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Nach Transporter-Brand Nach Transporter-Brand: Behindertenverband nimmt endlich neues Fahrzeug entgegen

Von Oliver Müller-Lorey 13.02.2020, 10:59
Uwe Willamowski, der Vorsitzende des Behindertenverbands, probiert den neuen Transporter aus. Auf dem Boden sind die Schienen zu sehen, in die die verstellbaren Sitze einrasten. Im hinteren Bereich am Boden sind außerdem Gurte zum Festschnallen der Rollstühle verankert.
Uwe Willamowski, der Vorsitzende des Behindertenverbands, probiert den neuen Transporter aus. Auf dem Boden sind die Schienen zu sehen, in die die verstellbaren Sitze einrasten. Im hinteren Bereich am Boden sind außerdem Gurte zum Festschnallen der Rollstühle verankert. Silvio Kison

Halle (Saale) - Es war der traurige Höhepunkt einer Brandserie, die Halle-Neustadt im Sommer vergangenen Jahres erschütterte: In der Nacht auf den 1. September stand der Transporter des Allgemeinen Behindertenverbands in Flammen. Die Feuerwehr versuchte den Spezialbus, mit dem Behinderte, vor allem Rollstuhlfahrer, zu Aktivitäten gefahren wurden, zu löschen. Vergeblich.

Transporter hat 60.000 Euro, inklusive Umbau gekostet 

Als sich der Verbandsvorsitzende Uwe Willamowski noch in der Nacht ein Bild vom ausgebrannten Auto machte, wusste er: Das ist ein Totalschaden. Für die Brandstifter hatte er nur Verachtung übrig. „Früher haben Ganoven wenigstens Behinderte aus dem Spiel gelassen“, sagte er damals. Groß war die Sorge, dass für einen neuen Transporter nicht genug Geld zusammenkommen könnte.

Von wegen! Ein knappes halbes Jahr später ist die Zuversicht im Behindertenverband zurückgekehrt. Auf dem Hof in der Ernst-Abbe-Straße stand am Montag ein nagelneuer weißer VW-Kleinbus. „Mit null Kilometern auf der Uhr“, wie Willamowski, der als HFC-Fan im Trikot kam, stolz verkündete.

Die 60.000 Euro, die das Fahrzeug inklusive Umbau gekostet hat, kamen sogar schneller zusammen als vermutet: „In nur viereinhalb Wochen waren wir schon bei 50.000 Euro. Die Saalesparkasse hat dann noch einmal 10.000 draufgelegt und damit den Deckel zugemacht“, sagte Gerd Micheel.

Behindertenverband konnte neuen Transporter entgegen nehmen

Der bekannte Küchenstudio-Besitzer ist Gründungsmitglied des Vereins „Pro Handicap“, der sich für behinderte Menschen in Halle und Umgebung einsetzt. Seit dem Brand warb er um Spenden, damit die Verbandsmitglieder schnell wieder mobil sind. „Das Tolle an dieser Stadt sind die Menschen. Wann immer es Probleme gibt, packen die Hallenser gemeinsam mit an“, meinte Micheel.

„Trotzdem hoffe ich natürlich, dass wir eine Aktion wie diese nie mehr machen müssen.“ Seit dem Brand stand dem Verband nur noch ein Transporter zur Verfügung. „So kam es zu langen Wartezeiten für unsere Mitglieder. Und manche Fahrten mussten auch komplett ausfallen“, so Willamowski. Man sei deutlich weniger flexibel gewesen.

Neue Transporter mit neuer, moderner Technik

Geld kam nicht nur aus privaten Haushalten, sondern auch von HFC-Fans, denn der Fußballclub unterstützte die Sammelaktion im Stadion. So war dann auch HFC-Spieler Bentley Baxter Bahn bei der Einweihung des Transporters am Montag dabei. Von Siegfried Völkel, der den alten Transporter fuhr und nun mit dem neuen unterwegs sein wird, gab es eine Einweisung in die moderne Technik. 

„Der größte Pluspunkt ist die hydraulische Rampe. Der Rollstuhlfahrer fährt darauf und wird in den Bus gehoben“, sagte er. Früher musste Völkel die nicht-motorisierten Rollstühle von Hand in den Bus schieben - das ging aufs Kreuz. Praktisch sind außerdem die flexiblen Gurt- und Bodenschienensysteme. Sie ermöglichen den Ein- und Ausbau sowie das Bewegen der Autositze. Werden alle ausgebaut, haben sechs Rollstühle Platz.

Klimaanlage kühlt das ganze Fahrzeug 

Brauchen einige der behinderten Fahrgäste eine Begleitperson oder können selbst laufen, können die Sitze wieder eingebaut werden. Die Rollstühle werden mit einem Gurtsystem am Boden gesichert, die Passagiere zusätzlich mit einem zweiten Gurt.

„Positiv ist außerdem, dass die Klimaanlage nun im ganzen Fahrzeug kühlt und nicht wie früher nur vorne“, sagte Willamowski. So traurig die Brandstiftung am alten Transporter gewesen sei, so froh sei man nun über den besseren neuen. Die nächste Fahrt soll schon in wenigen Tagen stattfinden: entweder nach Schönebeck oder in den Harz. (mz)