Neue Partnerschaft zu Halle
Merseburg/MZ. - Heißes Eisen angepackt
Ein heißes Eisen wurde schon in der ersten Fragerunde angepackt - das Verhältnis zu Halle. Ausgangspunkt war die lange Wunschliste der Stadt nach Eingemeindungen. Eichner machte deutlich, dass diese Vorstellungen eine Wunschliste bleiben werden. Gleichzeitig warb der Bewerber für eine "Entmilitarisierung der Sprache", ihm gehe es um ein Verhältnis mit Halle auf gleicher Augenhöhe. Bannert kündigte einen "Neustart" an, einer seiner ersten Wege als Landrat werde ihn nach Halle führen. Als Vertreter von 208 000 Saalekreis-Bewohnern habe man eine gute Verhandlungsposition.
Die gedankliche Nähe der Bewerber zeigte sich auch am Problem, ob ein Zusammengehen der Städte Merseburg und Leuna wünschenswert sei. Sowohl Eichner als auch Bannert bekundeten, nicht über die Köpfe der Bürger hinweg regieren zu wollen. Zwangseingemeindung sei für sie kein Thema, würden die Bürger aber für eine gemeinsame Zukunft stimmen, könne aus der Idee etwas Gutes werden. Schon fast mit Verwunderung registrierte das Publikum, wie sich die Kandidaten gegenseitig die Richtigkeit ihrer Argumente bestätigten. Das zeigte sich sehr deutlich, als es um die Kosten der Kreisfusion ging. Bannert und Eichner, die seit vielen Jahren führende Positionen in der Merseburger Kreisverwaltung innehaben, rechneten mit einem sozial verträglichen Personalabbau von etwa 100 Mitarbeitern. Das entspreche einer Kosteneinsparung von etwa vier Millionen Euro. Beide unterstützten eine Außenstelle für den Bürgerservice im jetzigen Saalkreis-Landratsamt.
Die erste Frage aus dem Publikum stellte Elke Scharfe aus Merseburg: "Was wollen sie für die Hartz-IV-Empfänger tun?" Bannert und Eichner antworteten nahezu gleich lautend, dass der Merseburger Eigenbetrieb den Service für die Betroffenen unbedingt verbessern müsse. An der Gesetzgebung selbst könne man leider nichts ändern. Eichner setzte sich ausdrücklich dafür ein, für Erwerbslose bezahlte Stellen auf einem zweiten gemeinnützigen Arbeitsmarkt zu schaffen. Bannert legte Wert auf Qualifizierung, da es bereits jetzt freie Stellen gebe.
Gegen Privatisierung
Horst Schoppe aus Mücheln fragte nach der Schuldensituation. Bannert gab Auskunft: Merseburg-Querfurt hat sich danach 65 Millionen Euro, der Saalkreis zwölf Millionen geliehen. Möglichen Privatisierungen kommunaler Aufgaben, angefragt von Michael Finger aus Merseburg, erteilten die Bewerber eine Absage. Eichner: "Wer gut wirtschaftet, muss nicht privatisieren." Bannert: "Privatisierung löst keine finanziellen Probleme." Obwohl die von manchem gewünschte Kontroverse ausblieb, spendeten die 150 Zuhörer den Akteuren nach 90 Minuten viel Beifall.