„Hackfleisch in Packpapier“? Neues EU-Gesetz - Was kommt in Halle in die Papiertüte?
Mit dem 3. Juli endete die Frist für die Herstellung von bestimmten Produkten. Beutel, Becher, Wattestäbchen - Restbestände dürfen aber noch aufgebraucht werden. Wie läuft es in Halle?
Halle (Saale)/MZ - Zurück zur guten alten Papiertüte? Für Cordula Metzschke gar keine Frage. Die Händlerin, die seit über 30 Jahren auf dem halleschen Wochenmarkt Obst und Gemüse aus der Region verkauft, schaufelt ein Pfund dunkelrote Kirschen, frisch gepflückt in Querfurt, in eine dreieckige braune Packpapiertüte. „So wie früher“, kommentiert eine ältere Kundin, die sich an den guten alten Kaufmannsladen erinnert fühlt und ihren mitgebrachten Stoffbeutel aus der Tasche holt. Den, sagt sie, habe sie immer dabei - für alle Fälle.
Papier oder Stoff statt Plastik, das ist für viele Händler und auch Kunden in der Saalestadt inzwischen fast eine Selbstverständlichkeit - nicht erst, seitdem die EU im März 2019 ein EU-weites Verbot von bestimmten Einweg-Artikeln aus Plastik auf den Weg gebracht hat. Zwei Jahre hatten die Länder Zeit, das EU-Verbot in nationales Recht umzusetzen, in diesem Jahr nun, am 3. Juli, ist in Deutschland das Plastikverbot in Kraft getreten. Mit diesem Stichtag ist aber nicht verbunden, dass Einwegprodukte wie Plastiktüten, Trinkhalme, Plastikbesteck und -teller, Rührstäbchen, Luftballonhalter, Getränkebecher aus Polystyrol oder auch Rühr- und Wattestäbchen ab sofort nicht mehr verwendet werden dürfen. Vielmehr endete am 3. Juli die Frist für die Herstellung von Einwegprodukten aus Plastik. Restbestände dürfen bis auf weiteres noch verwendet werden - und werden es auch.
„Hackfleisch in Packpapier - das wäre dann doch nicht so ideal“
Und so sind auch auf dem halleschen Markt noch etliche Passanten mit Plastikbeuteln und Tüten unterwegs, sieht man noch einige, die ihr Getränk aus dem Papp- oder Polystyrolbecher genießen - und danach oft auch einfach achtlos auf die Straße werfen, wie Uta Sauer aus ihrem Verkaufswagen fast täglich heraus beobachten kann. Die Fleischermeisterin setzt beim Verkauf ihrer Waren selbst seit langem auf Papier statt Plastik. Und wenn doch Plastik, dann auf jeden Fall recycelbares. „Hackfleisch in Packpapier - das wäre dann doch nicht so ideal“, begründet die Fachfrau, die ebenfalls seit drei Jahrzehnten auf Halles Markt ihre Waren anbietet, die Wahl des Verpackungsmaterials. Wurst indes, sagt sie, komme in umweltfreundliches Wachspapier, und der gesamte Einkauf landet bei Uta Sauer in stabilen, klimaneutral produzierten Papiertüten, die sie in reichlicher Menge in ihrem Verkaufswagen vorhält.
Was allerdings wohl kaum jemand wisse: Händler müssten eine so genannte Lizenzgebühr, also eine Abgabe pro Kilogramm angekauftem Verpackungsmaterial bezahlen, egal ob Tüten, Gläser oder Papierbögen. Bei ihren Kunden komme ihr Umweltbewusstsein indes gut an, und für sie selbst sei das ein wichtiger Schritt in Richtung weniger Verpackungsmüll, so Uta Sauer. Allerdings: Müllvermeidung, meint sie, beginne bei jedem selbst. Es sei ja nicht zu viel verlangt, seinen leeren Becher zumindest bis zum nächsten Papierkorb zu tragen. „Alles, was Plastikmüll vermeiden hilft und die Umwelt schützt, unterstützen wir natürlich“, fasst City-Manager Wolfgang Fleischer das Bestreben der halleschen Händler zusammen.
Apropos Becher: Vor allem unter jungen Leuten ist der To-Go-Becher aus Porzellan oder anderem umweltfreundlichen Material längst Standard. Und während von „Hähnchen-Kurt“ und beim Asia-Imbiss die Ware seit langem beutellos über die Theke gereicht wird, spießen die Gäste beim „Dont worry by Curry“-Stand ihre Wurst zünftig mit einem Holzstäbchen auf - umweltfreundlich und nachhaltig.