis; Teilnahmebedingungen: jeder darf nur einmal abstimmen; Preisverleihung: Am 1. Juli im Neuen Theater; Weitere Infos: Im Internet auf esel-auf-rosen.de sowie auf dem Instagram-Kanal der Mitteldeutschen Zeitung. Die Kandidaten:

"Der Esel, der auf Rosen geht": Mit wem schreibst Du wirklich

Das Internet ist wie ein Spiegel. Clara, Mila und Dshamilja warnen Jugendliche davor, zu viel von sich im Netz preiszugeben.
Das Internet ist wie ein Spiegel. Clara, Mila und Dshamilja warnen Jugendliche davor, zu viel von sich im Netz preiszugeben.
(Foto: Dirk Skrzypczak)

Mila hat es erlebt. „Ich wurde über soziale Netzwerke von einem über 40 Jahre alten Mann angeschrieben, der mich treffen wollte“, erzählt die 15-Jährige. Mit ihren Freundinnen Clara, Dshamilja und Estella hat sie die Aktion „Mit wem schreibst Du wirklich?“ gestartet. Ihr Ziel: Jugendliche über das Cyber-Grooming aufklären, die gezielte Manipulation Minderjähriger im Internet.

Die Schülerinnen haben Umfragebögen verschickt und werten die Ergebnisse auf Instagram aus. „Wir stellen immer wieder fest, dass gerade Jüngere nicht wissen, welche Gefahren im Netz lauern“, meint Dshamilja. Mit der Initiative wollen sie Betroffenen helfen und Opfern auch einen sicheren Platz geben. Davon erfährt auch die Öffentlichkeit. Dafür malt das Quartett Kreidebilder auf Fußwege.

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Hallianz Jugendjury

Irene Wand koordiniert die Arbeit der Hallianz-Jugendjury, die sich für Demokratie und Vielfalt einsetzt und in Halle Projekte fördert.
Irene Wand koordiniert die Arbeit der Hallianz-Jugendjury, die sich für Demokratie und Vielfalt einsetzt und in Halle Projekte fördert.
(Foto: Dirk Skrzypczak)

Irene Wand hat das Büro „im Fuchsbau“ am Hansering, wie Irene das Gewirr an Gängen bezeichnet. Mit der Hallianz Jugendjury fördert Irene (29) das Engagement junger Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. „Wir haben drei Hauptmerkmale: Rechtsextremismus, Demokratie und Vielfalt“, sagt Irene und lebt das selbst vor.

Irene fühlt sich keinem Geschlecht zugehörig. Die Jury, die aus Jugendlichen besteht, wählt Projekte aus, die unterstützt werden. „Wichtig ist, dass unser Angebot niedrigschwellig ist und die Bürokratie klein bleibt“, sagt Irene. Die Jury fördert nicht nur Initiativen über den Jugend-Fonds, sie wird auch selbst aktiv: mit dem Tag der Jugendbeteiligung oder einer Schnitzjagd zu jüdischem Leben.

Starke Saalekinder

Stefanie Quilitsch, Madeleine Metzner und Katrin Westermann (von links) kümmern sich um Kinder, die durch den Lockdown gelitten haben.
Stefanie Quilitsch, Madeleine Metzner und Katrin Westermann (von links) kümmern sich um Kinder, die durch den Lockdown gelitten haben.
(Foto: Dirk Skrzypczak)

Katrin Westermann weiß, wie schwierig es sein kann, Hilfe zu finden. Sie hat ein Kind mit einer Beeinträchtigung. Eltern sind da oft überfordert – so wie in der Corona-Krise. „Plötzlich haben viele gemerkt, wie anstrengend es ist, Kind und Arbeit unter einen Hut zu bekommen und auch noch Lehrer zu sein“, sagt Stefanie Quilitsch.

Mit Katrin Westermann hat sie den Verein „Starke Saalekinder“ auf dem Gipfel der Pandemie gegründet. Der Verein arbeitet mit Kindern in Schulen und Kitas. Es geht um Selbstvertrauen, Respekt und den Umgang mit Konflikten. Zum Klientel gehören vor allem Mädchen und Jungen der dritten und vierten Klasse, die großen Verlierer der Pandemie. Der Verein hilft auch Eltern, wenn sie es wünschen.

