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MZ-Serie MZ-Serie: Armenische Kirche feiert Weihnachten im Januar

Von SILVIA ZÖLLER 23.12.2012, 17:37

Halle (Saale)/MZ. - "Die Weihnachtszeit dauert bei uns von der Geburt und Taufe Christi bis zu seinem Namenstag am 13. Januar", erklärt Pfarrer Gnel Gabrielyan.

Für ihn ist das Weihnachtsfest mit ziemlich viel Reisen verbunden. Denn während dieser Zeit ist es Tradition, dass der Geistliche die Häuser der Gemeindemitglieder segnet. Und das sind für ihn nicht nur die der Familien aus Halle und Umgebung - es geht bis nach Leipzig und Erfurt. Vielmehr gehört der gesamte norddeutsche Raum in sein Gebiet mit etwa 7 000 Gläubigen. "Die armenisch-apostolische Kirche in Deutschland wird nur von fünf Pfarrern betreut", sagt der 28-Jährige, der seit zwei Jahren in Halle lebt.

Die armenische Kirche ist eigenständig, sie ist sowohl von der evangelischen als auch von der katholischen unabhängig - und rund 98 Prozent der Armenier gehören der armenisch-apostolischen Kirche an.

Für die gläubigen Armenier beginnt das Weihnachtsfest nicht mit einer Adventszeit, sondern mit Fasten. Waren früher 50 Tage Fastenzeit Tradition, so ist heute der Verzicht auf Fleisch und Milch ab dem 30. Dezember üblich. Am 5. Januar abends wird mit dem Lichterfest quasi Heiligabend gefeiert: "Bei einer Abendliturgie werden Kerzen angezündet und den Gemeindemitgliedern gegeben, damit sie sie mit nach Hause nehmen können." Das symbolisiert das Licht, das die Hirten zur Krippe Jesu geführt habe. Danach ist das Fastenbrechen Tradition. Es gibt ein üppiges Mahl mit Fisch, Ei, Wein und dem Gericht Plav, eine Mischung aus Reis und Rosinen.

"Bis ins 5. Jahrhundert haben alle Kirchen das Weihnachtsfest am 6. Januar gefeiert", meint Pfarrer Gabrielyan. Der Termin 25. Dezember für das Weihnachtsfest habe sich erst später durchgesetzt. Doch die Armenier, die stolz darauf sind, dass ihr Land der erste christliche Staat der Welt ist, führen die Tradition fort und feiern Weihnachten weiter am 6. Dezember. In Armenien ist der apostolische Glaube seit dem Jahr 301 Staatsreligion.

Den hohen Weihnachts-Feiertag hat Gnel Gabrielyan in Armenien schon in einem nicht für jedermann möglichen Rahmen verbracht. Und zwar mit dem Kirchenoberhaupt der armenischen Kirche, dem Katholikos, vergleichbar mit dem Papst der katholischen Kirche. Denn jedes Jahr am 6. Januar segnet der Katholikos die 303 gebaute Hauptkathedrale in Edschmidazin und nimmt mit den Mönchen des Klosters ein Abendessen ein. Als Student des angeschlossenen geistlichen Seminars hat Gabrielyan mehrfach an dieser Zeremonie teilgenommen: "Das ist schon etwas ganz Besonderes."