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Natur Natur: Gefräßige Tiere in Halle

Von Heidi Jürgens 06.08.2014, 20:40
Auch ein Netz über dem Teich von Brunhilde Voigt hat nicht genützt: Ein Waschbär hat die Fische geholt.
Auch ein Netz über dem Teich von Brunhilde Voigt hat nicht genützt: Ein Waschbär hat die Fische geholt. Kison Lizenz

Halle (Saale) - Brunhilde Voigt war der Verzweiflung nahe. Doch jetzt hat sie wieder Zuversicht - ein bisschen jedenfalls. Sie hofft, denjenigen zu fangen, der in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder die Fische aus ihrem kleinen Teich geholt und sogar Teichmuscheln aufgebrochen und den Inhalt gefressen hat. Selbst ein Netz über dem Wasser hat nicht geholfen. Auch die Vögel im Nistkasten am Baum unweit des Teiches hatten keine Chance: „Eines Tages lag das Häuschen unten - leer“, so die Frau aus Nietleben. Sie vermutet einen Waschbär als Täter und fragte bei der MZ an, an wen sich Betroffene in einer solchen Situation wenden können.

Falsch verstandene Tierliebe

Ansprechpartner ist die Untere Jagd- und Fischereibehörde der Stadt. Dort berät Waldemar Vogt alle, die Probleme mit Wildtieren auf ihren Grundstücken haben. Und er schaut sich auch vor Ort um. Auf Privatgrundstücken, erklärt er, könne jeder Eigentümer Fallen aufstellen oder aufstellen lassen - am besten durch einen Jäger. Der würde sie bringen und auch samt dem gefangenen Tier wieder abholen.

Wenn Wildtiere in Mietshäusern zur Plage werden, muss der Eigentümer informiert und zum Handeln aufgefordert werden. Nur er ist berechtigt, Maßnahmen wie etwa das Aufstellen einer Falle zu veranlassen.

Mieter selbst dürfen das nicht, heißt es bei der Unteren Jagdbehörde. Wer an den Vermieter nicht herankommt oder wenn dieser nichts unternimmt, dann können sich auch Mieter an die Behörde wenden, die dann das Weitere besprechen beziehungsweise veranlassen wird. Zu erreichen ist die Untere Jagdbehörde der Stadt unter der Telefonnummer 0345/2 21 12 31

„Die Kosten muss der Eigentümer des Grundstücks tragen“, so Vogt, „entweder er kümmert sich selbst oder wir nennen Jäger der Umgebung, an die man sich wenden kann.“ Rein rechtlich gesehen könnte aber derjenige, der auf seinem Grundstück solch ein Tier fängt, dieses auch töten und behalten. Ratsam sei aber, sich in so einem Fall lieber an Fachleute zu wenden.

Waschbären, sagt Vogt, sind zu einer wahren Plage geworden. Vor allem in den Randgebieten der Heide, in Gartenanlagen wie am Goldberg, im Bereich von Peißnitz, Ziegel- und Würfelwiese oder nahe den Klausbergen. Aber auch bis in die Innenstadt kommen die Tiere, die keine natürlichen Feinde haben, laufen, klettern und schwimmen können, nun schon seit Jahren. Sie wühlen in Papierkörben, werfen einen Teil des Inhaltes heraus und fressen alles, was sie vertragen können.

Keine natürlichen Feinde

Vor allem Nachlässigkeit und falsch verstandene Tierliebe begünstigen dem Fachmann zufolge die Lebensumstände der Waschbären. Essensreste, Katzenfutter, Dinge, die einige Gartenbesitzer für Igel bereitstellen, ziehen Waschbären - aber auch Marder oder Minke (marderartige Tiere) magisch an. Minke, die wie die Waschbären auch keine natürlichen Feinde haben, verbreiten sich derzeit besonders entlang der Saale, am Kanal und am Hufeisensee. Nahe der der Saale - insbesondere der Saline, der Würfelwiese und der Hafenstraße sind es seit Jahr und Tag die Nutrias, die von dem oft überreichlichen Nahrungsangebot Gebrauch machen. Deren Zahl könnte Vogt zufolge mittlerweile schon im dreistelligen Bereich liegen.

Ein probates Mittel gegen Wildtiere in der Stadt gibt es nicht. „Wichtig ist“, sagt Waldemar Vogt, „dort, wo sie auftauchen, so wenig Nahrung wie möglich draußen zu deponieren und Unterschlupfmöglichkeiten zu beseitigen. (mz)