Fashion Revolution Week

Sehr sympathisch und aufgeschlossen: Anna Zeitler wirbt für einen nachhaltigen Umgang mit Textilien. „Es muss nicht immer neu sein“, sagt sie.
Sehr sympathisch und aufgeschlossen: Anna Zeitler wirbt für einen nachhaltigen Umgang mit Textilien. „Es muss nicht immer neu sein“, sagt sie.
(Foto: Dirk Skrzypczak)

Anna Zeitler kommt nicht mit selbst geschneiderten Textilien zum Termin, aber mit schmucker Kleidung aus zweiter Hand. „Es muss nicht neu sein“, sagt die Modedesignerin mit bayerischen Wurzeln. Seit 2016 ist die 33-Jährige in Halle und engagiert sich für die Fashion Revolution. Sie spricht mit Kindern, Jugendlichen und Firmen über Nachhaltigkeit, schlimme Produktionsbedingungen und Kinderarbeit in Indien.

Mit Partnern organisiert sie die Revolution Week - eine Themenwoche mit diversen Veranstaltungen. Ihre Beobachtung: „Schreckliche Bilder machen nur für einen Moment betroffen.“ Um in das Bewusstsein zu gelangen, müsse man fühlen und selbst etwas schaffen. Und so wird in ihren Kursen auch genäht und geschneidert. „Diese Aha-Erlebnisse bewirken etwas“, sagt sie.

Lebendige Bibliothek von Jedermensch

Atmende „Bücher“ aus Halles lebendiger Bibliothek: Peer Belz, Philip Egbune, Tija Uhlig und Liane Brandt (von links nach rechts).
Atmende „Bücher“ aus Halles lebendiger Bibliothek: Peer Belz, Philip Egbune, Tija Uhlig und Liane Brandt (von links nach rechts).
(Foto: Dirk Skrzypczak)

Philip Egbune ist seit einem Jahr in Halle und macht der Stadt ein Kompliment: „Ich fühle mich hier wohl. Das ist woanders nicht so gewesen“, sagt der 43-Jährige mit nigerianisch-russischen Wurzeln. Was ihn und andere aus dem Verein „Jedermensch“ besonders macht: Sie sind „Bücher“ der lebendigen Bibliothek.

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Liane Brandt und Peer Belz hatten die Idee. Entstanden ist ein Begegnungsformat, bei dem Menschen, die anders als der Mainstream sind, über ihre Erfahrungen sprechen. Besonders nachgefragt ist die „Living Library“ an Schulen. „Wir hatten dieses Jahr 20 Gesprächsrunden als Ziel gesetzt. Es sind jetzt schon 50“, erzählt Peer. Man wolle Vorurteile abbauen. Die Jugend, so erzählen sie, sei aufgeschlossen.

Rock Your Life

Anna Zemmrich (links) und Luzie Hahn haben den Verein „Rock your Life“ gegündet, der sich für gleiche Bildungschancen einsetzt.
Anna Zemmrich (links) und Luzie Hahn haben den Verein „Rock your Life“ gegündet, der sich für gleiche Bildungschancen einsetzt.
(Foto: Dirk Skrzypczak)

Anna Zemmrich spricht von kleinen Dingen im Leben, die für andere das größte sind. „Wir waren mit Schülern im Reichstag in Berlin. Einer der Teilnehmer war noch nie ICE gefahren und hat jede Sekunden genossen.“ Anna und ihre Freundin Luzie Hahn sind die Köpfe im Verein „Rock your Life“, der sich für Bildungs- und Chancengleichheit junger Menschen einsetzt.

Studenten und Studentinnen übernehmen einjährige Partnerschaften für Acht- und Neuntklässler. Sie pauken mit ihnen Hausaufgaben, stärken das Selbstbewusstsein, helfen in schwierigen Lebensphasen. 22 Paare sind aktuell im Mentoring-Programm. „Wir zeigen der Jugend, dass sie alles erreichen kann – unabhängig der sozialen Herkunft“, sagt Luzie.