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Meisterprüfung Meisterprüfung: Der Traum vom eigenen Geschäft

Von Sylvia Pommert 01.10.2001, 19:34

Halle/MZ. - Ausführlicher Erklärungen der Hostessen im Maritim-Hotel hätte es gar nicht bedurft. Auf die Frage: "Wo geht es zur Prüfung der Bäckermeister?" hätte der Hinweis "immer der Nase nach" genügt. Unweigerlich wäre der Besucher im Händel-Salon gelandet.

Dort hatten am Montag angehende Bäckermeister ihre Arbeiten aufgebaut. Tafeln voller Kuchen, Kekse, Zöpfe, Brote, Torten, Brötchen, Hörnchen und Kanapees wurden vormittags von einer Jury begutachtet und am Nachmittag von Besuchern bestaunt.

Marcel Dawal war einer von neun Bäckergesellen, die sich in den letzten vier Monaten berufsbegleitend auf den Meisterbrief vorbereiteten. Der 23-Jährige aus dem Saalkreis, der ansonsten in der halleschen Bäckerei Weigelt arbeitet, zeigte an Tisch sieben, was er gelernt hat. Schon am letzten Freitag hatte Marcel Dawal mit der Herstellung der Prüfungs-Stücke begonnen. Und am Prüfungstag selbst hatte der Wecker um fünf Uhr morgens geklingelt. Schließlich wollte der junge Mann sein Gebäck im Maritim ansprechend präsentieren und Kanapees frisch zubereiten. Bäckermeister Walter Engelhardt, Konditormeister Rolf Gaede und Innungsobermeister Eckhard Boltze - alle Mitglieder der Prüfungsjury - waren sich einig: Die Dawalschen Leckereien verdienten eine glatte Eins. Noch gestern erhielt Marcel den "kleinen Meisterbrief". Den großen, repräsentativen, der dann ins eigene Geschäft gehängt werden kann, gebe es später, so Obermeister Boltze.

Eile hat es damit nicht, denn das eigene Geschäft ist vorerst noch ein Traum, meinte der frischgebackene Meister Dawal gestern. Ein Traum allerdings, den er sich auf alle Fälle erfüllen will. Genauso zielstrebig, wie er einst darauf bestanden hatte, seinen Traumberuf Bäcker zu erlernen.

Für Innungsobermeister Eckhard Boltze ist so ein Prüfungstag auch immer ein Festtag. "Das Bäckerhandwerk hat Zukunft", meinte er gestern mit Blick auf die neun neuen Meister. Und trotz der gewöhnungsbedürftigen Arbeitszeiten mangele es auch nicht an Lehrlingen in den rund 450 Bäckereien Sachsen-Anhalts. Etwa 40 Betriebe zähle die Innung allein in Halle und dem Saalkreis. Meisterlehrgänge und -prüfungen biete die Innung jährlich an, so Boltze. Das sei in anderen Gegenden nicht die Regel. Kein Wunder, dass die Meisterbriefe gestern also auch an Leipziger und Helmstedter gingen.