1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Paulusviertel: Paulusviertel: Initiativen streiten am Hasenberg

Paulusviertel Paulusviertel: Initiativen streiten am Hasenberg

Von Felix Knothe 04.02.2013, 19:11
Das Paulusviertel ist gespalten, und mit ihm auch Halle. (FOTO: LUTZ WINKLER)
Das Paulusviertel ist gespalten, und mit ihm auch Halle. (FOTO: LUTZ WINKLER) Lutz Winkler

Halle (Saale)/MZ. - Wer sich in Internetforen zum Bauprojekt rund um das ehemalige Regierungspräsidium informieren möchte, reibt sich verwundert die Augen. "Macht euch heeme, ihr Besatzer" - das ist die eine Seite. "Alles Filz, die machen sowieso was sie wollen" - die andere. Das Paulusviertel ist gespalten, und mit ihm auch Halle.

Es ist ein bisher nie dagewesener Schlagabtausch der Bürgerinitiativen (BI): Auf der einen Seite die etablierte BI Paulusviertel, seit vielen Jahren aktiv mit dem Paulusfest als alljährlichem Höhepunkt. Deren Vorsitzende ist Hanna Haupt, Pfarrerin, Seelsorgerin. "Diese BI ist Frau Haupt", sagt Yvonne Winkler und meint das nicht freundlich.

Der Vorwurf: Haupt und ihre BI hätten sich den Bürgerprotesten gegen den "Paulus-Wohnpark" nicht geöffnet. Winkler wiederum ist Anwältin und Chefin der neuen BI Pro Pauluspark. Sie und ihre Mitstreiter, kämpfen gegen die Stadt, die HWG und gegen Papenburg, auf Bürgerversammlungen, bei den Stadtratsfraktionen - und im Netz.

"Was wir dort teilweise lesen, ist starker Tobak", meint Winkler. Überwunden geglaubte Ressentiments brächen wieder auf. "Wir werden als Wessis beschimpft, die sich hier eingekauft hätten und die Ossis verdrängen." Das komme nicht nur aus dem Viertel heraus. Auch andere Hallenser überzögen, so Winkler, die BI mit Spott. Von den "Gutbürgern" ist die Rede, die das Projekt nur verhindern wollten, weil es vor ihrer Haustür entsteht.

So fließen in Halle gerade all jene Debatten ineinander, die andere Großstädte einzeln austragen. Dass die Grenzen dabei fließend sind - typisch Halle? Da sind die "Wutbürger". Da sind die Warner vor der Gentrifizierung von Stadtteilen, also der Veränderung der sozialen Strukturen hin zu Schicki-Micki-Vierteln für die Betuchten und Zugewanderten.

"Dabei warnen wir ja gerade davor, dass mit dem Projekt die Mieten im Viertel weiter steigen", sagt Elisabeth Wache, eine andere Stimme aus Winklers BI - eine Ost-Stimme. Acht Euro aufwärts sollen die Mieten im Wohnpark betragen. Hanna Haupt, die das Bauprojekt verteidigt, glaubt zwar auch, dass sich das Paulusviertel nach der Wende verändert hat. Es sei aber durchaus noch gut gemischt.

"Das Projekt muss doch nicht unser Problem sein", so Haupt. Bei ihrer BI ist man froh, dass es jemand in die Hand nehme, das Präsidium zu sanieren. Ein Krieg der Initiativen? Sie habe kein Problem mit der anderen Initiative, meint Haupt. Jedoch sei man von dort nie auf sie zugekommen. Von Winkler kommt der gleiche Vorwurf zurück. "Eine Schnittmenge sehe ich nicht mehr."