Nach Hickhack Nach Hochwasser: Halle bekommt ein neues Planetarium
Halle (Saale) - Was fängt man bloß mit einer denkmalgeschützten Gasometer-Ruine an? In Leipzig zeigen sie in ihrem Industriedenkmal riesige Panorama-Bilder. Auch Halle setzt auf Bilder. Sternbilder: In weniger als drei Jahren soll im Gasometer auf dem Holzplatz das neue Planetarium öffnen.
Die neue Sternwarte wird ein ungewöhnliches. Als astronomische Einrichtung könnte es eine Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus entwickeln - Leipzig beispielsweise hat kein Planetarium mehr. Mehr als 14 Millionen Euro sind nun als Baukosten veranschlagt, sechs Millionen mehr als vor fast zwei Jahren vom Stadtrat beschlossen.
Kuppelsaal auf Gasometer
Im damaligen Entwurf sollte der Kuppelsaal auf den Gasometer, oben aufgesetzt werden. Darunter wäre so ein großer Veranstaltungs- und Ausstellungsraum entstanden. Das Observatorium mit dem Teleskop war auf dem Fahrstuhlturm neben dem Gasometer geplant. Geschätzte Kosten: 6,8 Millionen Euro aus dem Fluthilfefonds von Bund und Ländern, die weiteren Mehrkosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro sollten aus aus anderen Quellen, auch von Sponsoren kommen.
Der aktuelle Entwurf, über den am Mittwoch der Kulturausschuss beraten und Ende September der Stadtrat entscheiden soll, unterscheidet sich von seinem Vorgänger deutlich. Die Zwölf-Meter-Kuppel für den Sternprojektor Zeiss ZKP4 befinden sich jetzt im Erdgeschoss. Die 110 Stühle im Saal sind leicht demontierbar, so dass der städtische Raum auch für andere Veranstaltungen beziehungsweise Shows genutzt werden kann.
Bibliothek mit Computerarbeitsplätzen
Im Obergeschoss über der Kuppel sind ein Vortragsraum für etwa 80 Personen, ein Unterrichtsraum für knapp 30 Personen, eine Bibliothek mit Computerarbeitsplätzen, Büroräume mit einem Besprechungsraum sowie Toiletten geplant. Ein Vorteil der veränderten Planung: Auf dem Dach des Gasometer entsteht eine große Beobachtungsterrasse, auf der übrigens auch das Observatorium mit dem Teleskop stehen wird.
Die neue Variante ist mit 14 Millionen aber deutlich teuerer als die alte. „Im Zuge einer detaillierten Planung wurden viele Untersuchungen, etwa am Mauerwerk und im Boden, sowie Abstimmungen beispielsweise mit dem Denkmalschutz vorgenommen werden. Danach wurde die Raumplanung optimiert und die Aufteilung der Funktionen deutlich verbessert“, berichtet Judith Marquardt, Beigeordnete für Kultur und Sport. Womit konkret sich die deutlichen Mehrkosten für den Bau auf dem Industriegelände auf der Saline-Insel begründen, teilte die Stadt nicht mit.
Nach dem Hochwasser 2013
Der Stadtrat wird dem veränderten Konzept dennoch zustimmen. Denn die Millionen sind praktisch bereits da, vor einigen Wochen wurde die entsprechende Förderung bewilligt. Der Fluthilfe-Fonds übernimmt die gesamten 14 Millionen Euro, weil das jetzige Planetarium auf der Peißnitz nach dem Hochwasser 2013 als ein wirtschaftlicher Totalschaden begutachtet wurde. Dennoch wird für das Ersatzobjekt weiter Geld benötigt. So beteiligt sich der MZ-Verein „Wir helfen“ mit 150.000 Euro an der Inneneinrichtung, die von der Fluthilfe nicht übernommen wird. Das Geld hatten MZ-Leser nach der Flut gespendet.
An der sanierten, denkmalgeschützten Ziegel-Fassade des Baus der um 1900 am Saaleufer entstandenen Städtischen Gasanstalt wird übrigens der Schriftzug „Raumflugplanetarium“ befestigt. Die Buchstaben werden am alten Planetarium auf der Peißnitz demontiert und über dem Eingang befestigt. Der Schriftzug gehört zu dem wenigen, was gerettet wird, wenn das 1979 gebaute, ebenfalls denkmalgeschützte Gebäude im Überflutungsgebiet nach langen Diskussionen demnächst abgerissen wird. Erhalten bleibt als Ausstellungsstück auch alte Zeiss-Kleinplanetarium-Projektor. (mz)