Mietstreit in Halle Mietstreit in Halle Saale: Ehepaar soll nach 53 Jahren DDR-Block verlassen

Halle (Saale) - Dass sich die Wohnungsgenossenschaft WG Eisenbahn keine Mühe gibt, kann man ihr wirklich nicht vorwerfen. Trotzdem knirscht es zwischen ihr und einem betagten Mieter-Paar in der Trothaer Plutostraße seit Monaten gewaltig. In den DDR-Block, in dem die beiden Rentner wohnen, will die WG im kommenden Jahr unter anderem einen Aufzug, neue Balkone und Badezimmer einbauen.
Die Mieter müssen während der Arbeiten in eine andere Wohnung ziehen, wenn sie nicht ein halbes Jahr Dreck, Lärm und Bauarbeiter im Haus ertragen wollen. Doch Hans (82) und Margot Sossna (78) wollen das nicht hinnehmen. Ein Umzug kommt für sie nicht in Frage.
Rentner in Halle will nicht ausziehen: „Ich kann vor Sorgen gar nicht mehr schlafen“
„Ich kann vor Sorgen gar nicht mehr schlafen“, sagt der Rentner, der sich Jahrzehnte lang um die Blumenbeete vor dem Haus kümmerte und sich von seinem Vermieter nun allein gelassen fühlt. Die Möbel würden einen Umzug nicht unbeschadet überstehen, da helfe es auch nicht, dass die Wohnungsgenossenschaft den Sossnas mittlerweile die kostenlose Nutzung einer Umzugsfirma angeboten habe. Doch die größte Angst vor einem Umzug hat Margot Sossna. Sie ist auf einem Auge blind, auf dem anderen hat sie nur noch zehn Prozent Sehkraft.
Die 78-Jährige argumentiert, dass sie sich in einer neuen Umgebung nicht zurecht finden würde. Einkaufsmöglichkeiten, Frisör, Fußpflege - all das ist für sie jetzt fußläufig zu erreichen. „Ein Umzug kommt nur im Notfall in Frage“, sagt sie mit großer Bestimmtheit.
Wohnungsgenossenschaft WG Eisenbahn in Halle hält an der Sanierung fest
Doch die Wohnungsgenossenschaft hält an der Sanierung fest. Sie sichere eine Vermietung der Wohnungen für die kommenden 20 Jahre. „Ein Personenaufzug für jeden Hauseingang und großzügige Balkone für jede Wohnung sind hierfür unserer Meinung nach Voraussetzungen“, sagt WG-Vorstand Ulrich Hauser. Die Auswirkungen für die Sossnas wolle sein Unternehmen so gering wie möglich halten.
So sucht die Wohnungsgenossenschaft bereits nach ähnlichen Wohnungen in Trotha. In den kommenden Tagen haben die Rentner einen Besichtigungstermin in der mehr als einen halben Kilometer entfernten Victor-Klemperer Straße. Doch sie sind skeptisch, ob die Wohnung sie überzeugen wird, zumal sie mit drei Räumen ein Zimmer mehr hätten als bisher. Das würde sich auch im Preis niederschlagen.
„Wir zahlen jetzt eine Warmmiete von 290 Euro“, sagt Magot Sossna. Die neue Wohnung soll allein an Kaltmiete 330 Euro kosten. WG-Vorstand Hauser sagt: „Beim Mietpreis finden wir sicher eine Lösung. Wir sind da ja nicht engstirnig und verklemmt.“ Doch die Sossnas winken ab. Ein Umzug, egal wie viel Hilfe es gibt, sei für sie eine zu große Belastung. (mz)