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Leser-Erinnerungen an Thälmannplatz Leser erinnern sich an alten Thälmannplatz in Halle: Potemkinsches Grün zum 1. Mai

27.04.2018, 05:00
Der heutige Riebeckplatz um 1920. Damals fuhren die Straßenbahnen auch durch die Leipziger Straße, die auf dieser Aufnahme links oben von dem Platz abzweigt.
Der heutige Riebeckplatz um 1920. Damals fuhren die Straßenbahnen auch durch die Leipziger Straße, die auf dieser Aufnahme links oben von dem Platz abzweigt. MZ-Archiv

Halle (Saale) - Der Riebeckplatz soll wieder Tor der Stadt werden. Aber auch in den 1960er Jahren wurde er bereits komplett umgestaltet - und hieß damals noch Thälmannplatz. Die MZ hat Leser aufgerufen, ihre Erinnerungen aufzuschreiben.

Der 74-Jährige Volker Reichardt berichtet: „Zur Demonstration am 1. Mai 1963 hatte sich die höchste SED-Partei-und Staatsprominenz angesagt. Der VEB Garten- und Landschaftsgestaltung bekam den Auftrag, das riesige ,Hinterland’ im Bereich der geplanten Tribüne bis hin zur beginnenden heutigen Delitzscher Straße in einen annehmbaren Zustand zu versetzen. Die Tribüne wurde in dem Bereich der heute in die Magdeburgerstraße einmündenden Volkmannstraße errichtet. In dem Gelände dahinter bis zu den Gleisanlagen der Bahn wurden Trümmer der ehemaligen Hotels leidlich niveaugleich einplaniert.“

Thälmannplatz in Halle: Erinnerung an eine Baumpflanzaktion im Winter 1962/63

Reichardt erinnert sich auch an eine Baumpflanzaktion im Winter 1962/63: „Es wurden am Rand der Heide ausgewachsene Laubbäume für die Umsetzung mittels sogenannter Frostballen vorbereitet. Die Baumgruben im Durchmesser von circa fünf Metern wurden teils per Hand, teils mit dem Greifer ausgehoben. Dabei stießen wir flächig auf Kellergewölbe der ehemaligen Gebäude am Thälmannplatz und im Verlauf der beginnenden heutigen Magdeburgerstraße. Wir sollten die Tonnengewölbe aufbrechen und nach Notwendigkeit Grundmauern enttrümmern, damit die Wurzelballen hineinpassen. “ Da aber nur eine dünne Schicht Erde eingefüllt wurde, starben die frisch gepflanzten Bäume ab.

Es folgte Plan zwei: „Dann fuhren Tag und Nacht Lastwagen Kulturboden an. Zwischen den von uns angelegten wassergebundenen Wegen wurden Rasenflächen angelegt. Es herrschte kurz vor dem 1. Mai eine Hektik, denn teilweise waren wir durch den Untergrund in Verzug geraten. Deshalb waren Überstunden und Nachtarbeit an der Tagesordnung.“

Das Gelände präsentierte sich zum 1.Mai 1963 dann doch noch - wie gewünscht - im satten Grün mit Sträuchern und austreibenden Bäumen. „Aber jeder wusste, es war nur Makulatur, die aufgrund der flächigen einplanierten Trümmermassen bis in mehreren metertiefen Schichten sehr bald ihre Wirkung verliert.“

››Kennen Sie auch noch Geschichten vom Thälmannplatz? Zusendungen unter [email protected] oder per Post an Saalekurier, Delitzscher Straße 65, 06112 Halle. (mz)