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Nach Erdbeeren-Rückruf wegen Noroviren-Verdacht Nach Erdbeeren-Rückruf wegen Noroviren-Verdacht: Frost-Import stoppt Verkauf zweier Produkte aus Halle

Von Michael Tempel und Katrin Löwe 15.06.2015, 20:37

Halle (Saale)/Leipzig - In der Firma Frost-Import ist seit Ende letzter Woche nichts mehr so, wie es vorher war. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Leipzig und mit einem Produktionsbetrieb in Halle-Trotha beliefert die Discounterkette Aldi-Nord mit Tiefkühlfrüchten. Doch wie aus der Chefetage der Firma am Montag verlautete, hat die Handelskette jetzt den Verkauf zweier bestimmter Produkte aus Halle komplett gestoppt und die Ware aus den Kühlregalen geholt. Der Grund ist der Verdacht auf einen Noroviren-Befall speziell bei Erdbeeren.

Nerven angespannt

„Das ist für uns etwas völlig Neues. So etwas hat es in unserer Firma noch nicht gegeben“, sagte Geschäftsführerin Christina Christiaans. Der Tonfall, in dem sie diese Anmerkung machte, verdeutlichte: Das Krisenmanagement verlangt ihr und der gesamten Geschäftsführung alles ab. Die Nerven sind aufs Äußerste angespannt.

Wie oft Lebensmittelbetriebe kontrolliert werden, hängt vom Risiko ab. „Das ist bei Hackfleischverarbeitung naturgemäß höher als bei Mineralwasserbetrieben“, so Petra Schmidt-Rochow, Referentin im Verbraucherschutz beim Landesverwaltungsamt. Die Frequenz reiche von täglicher Kontrolle in Schlachthöfen bis hin zu einem Zeitraum von drei Jahren. Bei Tiefkühlware sei es ein halbes Jahr.

Lebensmittelkontrolleure haben 2014 in Sachsen-Anhalt rund 31.000 Kontrollen in 28.400 Betrieben durchgeführt. Dabei gab es in 4.700 Firmen Beanstandungen - von Kennzeichnungsproblemen bis zu hygienischen Mängeln.

In sieben Fällen hätten sachsen-anhaltische Hersteller Produkte aufgrund von Salmonellen oder Fremdkörpern zurückrufen müssen. Sieben Mal sei es wegen Mängeln zu vorübergehenden Betriebsschließungen gekommen.

Aldi-Nord hat demnach die aus Halle gelieferten Produkte „Erdbeeren“ und „Beerenmischung“ der Aldi-Marke „Golden Fruit“ vorerst komplett aus dem Verkehr gezogen und in Kühlhäuser eingelagert. Auch die Aldi-Töchter in Österreich und in der Schweiz haben den Verkauf von aus Halle gelieferten Tiefkühl-Erdbeeren gestoppt. Zeitgleich wurden Kunden aufgerufen, bereits gekaufte Packungen der betreffenden Produkte zurückzubringen. Frost-Import-Chefin Christiaans legte jedoch Wert auf die Feststellung: „Die Sorten, die keine Erdbeeren beinhalten, werden nach wie vor gehandelt.“

Die Noroviren, die akuten Brechdurchfall auslösen können, waren von Kontrolleuren des halleschen Gesundheitsamtes in einer Probe festgestellt worden, die aus einer aus Ägypten angelieferten Erdbeer-Tranche stammte. Daraufhin hatten Frost-Import und Aldi-Nord von sich aus die Waren zurückgerufen. „Im Augenblick analysieren wir, wie es trotz mehrfacher und strengster Kontrollen zu dieser Verunreinigung in dieser Charge kommen konnte“, so Christiaans. Der Import aus Ägypten sei gestoppt worden. Ihr zufolge gibt es in der Firma einen „strengen Qualitätsprüfplan“ mit täglichen Probenahmen.

Was der Verkaufsstopp kostet, konnte Christiaans noch nicht sagen. Sie deutete an, dass der Schaden von der Versicherung ersetzt werden könnte. Auf den Standort in Halle mit seinen 59?Mitarbeitern habe die Rückrufaktion keine Auswirkungen. Aldi-Nord werde mit weiteren vier Tiefkühlobst-Produkten beliefert. Darüber hinaus produziere man für mehrere andere Handelsketten.

34 Lebensmittel-Warnungen

Der Rückruf der Tiefkühl-Früchte ist eine von bundesweit 34 Lebensmittel-Warnungen, die auf der gleichnamigen Webseite des Bundesverbraucherministeriums für 2015 stehen. 19 der Produkte waren für Sachsen-Anhalt von Belang. In sieben Fällen bezogen sich Warnungen auf mögliche Fremdkörper: Kunststoffpartikel in Schokolade, Drahthaar in Schokoriegeln, Metallteile in Hackfleischbällchen, Glassplitter in Kirschgläsern etwa. In den anderen Fällen wurde vor einer Verunreinigung mit Viren, Salmonellen oder gesundheitsschädlichen pflanzlichen Alkaloiden gewarnt. Ein Rückruf betraf Tiefkühlfisch, bei dem in Proben „nicht zum Verzehr geeignete“ Teile anderer Fische gefunden wurden. (mz)

Anfang Juni wurde die Choco´la Ganze Nuss Schokolade 100g von PENNY (Mindesthaltbarkeitsdatum 18.01.2016) wurden mitunter Kunststoffpartikel in der Schokolade gefunden.

In den Produkten Antersdorfer Mühle Maisgrieß 500 g (Mindesthaltbarkeitsdatum 17.12.15) und Antersdorfer Mühle Minuten-Polenta 500 g (Mindesthaltbarkeitsdatum 14.01.16) wurden Anfang Mai Tropanalkaloide nachgewiesen.

CHOCQBAR Cacao Bio, CHOCQBAR Mocca Cacao Bio und CHOCQBAR Kokos Cacao Bio (Mindesthaltbarkeitsdatum 15.10. 2015) wurden am 3. Juni zurückgezogen, weil in einem der Riegel ein Drahthaar gefunden wurde.

In der medizinischen Spezialnahrung NutriniMax 500ml Pack (Mindesthaltbarkeitsdatum 3.12.2015) und Infatrini 500ml Pack (Mindesthaltbarkeitsdatum 8.2.2016) der Firma Nutricia GmbH wurden bei einer Untersuchung eine Verunreinigung mit Salmonellen festgestellt.

In dem Produkt Gutknecht Köttbullar, tiefgefroren, 1000g (Mindesthaltbarkeitsdatum 17.10.2015) der Firma Tillman’s Convenience wurden Metallfremdkörper gefunden.

Am 12. Juni wurden „Golden Fruit“ TK Erdbeeren, Charge 150606 (Mindesthaltbarkeitsdatum 28.04.2017) sowie „Golden Fruit“ TK Beerenmischung, Charge 150656 (Mindesthaltbarkeitsdatum 5.05.2017) der Frost Import GmbH aus dem Handel zurückgezogen, da bei einer Probe mit Noroviren verseuchte Früchte festgestellt wurden.