Nach jahrelangem Leerstand Nach jahrelangem Leerstand: Marodes Haus in der Schulstraße 6 wird saniert

Halle (Saale) - Wer mit offenen Augen durch Halle läuft, kennt diese Momente. Jahrelang spaziert man an einem leer stehenden Haus vorbei und fragt sich, ob und wann dort endlich mal etwas geschieht. Und dann, auf einmal, hängt eine Plane vor der Fassade - und ein paar Monate später ist die Stadt um ein weiteres Schmuckstück reicher. So geschieht es derzeit auch in der Schulstraße. Nach Jahren des Leerstands wird das Haus Nummer 6, unmittelbar neben dem Hintereingang des Audimax, nun endlich saniert.
1848 gebaut, war es nach der Wende im Besitz der HWG, stand aber seit 2010 leer. Im Mai 2014 wurde es verkauft und zwar an Ragner Wenzel. Nur der Wende sei im Übrigen zu verdanken, dass das Haus überhaupt noch steht, sagt er. Wenzel besitzt nämlich auch die Abrissgenehmigung aus dem August 1989. Wie so viele Gebäude der historischen Altstadt sollte auch die Schulstraße 6 Plattenbauten Platz machen.
Es kam bekanntlich anders. Und nun erlebt das Haus eine neue Blüte. Um es zu sanieren, hat Wenzel den freien Architekten Johann-Christian Fromme ins Boot geholt.
Denkmalwürdigkeit lange Zeit nicht erkannt
Ironie des Schicksals: Die Stadt hatte das Gebäude die längste Zeit gar nicht auf dem Schirm. Erst bei einem Vor-Ort-Termin mit dem neuen Besitzer entdeckten die städtischen Denkmalschützer, um was für ein Kleinod es sich da handelt - eine Woche später hatte das Gebäude Denkmal-Status.
Für Ragner Wenzel bedeutete das vor allem: mehr Auflagen - und dadurch natürlich: höhere Baukosten. So muss beispielsweise das Dach nun wieder mit Schiefer gedeckt werden.
Architekt Fromme kennt sich freilich aus mit denkmalschützerischen Herausforderungen: Zu seinen Referenzobjekten gehören unter anderem das Stadtmuseum sowie das Friedemann-Bach- und das Händel-Haus.
Fromme bricht übrigens auch eine Lanze für den Denkmalschutz. Grundsätzlich sei es gut, dass es jemanden gebe, der gewissermaßen eine Extremposition vertritt. Das Paulus- und andere Gründerzeitviertel sähen jedenfalls ohne funktionierenden Denkmalschutz heute gewiss deutlich anders aus, sagt er. Und er meint damit: Sie sähen nicht schöner aus. Am Ende bedeute eine aufwendigere Sanierung für den Besitzer ja auch immer einen höheren Vermarktungswert.
In Ragner Wenzel hat er freilich einen Bauherrn gefunden, der sich für jedes Detail begeistern kann - und der genügend Sachverstand mitbringt, um selbst Hand anzulegen. Kein Wunder, dass Wenzel derzeit jede freie Minute auf der Baustelle verbringt. Seit September wird gebaut; aktuell wird der Dachstuhl erneuert. Zwar müssen dort wie auch im Fachwerk einzelne Balken ausgetauscht werden, das Gros des Holzgerüsts befindet sich aber auch nach fast 170 Jahren in sehr gutem Zustand. Auch einige prächtige Originaltüren, teils mit samt aufwendiger Krönung, sind inzwischen aufgearbeitet.
Drei Wohnungen auf zwei Etagen
Viel ist erhalten, sagt Fromme. Einiges ist aber auch vom Zahn der Zeit zerfressen. Eine solche Altbausanierung birgt eben immer Überraschungen, und nicht immer sind es gute.
In den zwei Etagen und dem ausgebauten Dachgeschoss sollen insgesamt drei Wohnungen entstehen. Die Grundfläche beträgt gerade mal 133 Quadratmeter; die Gesamt-Wohnfläche wird sich am Ende auf 205 Quadratmeter belaufen. Nach hinten grenzt das Haus direkt an den Universitätsplatz.
Im nächsten Frühjahr will man fertig sein. Architekt Fromme ist überzeugt: „Das wird eine Perle.“ (mz)

