Pilotprojekt in Halle Pilotprojekt in Halle: Ein Grund zu bleiben
Halle (Saale) - Als erste Hochschule Deutschlands bekommt die Uni Halle Fördermittel für ein besonderes Modellprojekt: „Students meet society“ (Studenten treffen auf Gesellschaft). Ziel ist es, internationale Studenten über Ehrenamtsprojekte besser gesellschaftlich und beruflich zu integrieren und sie so zum Hierbleiben zu bewegen. Das Projekt, das vom Bundesinnenministerium über drei Jahre mit 300.000 Euro gefördert wird, stemmt die Uni gemeinsam mit der Freiwilligenagentur.
„Ziel ist es, dieses Modell später auch an andere Hochschulen zu transferieren“, erläutert Projektkoordinatorin Christine Sattler von der Freiwilligenagentur. Allerdings gibt es das studentische ehrenamtliche Engagement an der Uni Halle - das mit „Students meet society“ noch ausgeweitet wird - schon seit acht Jahren als Modul im Bachelor-Studium.
Praktische Einblicke
„Das ist Horizonterweiterung“, lobt die angehende Wirtschaftsinformatikerin Haya Al Achab diese Möglichkeit. Die Syrerin ist eine von rund 30 Studenten, die jedes Semester zusammen mit einem deutschen Kommilitonen ein Projekt ehrenamtlich betreuen. Gemeinsam mit der Arabistik-Studentin Sevilay Althaus hat sie im Frauenhaus für Flüchtlinge gedolmetscht, Deutschunterricht gegeben und da unterstützt, wo sie es brauchten. Zum Beispiel als Begleitung bei Arztbesuchen oder Behördengängen.
„Ich lebe seit eineinhalb Jahren in Halle“, berichtet Al Achab in perfektem Deutsch, „und ich wollte mich hier auch sozial engagieren.“ Auch für Projektpartnerin Althaus, die später in der Entwicklungshilfe tätig sein möchte, war die gemeinsame Ehrenamtserfahrung eine Bereicherung: „Man bekommt praktische Einblicke.“
Das erfolgreiche Projekt soll nun als „Students meet society“ noch weiterentwickelt werden. Die Freiwilligenagentur und Holger Backhaus-Maul, Erziehungswissenschaftler an der Uni, arbeiten hier Hand in Hand. „Wir setzen auf ein Stück Internationalisierung auch der ehrenamtlichen Organisationen“, benennt Backhaus-Maul das Ziel. Dafür sollen nun in einer ersten Phase beide Seiten, sowohl internationale Studenten als auch Vereine nach ihren Erfahrungen und Wünschen für ein studentisches Engagement befragt werden. Wo können sich ausländische Studenten noch mehr einbringen? Welche neuen Erfahrungen können Organisationen damit machen? Was sind Aufgaben, die die jungen Menschen aus anderen Ländern als Gewinn für Vereine in Halle übernehmen können?
Mehr ausländische Studenten
Im Ergebnis sollen dann internationale Studenten nach Ablauf des dreijährigen Pilotprojekts optimal beraten und begleitet werden können. Und nach Abschluss ihres Studiums in Halle bleiben. Denn durch das ehrenamtliche Engagement, so hofft Holger Backhaus-Maul, werde auch ein Netzwerk geschaffen, Freunde gefunden und ein tieferer Einblick in Sprache und Kultur erlangt. Und vielleicht sogar Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern in der Region gefunden. „Derzeit bleiben etwa 25 Prozent aller internationaler Studenten in Deutschland. Das Ziel ist, diese Zahl zu erhöhen“, sagt der Wissenschaftler.
Dass sich mit das Engagement für die Studenten auch ein Gewinn an sozialen und persönlichen Kompetenzen ergibt, bestätigen Althaus und Al Achab unisono. „Es ist sehr hilfreich, wenn man Ideen austauschen kann“, sagt Althaus. Sie freut sich, mit ihrer Projektpartnerin jemanden gefunden zu haben, der das gleiche Interesse hat wie sie selbst - nämlich geflüchteten Frauen zu helfen. Auch eine arabisch sprechende Frau hat das Duo betreut, „aber da war Haya klar im Vorteil“, sagt die Arabistik-Studentin.
Eines ist jedoch für die beiden nach den Erfahrungen des abgelaufenen Semesters im Frauenflüchtlingsheim klar: Auch die Uni Halle gewinnt Ansehen damit, dass sie ehrenamtliches Engagement in das Studium einbindet. „Das ist ein ganz positiver Punkt für die Universität“, lobt Al Achab.
Dort nahm der Anteil internationaler Studenten in den vergangenen Jahren zu und lag im vergangenen Wintersemester bei 9,6 Prozent. Die häufigsten Herkunftsländer waren Vietnam, China und Russland. (mz)
Mehr Infos unter: servicelearning.uni-halle.de